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Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Titel: Zwischenstation Gegenwart (German Edition)
Autoren: Sandra Neumann
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diese Frage.
    »Ich weiß es nicht, er war immerhin dein bester Freund und sie deine Schwester«, antwortete ich etwas hilflos.
    »Nun, es dauerte eine Weile, bis Christine über die Geschichte mit Klaus hinweg war. Sie konnte immer noch nicht begreifen, warum das geschehen war. Wie es so schön heißt, die Zeit heilt alle Wunden und auch Christine überwand den Schmerz. Klaus vermied es selbstverständlich, danach noch zu uns nach Hause zu kommen. Irgendwann begegnete Christine dann Wolfgang, Philemons Vater. Es war wohl Liebe auf den ersten Blick, denn ab diesem Tag war sie völlig verwandelt. Zurück war die unbekümmerte junge Frau, die sie vor meiner schändlichen Aktion gewesen war. Nur wenige Monate nach ihrem Kennenlernen verlobten sich die beiden und heirateten recht schnell. Der Name Klaus wurde nie wieder zwischen uns erwähnt.«
    »Was geschah mit ihm?« Auf meine Frage hin verdüsterte sich Richards Miene ein wenig.
    »Klaus verstand die Welt nicht mehr, er beteuerte immer und immer wieder, dass das Mädchen ihn überrumpelt hätte, niemals hätte er Christine betrogen. Sie war die Liebe seines Lebens und er verstand auch nicht, dass Christine ihm keine weitere Chance gegeben und sich stattdessen in die Arme des Nächstbesten geworfen hatte. Die Gefahr, dass er Christine in unserer Heimatstadt über den Weg lief, war ihm zu groß und er zog zu mir nach Hamburg. Er glaubte, in mir seinen einzigen Freund zu haben. Ich verstand nur eines nicht: Ich war derjenige gewesen, der Marion auf ihn angesetzt hatte. Warum gab er dann vor, dass nichts mit ihr gehabt hatte? Es dauerte einige Zeit, bis ich die ganze Wahrheit herausfand, und da war schon alles zu spät. Christine war längst mit Wolfgang verheiratet und sehr glücklich. Ich traf Marion durch Zufall und stellte sie zur Rede, weil ich wissen wollte, was an dem Tag genau geschehen war. Es stellte sich heraus, dass es meinem Vater gar nicht passte, dass Christine mit Klaus zusammen war. Die Tochter des Chefs traf sich mit einem einfachen Angestellten. Mein Vater war standesbewusster, als wir alle gedacht hatten. Er hatte Marion eine ordentliche Summe geboten, dass sie Klaus verführte, und zwar so, dass Christine es mitbekommen sollte. Erst da erfuhr ich, dass sie zuvor immer bei Klaus abgeblitzt war.«
    »Aber das bedeutet ja, dass Klaus Christine tatsächlich treu war und er sie wirklich geliebt hat. Er war nicht hinter ihrem Geld her«, flüsterte ich, schockiert und ein wenig traurig darüber, dass man ihm so übel mitgespielt hatte.
    »Ja, das bedeutete es , und als ich es verstand, war ich entsetzt über das, was ich getan hatte. Hätte ich ihm geglaubt oder Marion früher gefragt, wäre vieles vielleicht anders gekommen. Nun, wie dem auch sei, nach dieser Geschichte war Klaus ein anderer. Er wollte mit aller Macht Karriere machen und Frauen waren für ihn nur noch Ware. Er ließ keine mehr an sich ran, sein Ziel war es, reich zu werden.« Ein Klopfen an der Tür ließ uns aufschrecken und einen kurzen Moment später kam Silvia zur Tür herein.
    »Ich lege dir nur noch die Akte hin, die du angefordert hast. Und denk dran, dass du in zwanzig Minuten los musst«, sagte sie und schenkte mir dabei einen bösen Blick.
    »Ja, danke, ich denke, dass wir gleich fertig sind«, antwortete Richard und im nächsten Augenblick war Silvia auch wieder zur Tür heraus.
    »Wo waren wir? Ach ja, Klaus , der Karriere macht. Zwischenzeitlich hatte ich mein Studium abgeschlossen, meinem Vater gebeichtet, dass ich nebenbei noch Physik studiert hatte, und fing an, mich um die Geschäfte der ›Lerfra‹ zu kümmern. Mein Vater wollte nicht mehr allzu lange die Geschäfte leiten und plante, sie mir in den nächsten Jahren komplett zu übertragen. In diesen Jahren sah ich Klaus selten, er war in Hamburg geblieben. Erst zu Christines und Wolfgangs Beerdigung kam er wieder zurück. Er stand wie ein Stein am Grab, keine Gefühlsregung war ihm anzusehen, und trotzdem wusste ich, dass er sehr litt. Als er Philemon das erste Mal sah, zeigte er Gefühle und kümmerte sich rührend um den Jungen, der nicht verstand, was geschehen war. Am Abend der Beerdigung traf ich mich mit ihm und erzählte ihm von meiner Idee mit der Zeitmaschine. Er war hin und weg und als ich ihm eine Stelle als Leiter der Forschungsabteilung der Firma anbot, die die Komponenten der Maschine basteln sollte, war er Feuer und Flamme. Er kündigte seine Stelle in Hamburg und kam zurück. Der Rest ist Geschichte.«
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