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Kokoschkins Reise

Kokoschkins Reise

Titel: Kokoschkins Reise
Autoren: Hans Joachim Schädlich
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EINSCHIFFUNG IN SOUTHAMPTON
    8.   September 2005
     
    Um 12   :   00   Uhr landete Kokoschkin in London-Heathrow.
    Bei der Kontrolle von Kokoschkins Handgepäck in Berlin-Tegel war ein kleines Schweizer Taschenmesser entdeckt worden, das Kokoschkin abgeben mußte.
    Nachdem Kokoschkin in Heathrow die Paßkontrolle hinter sich gebracht, seinen Koffer vom Band genommen und auf einen Gepäckwagen gehoben, schließlich den Zoll passiert hatte, sah er in der Empfangshalle Frauen, die Schilder mit dem Namen und Logo der Reederei hochhielten. Er machte halt bei einer dieser Frauen und folgte ihr sogleich mit anderen Leuten zum Sammelpunkt. Auf dem Weg bemerkte Kokoschkin, daß die meisten Leute der Gruppe eine Art Banderole, weiß, circa vier Zentimeter breit, um die Griffe ihrer Koffer geschlungen hatten. Er erinnerte sich, daß er im vorderen Fach der schwarzen ledernen Ticketbörse zwei solche Papierbänder gesehen hatte.
    Am Sammelpunkt angekommen, nahm er eines der Papierbänder aus der Ticketbörse und schrieb die verlangten Angaben darauf: Name, Straße, Ort, Land, Telefonnummer, Deck- und Kabinennummer (die beide auf dem Ticket standen), zog das Papierband um seinenKoffergriff und drückte die selbstklebenden Enden zusammen.
    Seit Berlin-Tegel hatte Kokoschkin mit niemandem gesprochen, abgesehen von der Stewardess im Flugzeug. Die Frauen mit den Schildern waren verschwunden. Die Wartenden standen oder saßen bei ihren Gepäckwagen, die meisten schwiegen.
    Es erschien eine geschäftige Frau mit einem Schreibblock in den Händen; sie verkündete, nun werde man in Busse einsteigen. Kokoschkin gehörte nicht zu den ersten, die aus der Halle geleitet wurden. Als er an die Reihe kam, waren noch fünf Reisende übrig. Kokoschkin reihte sich als letzter ein. Er folgte den vieren und der Frau. An einer Barriere kurz vor dem Bus mußten die Gepäckwagen abgestellt werden. Es fiel Kokoschkin schwer, seinen Koffer von der Barriere bis zum Bus zu rollen, wo der Fahrer ihn verstaute.
    Im Bus setzte Kokoschkin sich in die vorletzte Reihe, rechts. 13   :   30   Uhr verließ der Bus den Flughafen Heathrow. Drei Reihen vor Kokoschkin saß ein junger Mann, der sich Notizen machte.
    Wenige Autos auf der Autobahn nach Südwesten. Sonne über dem Grün der Grafschaft Berkshire, nahe Windsor Castle. Kokoschkin nickte ein. Vor dem Hinweis auf Winchester war Kokoschkin wieder wach. Um 15   :   00   Uhr hielt der Bus vor Gate 4 der Eastern Docks in Southampton.
    Einige Schritte vom Bus bis zur Abfertigungshalle. Kokoschkin wurde zu einem Schalter gewiesen.
    «Ticket und Paß, bitte.»
    «Fingerabdruck, bitte.»
    «Schauen Sie in die Kamera, bitte.»
    Nach einigen Minuten hielt Kokoschkin eine Plastikkarte mit Magnetstreifen in Händen: Foto, Name, Geburtsdatum, Nationalität, Paßnummer und Gültigkeit von bis, Einschiffung Southampton 8.   September 2005, Ausschiffung New York City 14.   September 2005: Die Karte soll zur Identifikation, als Kabinenschlüssel, als Scheckkarte für Zahlungen an Bord dienen.
    Von der Abfertigungshalle ins Schiff – ein Schritt.
    Zwei Stewardessen begrüßten Kokoschkin.
    Kokoschkin nannte seine Kabinen- und die Decknummer. Die eine Stewardess sagte: «Sie können mit einem Aufzug hinauffahren.» Die andere sagte: «Sie können auch die Treppe nehmen.»
    Er ging die Treppe hinauf, ging einen Gang entlang, der ihm endlos vorkam, stand vor seiner Kabinentür. Es kam ein Steward: «Ich bin Ihr Steward. Mein Name ist Philipp. Wenn Sie etwas fragen möchten oder brauchen – hier ist meine Telefonnummer.»
    Kokoschkin gab ihm 10   Dollar und fragte: «Wo ist mein Koffer?»
    «Der wird in Kürze gebracht. Das Personal stellt ihn neben die Kabinentür.»
    Kokoschkin betrat seine Kabine. Er fand ein Schreiben vor, das zu 17   :   00   Uhr auf Deck 7 bat: Man möge üben kommen, wie das Leben zu retten sei mittels einer Rettungsweste.
    Zuvor nehme man die Weste, die sich in der Kabine finde, in beide Hände und ziehe sie sich über den Kopf, mit den Reflektoren nach vorn. Man drücke die beiden Teile so zusammen, daß sich die Klettverschlüsse verbinden. Sodann ziehe man den Gurt um die Taille und schließe die Schnalle. Den Gurt so eng wie möglich ziehen, dabei die rechte Seite der Rettungsweste festhalten! An der Rettungsweste befinde sich ein Licht, das im Wasser automatisch aufleuchte, und eine Pfeife.
     
    Bis 17   :   00   Uhr blieb noch Zeit. Kokoschkin wollte zuerst vom obersten Deck aus
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