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Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Titel: Zwischenstation Gegenwart (German Edition)
Autoren: Sandra Neumann
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Die Geister der Vergangenheit zu beschwören war ihm sichtlich schwergefallen und er sah betrübt und reuevoll aus. Was war schiefgelaufen? Wo war der Punkt, an dem sich die Freundschaft der beiden in Hass verwandelt hatte? Ich hatte die Geschichte mit dem Überfall, der sich am Rande des Mainzer Pfingstfests im Jahre 1184 abgespielt hatte, nie ganz geglaubt. Irgendetwas daran störte mich, ich wusste nur nicht genau, was. Und auch jetzt war ich überzeugt davon, dass Richard mir nicht die ganze Wahrheit erzählt hatte. Noch während ich darüber nachdachte, glaubte ich zu verstehen, was das Ziel von Klaus war.
    »Du weißt genau, worin es in der Nachricht von Klaus an Phil ging, oder? Es geht darum, dass er mit ansehen soll, wie ich mich von ihm abwende. Egal in welcher Form: Ob ich das Gedächtnis verliere und mich nicht mehr an ihn erinnern kann, oder ob ich durch einen Unfall nicht mehr ganz die Alte bin, und deshalb nicht mehr mit ihm zusammen bin. Er soll mich zwar sehen, aber nicht haben können. Warum er seinen ganzen Hass auf Phil überträgt, das verstehe ich einfach nicht. Denn eigentlich bist du sein erklärter Feind Nummer eins. Phil und ich sind doch im Grunde genommen nur unwichtige Randfiguren.« Ich stand auf und lief auf und ab. Vielleicht würde mir die Bewegung weiterhelfen und mir die zündende Idee geben, die ich noch schmerzlich vermisste.
    »Ich vermute, dass Klaus irgendwie herausgefunden hat, welche Rolle ich damals gespielt habe. Nur so kann ich mir erklären, warum er nun auf einem wilden Rachefeldzug durch die Geschichte reist. Klaus war schon immer ein guter Schachspieler und es gibt keinen Zug, den er macht, der nicht von vorne bis hinten durchdacht ist. Gehen wir doch einmal davon aus, dass seine Pläne Erfolg haben, was würde dann geschehen?«
    »Phil wäre nicht mehr mit mir zusammen und vermutlich nicht besonders glücklich«, erwiderte ich vorsichtig.
    »Richtig! Und was würde er machen, wenn man ihm die Frau an seiner Seite wegnimmt? Klaus setzte darauf, dass ich den Hinweis verstehen und Philemon einweihen würde. Was glaubst du, würde er tun, wenn er wüsste, wer dafür verantwortlich ist?«
    »Das ist einfach: Er würde denjenigen suchen, der dafür verantwortlich ist, koste es, was es wolle.« Dass Phil so reagieren würde, daran gab es keinen Zweifel. Ich hatte ihn erlebt, als er mich nach Klaus’ Entführung gefunden hatte. Er hatte damals nicht ausgesehen, als würde er Spaß verstehen, und er würde bis zum Letzten gehen, um sich zu rächen.
    »Aber was würde passieren, wenn er in eine Falle läuft und dabei umkommt? Was würde dann geschehen?« Mir dämmerte, worauf er hinauswollte.
    »Dann würdest du so lange reisen, bis du ihn gefunden hast. Egal, was Dr. Schmitzke dir empfohlen hat, du würdest Phil rächen wollen. Seit wann weißt du es?«, antwortete ich fast tonlos, als mir aufging, wohin die Reise führen würde. Wenn es um Phil ging, war Richard bereit, alle Warnungen in den Wind zu schießen. Phil war wie ein Sohn für ihn und er würde wie ein Vater handeln. Damit hätte Klaus ihn da, wo er ihn haben wollte: Er wäre ihm hilflos ausgeliefert.
    »Seit dem Abend, als ihr wissen wolltet, ob man den Radierer programmieren kann. Allerdings habe ich euch da nicht die ganze Wahrheit gesagt. Klaus ist der Erfinder dieses Geräts. Wenn er einen solchen Radierer in die Hände bekäme, wäre es ein Leichtes für ihn, ihn nach Gutdünken einzurichten. Als Philemon nach deinem Autounfall bei mir war, habe ich ihn angelogen. Zum einen, weil ich mich zutiefst dafür schäme, was ich damals getan habe, ich wollte nicht, dass das herauskommt. Und zum anderen, weil ich ihn schützen wollte. Woran ich nicht gedacht habe, ist, dass du diejenige bist, die wir in Sicherheit bringen müssen. Erst wenn wir dich in Sicherheit wissen, haben wir eine faire Chance, dass Klaus seinen Plan nicht bis zum Ende durchführen kann.« Gänsehaut überkam mich, als mir klar wurde, dass ich tatsächlich mehrfach mehr Glück als Verstand gehabt hatte und ich jedes Mal mit fast heiler Haut davongekommen war.
    »Wie willst du mich denn schützen? Anscheinend ist einer deiner Angestellten ein Verräter, der im Geheimen für Klaus arbeitet. Da wird es wohl recht schwierig werden, ohne dass es irgendjemand mitbekommt.«
    »Würdest du bitte mal einen Moment stillstehen? Ich kann mich kaum konzentrieren, wenn du hier hin und her rennst«, bat er mich sanft. Abrupt hielt ich inne, unbewusst musste ich
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