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Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Titel: Zwischenstation Gegenwart (German Edition)
Autoren: Sandra Neumann
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aufgestanden und im Büro auf und ab gegangen sein. Wohl mehr aus Aufregung als aus Denkunterstützung.
    »Entschuldigung«, murmelte ich etwas kleinlaut.
    »Auch wenn es weh tut, hast du mit deiner Vermutung vermutlich recht. Dann ist dieser Ort auch nicht mehr sicher. Gehe ich recht davon aus, dass du weiterhin bei Philemon bleibst?« Ich nickte zur Bestätigung.
    »Gut, dann werde ich mich nachher bei euch melden. Ich habe eine Idee, was ich tun kann. Ich möchte dich bitten, ihm alles zu erzählen. Es ist wohl besser, wenn du das machst, ich bin nicht stolz auf das Geschehene.«
    »So leicht kannst du es dir nicht machen, tut mir leid. Du wirst derjenige sein, der ihm die Wahrheit erzählt, das ist deine Aufgabe. Er liebt dich wie einen Vater, vermutlich wird er ein bisschen laut werden, aber wir wissen beide, dass er sich auch wieder beruhigen wird.« Gequält schaute Richard mich an, er hatte wohl gehofft, dass dieser Kelch an ihm vorübergehen würde.
    »Mir wäre es lieb, wenn du dabei wärst. Du hast einen beruhigenden Einfluss auf ihn.« Ich und beruhigender Einfluss auf Phil? Manchmal glaubte ich, eher die Zündschnur einer Bombe zu sein, aber wenn Richard es wünschte, wollte ich mich dem nicht versperren.
    »Einverstanden und ich schlage vor, dass wir uns an einem neutralen Ort treffen. Kennst du das ›Oxford‹? Wir treffen uns heute Abend um sieben dort, dann kannst du ihm alles erzählen.« Richard nickte resigniert, er sah ein, dass er nicht mehr aus der Geschichte herauskam.
     
    Ich verabschiedete mich von ihm und verließ mit großen Schritten das Büro. Was wohl für Silvia zu schnell gewesen sein musste, ich erwischte sie noch dabei, wie sie eilig zu ihrem Stuhl zurückeilte und versuchte sich unauffällig vor ihrem PC zu positionieren. Aber es war zu spät, ich hatte mitbekommen, was sie getan hatte. Ich würde ihn am Abend warnen müssen, dass vermutlich sie es war, die für Klaus arbeitete. Phil konnte mir erzählen, was er wollte, dass sie nichts Gutes im Schilde führte, sah doch ein Blinder mit Krückstock. Oder seit wann war Lauschen an Türen zu einer Tugend geworden? Ich tat so, als hätte ich das alles nicht mitbekommen, verabschiedete mich überfreundlich von ihr und begab mich auf den Heimweg zu Phils Wohnung.
     
    Phil war schon zu Hause und erwartete mich sehnsüchtig. Kaum war ich zur Tür hereingekommen, hatte er mich in seine Arme gezogen und begrüßte mich mit einem leidenschaftlichen Kuss.
    »Und was hat der Onkel Doktor gesagt? Sind deine Tage als Faulenzerin gezählt?«, scherzte er, nachdem er mich losgelassen hatte.
    »Du kannst manchmal richtig charmant sein, weißt du das? Warum gebe ich mich noch mal mit dir ab? Bestimmt nicht, weil du so unverschämt bist«, erwiderte ich gutgelaunt, obwohl mir eigentlich nicht danach war.
    »Oh doch, weil ich ein so unverschämt guter Liebhaber bin. Aber jetzt sag, was hat der Arzt gesagt?« Mein en Arztbesuch hatte ich auf Grund der Geschehnisse des Tages verdrängt und erst jetzt erinnerte ich mich, dass das der Auslöser für mein Gespräch mit Richard gewesen war.
    »Alles in Ordnung, aber es ist noch etwas geschehen, was ich dir erzählen muss.« Ich nahm seine Hand und führte ihn ins Wohnzimmer, wo ich mich mit ihm zusammen auf die Couch setzte. Abwartend schaute er mich an und ich konnte die Fragezeichen förmlich in seinem Gesicht sehen.
    »Auf dem Weg zum Arzt ist etwas geschehen«, begann ich vorsichtig und erzählte ihm die ganze Geschichte. »Wir werden uns nachher mit deinem Onkel im ›Oxford‹ treffen, er hat dir etwas zu erzählen«, schloss ich meinen Bericht.
    »Was ist los?«
    »Ich habe ihn gezwungen, mir die Wahrheit zu erzählen. Eigentlich wollte er, dass ich dir alles erzähle, aber so leicht wollte ich es ihm nicht machen.«
    »Ist es etwas Schlimmes?« Die Besorgnis über das, was kommen konnte, stand ihm überdeutlich ins Gesicht geschrieben.
    »Ich möchte nichts dazu sagen, es wäre besser, wenn du dir deine eigene Meinung bildest«, gab ich nur zur Antwort.
    »Du willst mich auf die Folter spannen, was? Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als bis später zu warten?« Seine Laune war fast auf dem Tiefpunkt angelangt. Missmutig nahm er sich die Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein. Das war neu, bisher hatte er sich nicht als besonders großer Freund der Flimmerkiste hervorgetan. Mir war klar, dass damit das Gespräch für ihn beendet war und er sich auf keine weiteren Unterhaltungen mit mir
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