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Blackout (German Edition)

Blackout (German Edition)

Titel: Blackout (German Edition)
Autoren: Alice Gabathuler
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1
    M usik wummerte aus den Lautsprecherboxen und füllte zusammen mit lautem Stimmengewirr die Luft. Nick und Carla drängten sich durch die Menge zur Theke. Immer wieder blieb Carla stehen, wechselte hier ein paar Worte und küsste dort ein paar Wangen. Jedes Mal stellte sie ihn vor, als ob nicht schon jeder wusste, wer er war: der arrogante Idiot, dem es Thomas und seine Gang mal so richtig gezeigt hatten. Meistens erntete er ein kurzes Nicken in seine Richtung, manchmal auch einen neugierigen Blick. Aber niemand machte ihn blöd an. Er gehörte zu Carla, also ließ man ihn in Ruhe. Trotzdem atmete er auf, als sie endlich die Bar erreichten.
    Nick überließ Carla den einzigen freien Hocker und blieb dicht neben ihr stehen. Sie bestellte einen Saft, Nick fand, er habe ein Bier verdient nach diesem Spießrutenlaufen. Er legte seine Hand auf ihren Arm und schaute sie an. Sie grinste. »Nichts zu danken.«
    Er grinste zurück und fühlte sich plötzlich richtig wohl. Der Schuppen gefiel ihm. Schwarze Wände, dicht behängt mit alten Konzertplakaten, ein abgewetzter Dielenbodenund metallene runde Tische überall im Raum verteilt. In der Ecke eine Musikanlage, hinter der ein Typ mit wirrem Haar in seiner Plattensammlung wühlte, auf der Suche nach dem perfekten Song. Platten, keine CDs. Nick beschloss, später bei ihm vorbeizugehen und sich die Scheiben näher anzusehen. Auf einer kleinen Tanzfläche bewegten sich ein paar Körper im Takt der Musik.
    »Komm, tanz mit mir«, sagte Carla.
    »Muss das sein?«
    Sie schnitt eine Grimasse. »Ja, das muss sein!«
    Er folgte ihr auf die Tanzfläche. Ihm gefiel, wie sie sich zur Musik bewegte. Sie lachte ihm zu. Später würde er sich immer und immer wieder an diesen Augenblick erinnern, den letzten, in dem er sie glücklich gesehen hatte.
    Nach ein paar Songs hob Carla die Hand und mimte eine Trinkbewegung. Sie gingen zurück an die Bar und tranken ihre Gläser aus.
    »Noch eins?«, fragte der Typ hinter der Theke.
    »Ja, noch eins … und noch einen Saft«, antwortete Nick und wunderte sich, wie komisch er klang. Er wollte in seine Hosentasche greifen, um das Geld herauszuziehen, doch er griff daneben. Jemand rempelte ihn an. Er verlor das Gleichgewicht und taumelte gegen die Theke.
    »Carla, ich muss mal schnell an die frische Luft.«
    Ihm war speiübel. Die Gesichter um ihn herum verschwammen zu einer undeutlichen Masse. Der Boden unter seinen Füßen begann zu wanken. Er torkelte. Carla sprang von ihrem Hocker und stützte ihn.
    »Was ist?«, fragte sie.
    Er verstand sie kaum. Immer schneller drehte sich alles um ihn. Carla schleppte ihn mehr oder weniger zum Ausgang.Draußen sah er, wie sie ihren Mund bewegte, aber er hörte sie nicht. Seine Beine gaben nach und er glitt zu Boden. Ihr Gesicht löste sich auf, die Farben verschwanden. Er wollte seinen Arm nach ihr ausstrecken, aber er fühlte ihn nicht mehr. Ein schwarzes Loch raste auf ihn zu und verschlang ihn.

2
    I n Nicks Kopf hämmerte es, sein Mund war trocken. Nur mit viel Anstrengung gelang es ihm, die Augen zu öffnen. Da war nichts, nur ein undurchdringliches Grauschwarz. Er wollte wieder in einen schon vergessenen Traum zurück, aber ein Gedankenfetzen in seinem verwirrten Kopf hinderte ihn daran. Irgendetwas stimmte nicht.
    Er tastete mit den Händen seine Umgebung ab. Harter Boden. Lose Steine. Es stank nach Alkohol und Erbrochenem. Hatte er sich einen Drogencocktail reingekippt? Er blinzelte. Jeder einzelne Lidschlag fühlte sich an, als könne er seinen Schädel zum Explodieren bringen. Nick blieb liegen und wartete darauf, dass die Welt aufhörte sich zu drehen, doch sein Körper fuhr weiter Achterbahn und tauchte in den nächsten Traum.
    Er trieb schwerelos unter der Wasseroberfläche, ohne Luft holen zu müssen. Bunte Fische umkreisten ihn, Quallen schwebten lautlos an ihm vorbei, Algen bewegten sich im Rhythmus eines seltsamen Liedes. Dann wurde das Wasser unvermittelt kalt, es gefror und Nick war unter der Eisfläche eingeschlossen. Er wollte schreien,aber sein Mund füllte sich mit Wasser. Durch einen langen, dunklen Tunnel glitt er von einem Traum zum anderen.
    Hände griffen nach seinen Armen, zerrten an ihm. Jemand schlug ihm ins Gesicht.
    »Hörst du mich?«
    Er wollte etwas sagen, doch aus seinem Mund kam nur ein Stöhnen.
    »Junge, wach auf!«
    Langsam, ganz langsam bewegte er seinen Kopf. Sie sollten aufhören ihn zu schütteln!
    »Er ist nicht ansprechbar«, rief eine Stimme. »Steht
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