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0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten

0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten

Titel: 0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten
Autoren: Delfried Kaufmann
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den ersten Frachter in die Luft jagtet, gab es Schwerverletzte. Du hättest dir denken können, daß eines Tages noch Schlimmeres passieren würde.«
    Er senkte den Kopf noch tiefer und antwortete nicht.
    »Wo ist der Treffpunkt?« fragte ich sachlich und wie nebenbei.
    »Wie immer, auf dem Fluß«, antwortete er bereitwillig.
    »Wo auf dem Fluß?«
    Er sah mich erstaunt an, als wundere er sich, daß ich das nicht auch wüßte.
    »Irgendwo abwärts von hier. Das Boot nimmt uns auf.«
    Wundern Sie sich nicht, daß er so bereitwillig antwortete. Ich glaube, dieser Allan Rugger war wie erlöst, daß nun endlich geschehen war, was er wohl schon seit langem fürchtete. Diese Jungens vom Ufer des Mississippi konnten ja nicht als gewöhnliche Gangster betrachtet werden. Sie waren Abenteurer aus Idealismus, wie sie im Süden der Staaten oft genug geboren werden.
    Mir zuckte ein Gedanke durchs Gehirn.
    »Ihr tragt schon Kapuze und Kittel, wenn das Motorboot euch aufnimmt?«
    »Ja, wir streifen sie meistens auf dem Fluß über. Heute zog ich sie gleich an, weil ich dachte, daß in solch einer Nacht doch kein Mensch unterwegs ist.«
    »Hast du eine Ahnung, wo Subot seine Vermummung versteckt hat?«
    »Ich glaube, im Stallanbau.«
    »Komm mit!«
    Die Hütten auf den Hausbooten haben alle einen mehr oder weniger großen Anbau, in dem die Flußleute Hühner, auch schon mal eine Ziege halten. Die Tür war unverschlossen. Es lag ein großer Stapel Heu darin, und als ich es ein wenig durchwühlte, fand ich ein in Papier gewickeltes Paket mit dem weißen Kittel und der Kapuze.
    Allan Rugger vor mich herschiebend, ging ich wieder ins Freie.
    »Slim«, fragte ich Cummingham, »ist das Funksprechgerät im Boot?«
    »Ja, ich glaube im Segeltuchpacken mit den Waffen und Werkzeugen.«
    »Rufen Sie meinen Kollegen!«
    Er lachte dünn. »Sicherlich kann ich viel, Mr. Cotton, aber mit dem Ding kann ich nicht umgehen.«
    Ich ließ mir den Apparat geben. Ich wußte, mein Gerät lag eingewickelt in Segeltuch unter der Schutzdecke. Wenn ich Glück hatte, mußte Phil den Summerton hören.
    Ich drehte die Handkurbel, drehte noch einmal und lauschte. Ich kurbelte, als gelte es, ein Pfund Kaffee zu mahlen. Hallo, da war Phils Stimme.
    »Ich höre! Ich höre!«
    »Wir sind im Hausboot der Subots. Komm mit dem Boot ’rüber! Wirst du es finden?«
    »Ich hoffe. Gib mir ein Lichtsignal, sobald du den Motor hörst. Ende!«
    Zehn Minuten später hörten wir das Knattern der ›Mississippi‹ durch das Regenrauschen. Ich blinkte mit der Lampe. Phil drehte den ›Springer‹ elegant in den Strom und steuerte ihn vorsichtig an den Steg heran. Wir leinten ihn fest. Phil erkletterte die Plattform.
    »Subot hat bestimmt ’ne Gehirnerschütterung. Er begann doch wieder zu toben, und ich mußte ihn niederschlagen«, sagte er.
    »Keine Zeit für Späße. — Hier ist noch einer von der Sorte, der seinen Freund Jean zum Treff abholen wollte. — Hör zu, wie wir es machen wollen, um den Mississippi-Piraten das Handwerk zu legen.«
    Ich wollte in Subots Vermummung gemeinsam mit Rugger den Fluß hinabgondeln. Rugger würde hoffentlich ruhig bleiben, wenn er wußte, daß unter dem Kittel ständig ein Pistolenlauf auf ihn gerichtet war. Sobald der Pirat uns an Bord genommen hatte, wollte ich mir den Chef kaufen, ihn nötigenfalls mit einer .Kugel aus der Null-acht kampfunfähig machen. Der Rest erschien mir nicht mehr schwierig. Phil konnte mir mit dem Schnellboot in allerdings großem Abstand folgen, um einzugreifen, wenn er Schüsse hören sollte.
    »Alles klar?« fragte ich, nachdem ich diesen Plan entwickelt hatte. »Dann steige ich jetzt in Subots Klamotten.«
    Ich zwängte den weißen Kittel über mein Ölzeug und streifte die Kapuze über.
    »Ihr Plan ist nicht durchführbar, Mr. Cotton«, meldete sich Slim Cummingham zu Wort.
    »Warum nicht?«
    »Sie sind fast einen Kopf größer als Jean Subot. Wenn Sie nur einmal angeleuchtet werden, bevor der Pirat Sie an Bord nimmt, fallen Sie sofort auf, und er bedenkt Sie mit einer Maschinenpistolengarbe.«
    »Cummingham hat recht«, bestätigte Phil. »Du mußt damit rechnen, daß der Mississippi-Pirat vorsichtig geworden ist.«
    »Verdammt, wie sollen wir das Ding sonst deichseln?« fluchte ich und riß mir die Kapuze wieder ab.
    »Mr. Decker hat eher die Figur von Jean Subot. — Wenn er ginge, wären die Chancen besser«, sagte Slim.
    Ich rieb den Schädel. Phil und ich sind Freunde im richtigen Sinn des Wortes.
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