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Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)

Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)

Titel: Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
Autoren: Kate Sherwood
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Kapitel 1

    D AN gefällt die Routine seiner Arbeit, der Rhythmus des Ganzen. Ihm gefällt, dass die Pferde erwarten um sechs, zwei und acht Uhr gefüttert zu werden und versuchen ihre Boxen auseinanderzunehmen, wenn diese Erwartung nicht erfüllt wird. Ihm gefällt es, dass jedes bisschen Ausrüstung im Stall seinen Platz hat und dass jedes Stück Sattel- und Zaumzeug an seinem eigenen Haken oder auf seinem eigenen Halter ruht. Und ihm gefällt das Reiten, der Ablauf von Aufwärmen – Arbeiten – Pause – Arbeiten – Abkühlen. Es erlaubt ihm, seinen Verstand ein wenig abzuschalten, erlaubt ihm, mit dem Denken aufzuhören und einfach nur zu tun. Zu sein.
    Deshalb begrüßt er es nicht gerade, wenn etwas diesen Rhythmus unterbricht. Molly und Karl wissen das und versuchen normalerweise, ihn vor solchen Störungen zu schützen. Nicht, weil er eine Primadonna ist, sondern weil sie fürsorgliche Menschen sind – fürsorgliche Menschen, die es nicht mögen, wenn ihr Cheftrainer potenzielle Käufer anschreit.
    Sie bemühen sich, doch sie bemühen sich nicht immer genug – das stellt Dan fest, als er Molly am Rand der Reitbahn winken sieht. Er seufzt und pariert Chaucer zum Schritt durch. Und dabei waren sie gerade dabei gewesen, Fortschritte zu machen, denn der große Wallach schien endlich begriffen zu haben, dass sein Kopf beim Wechseln der Gangart nicht jedes Mal in Richtung Himmel zeigen muss. Um ihn noch einmal daran zu erinnern, lässt Dan Chaucer antraben, als er zu Molly hinüberreitet, und geht dann wieder zum Schritt über. Da Chaucers Kopf beide Male da bleibt, wo er hingehört, klopft Dan ihm anerkennend den Hals und lässt die Zügel lang.
    Molly ist kraftvoll und sportlich, aber mittleren Alters, und Dan ist nicht daran gewöhnt, sie wie einen Teenager herumzappeln zu sehen. „Die Leute aus Kalifornien sind zu früh. Robyn holt gerade Monty vom Paddock, aber er ist natürlich schmutzig. Du musst ihr helfen, ihn aufzupolieren.“
    Das hört Dan nicht gern. „Wenn die sich von ein bisschen Schlamm abschrecken lassen, haben sie Monty nicht verdient.“
    Mollys Aufregung schlägt ziemlich schnell in Frustration um. „Du kannst mir sagen, wer welches Pferd verdient , wenn du hier dir Rechnungen bezahlst. Bis dahin brauchen wir dringend einen Verkauf, und dabei wird nicht der Käufer beurteilt, sondern das Pferd.“ Sie dreht sich um und geht auf den Stall zu, doch dann hält sie inne und kommt ein paar Schritte zurück. „Benimm dich bloß. Diese Leute schwimmen im Geld. Die könnten den ganzen Stall hier mit dem Kleingeld in ihren Hosentaschen kaufen.“ Sie sieht aus, als wollte sie noch mehr sagen, doch da kommt ein Grüppchen von Leuten aus dem Stall, und sie setzt wieder ihr fröhliches Gesicht auf und geht ihnen entgegen.
    Um den Leuten auszuweichen, nimmt Dan mit Chaucer den Ausgang am anderen Ende der Reitbahn. Der Wallach schwitzt noch von der Arbeit und Dan möchte nicht, dass er im kühlen Frühlingswind steht. Als er die Stalltür erreicht, steigt er vom Pferd, sattelt es schnell ab und legt ihm eine Abschwitzdecke über den Rücken. Die dünne Decke wird verhindern, dass sich das Tier erkältet, doch Dan möchte es trotzdem vernünftig abkühlen. Die Führmaschine funktioniert schon seit Wochen nicht mehr und ist noch immer nicht repariert worden. Dan denkt einen Moment darüber nach, wie wichtig dieser Verkauf wirklich ist. Molly hat recht: Dan hat mit den Finanzen des Stalls nichts zu tun und kann deshalb die Lage nicht richtig einschätzen. Es scheint niemals genug Geld da zu sein, doch das ist schon immer so gewesen. Stehen die Dinge jetzt noch schlechter als sonst? Dan zwingt sich dazu, nicht weiter über die möglichen Ursachen finanzieller Probleme nachzudenken. Er befindet sich an seinem Arbeitsplatz – nicht der richtige Ort für Sentimentalitäten.
    Robyn hat Monty bereits angebunden und ist dabei, ihn wie besessen mit dem Striegel zu bearbeiten. Der Hannoveraner hat noch nicht sein ganzes Winterfell verloren. Obwohl er kurzgeschoren ist, lösen sich neben dem Schlamm auch Haare. Dan muss sich eingestehen, dass das Pferd tatsächlich schlimm aussieht und Robin etwas Hilfe gebrauchen könnte. Er fährt mit der Hand an Chaucers Brust entlang und fühlt, dass dieser immer noch warm ist und schwitzt.
    „Ich kann ihn führen, wenn Sie wollen“, bietet eine Stimme hinter Dans Rücken an und als Dan sich umdreht, kann er vor dem hellen Sonnenlicht, das von draußen hereindringt, nur
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