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0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten

0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten

Titel: 0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten
Autoren: Delfried Kaufmann
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gewöhnlicher Wisch, aus irgend einem Heft gerissen. Der Text war in Blockbuchstaben geschrieben und lautete:
    »16., fünf Uhr, alle, für eine Woche einrichten.«
    »Sechzehnten?« sagte Phil. »Das ist heute.«
    »Und fünf Uhr bedeutet sicherlich fünf Uhr morgens. — Das ist eine Nachricht des Mississippi-Piraten. Er sammelt für fünf Uhr morgens seine Leute. — Zum Teufel, wenn wir nur wüßten, wo der Treffpunkt ist. — Dieser verrückte Subot verrät uns das nicht.«
    »Probieren Sie es mit Prügel«, riet Cummingham. »Ich wette, auf diese Weise bekommen sie ihn zum Reden.«
    »Geht nicht, Slim. Ich bin kein Privatmann, und schon gar nicht bin ich ein Folterknecht.«
    Ich glaube, der Alte zuckte die Achsel, um auszudrücken, daß er uns für idiotisch rücksichtsvoll hielt.
    »Wechsle ’rüber in den ›Springer‹«, bat ich meinen Freund.
    »Cummingham soll mich noch einmal zu dem Hausboot der Subots rudern. Vielleicht können wir einen Hinweis finden, wo sich der Treffpunkt befindet. Nimm Subot mit ’rüber, aber paß auf, daß er ruhig bleibt. Wenn er im Rennboot neues Theater macht, wirft er leicht den ganzen Kahn um.«
    Der Bootswechsel war gar nicht einfach, aber es ging. Ein Blick auf die Armbanduhr überzeugte mich, daß es kurz nach Mitternacht war. Wenn wir uns irgendwo bei diesem Treffen um fünf Uhr morgens einschalten wollten, so mußten wir uns beeilen.
    Ich nahm selbst eines der Ruder. Der Strom trug uns schnell abwärts. Wir brauchten nur die Diagonale einzuhalten. Je näher wir dem Ufer kamen, desto wilder und unruhiger wurden die Wirbel und Stauungen. Undeutlich, schwärzer noch als der Himmel, tauchten die Umrisse von Hausbooten vor uns auf.
    »Das nächste ist das von Subot«, flüsterte Cummingham. Wir steuerten es an. Ich griff nach der Halteleine, die jedes Hausboot an der Flußseite besitzt, und als ich sie hielt und damit auch unseren Kahn, hörte ich eine Stimme aus der Dunkelheit unmittelbar über meinem Kopf sagen:
    »Da bist du ja, Jean. — Wo warst du?«
    Wie der Blitz war ich auf der Plattform. Unser Boot trieb sofort ab. Ich packte zu, griff in Stoff, tastete durch den Stoff hindurch die Kehle eines Mannes, aus der ein Schreckensruf drang. Im nächsten Augenblick hatte ich den Burschen heruntergerissen, auf die Plattform geworfen und kniete auf seiner Brust.
    »Cummingham!« rief ich.
    Slim hatte Mühe gehabt, das Boot, das wegschoß, als ich los ließ, wieder in die Gewalt zu bekommen. Er ruderte noch gegen den Strom, näherte sich, schlang geschickt trotz der Finsternis das Bugseil um einen Pfahl und brachte den Kahn längsseits.
    »Hier!« rief er.
    »Die Taschenlampe!«
    Sie blitzte auf, der Strahl tastete sich durch den Regen und richtete sich auf das, was unter mir lag.
    Auf den ersten Blick sah es aus wie ein Bündel Stoff, aber daß unter und in dem Bündel ein Mann stak, hatte ich gefühlt und gehört. Der Bursche trug den Kittel und die weiße Kapuze der Cu-Clux-Claner. Ich erkannte das Weiße seiner Augen in den Augenschlitzen. Ich riß ihm das lächerliche Ding herunter und sah das Gesicht eines blonden Burschen, der kaum älter als Jean Subot sein mochte.
    »Das ist Allan Rugger«, meldete sich Cummingham. »Subots Freund.«
    Ich ließ los und erhob mich.
    »Hoch mit dir!« befahl ich.
    Er raffte sich auf. Offenbar wußte er immer noch nicht richtig, was eigentlich mit ihm geschehen war.
    »Allan Rugger also«, wiederholte ich Cumminghams Worte. »Allan Rugger holt seinen Freund Jean Subot ab, um sich mit dem Mississippi-Piraten zu treffen und gemeinsam auf neue Raubfahrt auszugehen. Damit ist Schluß, Allan!« Ich schwenkte die Taschenlampe ein wenig, so daß der Strahl in mein Gesicht fiel, und Rugger wußte, mit wem er es zu tun hatte.
    Ich glaube, er fühlte sich miserabel. Der weiße Kittel klebte auf dem Ölzeug, das er darunter trug. Sein blondes Haar hing ihm tief in dem klatschnassen Gesicht. Er schien mir nicht aus dem harten Holz wie Subot, und ich tastete mich an ihn heran.
    »Kommt John Past auch noch?« fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf und brachte ein halb ersticktes »Nein« heraus. »Warum nicht?« fragte ich.
    »Er will nicht mehr mitmachen, Seitdem Crow tot ist, sagt er, habe er die Nase voll.«
    »Und du bist wohl auch nicht leichten Herzens hier erschienen, habe ich den Eindruck.«
    Er senkte den Kopf. »Es geht doch um die Sache«, antwortete er leise. »Ich habe nie geglaubt, daß es Tote dabei geben könnte.«
    »Schon als ihr
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