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0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten

0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten

Titel: 0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten
Autoren: Delfried Kaufmann
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Keiner von uns hat es gern, wenn der andere allein in eine gefährliche Situation steigt, aber keiner von uns ist auch der Meinung, er könnte irgend etwas besser als der andere. — »Ja«, bestätigte Cummingham, nachdem er Phil im Scheine der Taschenlampe begutachtet hatte, »Mr. Decker kann als Jean Subot gelten.«
    Ich drückte Phil zu seiner Null-acht noch die Webster-Pistole in die Hand, die wir bei Subot gefunden hatten. Ihm eine Maschinenpistole mitzugeben, war nicht möglich. Dann kam mir eine Idee.
    »Paß auf«, sagte ich. »Ich kann dir mit dem ›Springer‹ nicht so nahe folgen, daß ich wirklich zur Stelle bin, wenn der Piratenkahn euch aufnimmt. Wir wissen nicht, ob er den Fluß hinauf- oder hinunterkommt, und wenn er mich dabei bemerkt, verduftet er vielleicht sofort. — Diese lächerliche Vermummung ist weit genug. Wir können das Funksprechgerät an deiner Hüfte festschnallen. Du findest vielleicht Gelegenheit, es zu benutzen, und kannst uns Hinweise geben, wo ihr euch befindet. — Los!«
    Mit Hilfe von ein paar Kordeln konstruierten wir um Phils Hüfte ein Seil mit einer Schlaufe, von der das Gerät gut festgehalten, aber auch leicht herausgenommen werden konnte. Dann kaufte ich mir noch einmal Allan Rugger.
    »Du hast gehört, was wir beabsichtigen. Wenn es klappt und du benimmst dich anständig, dann erzählen wir es dem Richter, und er streicht dir vielleicht ein paar Jahre dafür ab. Spielst du falsch und versuchst, meinen Kollegen zu verpfeifen, dann bekommst du ohnedies die erste Kugel von ihm, und sollte diese Kugel fehlen, dann suche ich dich, Rugger, und ich finde dich, selbst wenn du dich bis zum Nordpol verkriechen solltest.«
    »Was soll ich tun?« fragte er heiser.
    »Nichts anderes, als du sonst auch getan hättest. Streich aus deinem Gedächtnis, daß der Mann an deiner Seite nicht Jean Subot ist, und wir sind mit dir zufrieden. — Wann rudert ihr gewöhnlich auf den Strom hinaus, wenn ihr um fünf Uhr aufgenommen werden sollt?«
    »Eine Stunde früher.«
    »Um vier also. Jetzt ist es gleich zwei Uhr. Ich würde gern noch Beek und Quick benachrichtigen, aber wahrscheinlich schwimmen sie auf dem Fluß und sind nicht zu erreichen. — Warten wir also die zwei Stunden ab.«
    Wir warteten. Die Minuten vertröpfelten. Draußen rauschte der Regen, donnerte der Fluß.
    »Vier Uhr«, sagte Phil und richtete sich auf. »Dann komm’, Kollege«, wandte er sich an Rugger, »und denke daran, daß ein Loch quer durch den Kopf immer tödlich ist.«
    Fünf Minuten später verließen auch wir das Hausboot mit dem schlafenden Vater und dem gefesselten und geknebelten Sohn.
    ***
    Ich steuerte schräg stromaufwärts zur Flußmitte. Nicht wenige rote und grüne Lichter glühten durch die Nacht, alles Frachter, die stromaufwärts zogen, um sich an den Evakuierungen zu beteiligen. Sobald ich die Mitte erreicht hatte, versuchte ich, Phil zu rufen. Die Verbindung klappte sofort.
    »Wir treiben«, meldete er, »und versuchen, uns gegen die Strömung zu halten. Bisher nichts Besonderes.«
    Er hatte noch nicht ausgesprochen, als ich fühlte, wie der Fluß unter mir sich hob, schwoll, dicker wurde, tiefer grollte. Die Strömung rauschte anders, noch reißender, heftiger. Das Donnern rollte gewissermaßen unter dem Boden meines Bootes weg, verlor sich in der Ferne.
    »Jetzt erst ist der Mississippi richtig gefährlich!« rief Cummingham. »Jetzt treiben die entwurzelten Bäume im Strom, die mitgerissenen Dächer, die fortgeschwemmten Holzstapel der Sägewerke und tausend andere Dinge. Passen Sie auf, daß Ihr Kahn nicht getroffen wird!«
    Mit ganz schwacher Motorenkraft ließ ich das Boot flußabwärts treiben. Cummingham mußte mit einem gegengestemmten Ruder den Abstand halten, um nicht auf mich aufzulaufen.
    Das Funksprechgerät hielt ich ans Ohr gepreßt. Ich wartete auf Phils Ruf. Mein linker Arm, der das Gerät hielt, wurde lahm, aber ich konnte ihm keine Pause erlauben.
    Um sieben Uhr fünfundzwanzig hörte ich Phils Stimme, ganz weit entfernt, wie ein zartes Zirpen, aber eigentlich klang sie gelassen und sogar gemütlich.
    »Hallo, Jerry! Hallo, Jerry! Ich bin an Bord. Sie haben mich mit Rugger in die Kajüte zum Ausruhen geschickt. Sechs Mann sind an Bord. Alle Kapuzen. Keiner zu erkennen! Wir haben vor zehn Minuten eine Bucht angesteuert, die allerdings völlig überschwemmt ist.«
    »Wo, Phil? Wo?!«
    »Bevor wir einliefen, passierten wir am rechten Ufer die Spitzen zweier Schornsteine, die eng
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