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Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Titel: Zwischenstation Gegenwart (German Edition)
Autoren: Sandra Neumann
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einlassen würde, gleich welcher Natur sie waren. Frustriert stand ich auf, nahm mein Buch, setzte mich schweigend neben ihn und gab vor zu lesen. Nach ungefähr zehn Minuten schlug ich das Buch mit einem lauten Knall zu und zog so seine Aufmerksamkeit auf mich.
    »Was ist?«, fragte er ungehalten. Er konnte wirklich die Liebenswürdigkeit in Person sein, wenn ihm etwas gegen den Strich ging. Wie hatte ich das vorhin noch mal formuliert? Ich wusste manchmal wirklich nicht, warum ich mit ihm zusammen war.
    »Ich weiß, dass du es nicht gerne hörst, aber ich glaube, nein, ich bin mir sicher, dass Silvia die Person ist, die für Klaus arbeitet. Ich habe sie nach meinem Gespräch mit Richard dabei erwischt, wie sie von der Tür zu ihrem Platz ging. Sie hat die ganze Zeit an der Tür gestanden und gelauscht!«
    »Das sind schwere Anschuldigungen, die du da gegen sie hervorbringst. Bist du dir wirklich sicher, dass sie nicht nur eine Akte abgelegt hat und deshalb zufällig nicht an ihrem Platz saß?« Das konnte doch nicht wahr sein! Er nahm sie immer noch in Schutz, war sie solch eine Granate im Bett gewesen, dass er ihr alles verzieh , oder was war der Grund dafür?
    »Wann bitte schön hast du Silvia mal gesehen, wie sie eine Akte bearbeitet hat? Die meiste Zeit spielt sie Sudoku oder lackiert sich die Nägel! Ich frage mich eh, was sie dort macht!«, gab ich missmutig von mir.
    »Sie ist Richards Assistentin und du kannst mir glauben, sie arbeitet wirklich und tut nicht nur so. Ich weiß, dass du sie nicht leiden kannst, sie kann einem manchmal tierisch auf die Nerven gehen, aber ich kann nicht glauben, dass sie die Verräterin sein soll.« Er sagte das so ernst und überzeugt, als wäre sie in seinen Augen eine Mutter Theresa oder so etwas.
    »Nur weil sie gut im Bett ist, oder was?«, giftete ich ihn an . Er verdrehte die Augen in Richtung Zimmerdecke.
    »Hätte ich dir das doch nur niemals erzählt. Wahrscheinlich wirst du es mir noch in hundert Jahren vorhalten. Ja, wir hatten Sex, aber er war nichts im Vergleich zu dem, was ich mit dir erlebe. Und das s ich mal etwas mit ihr hatte, hat auch nichts damit zu tun, dass ich sie für unschuldig halte. Es ist einfach so ein Gefühl von mir.« Super Argument, wirklich ganz große Klasse.
    »Na dann hoffen wir mal nicht, dass dein Gefühl dich trügt und sie mich doch noch zum Pflegefall macht«, murmelte ich leise vor mich hin. Leider nicht leise genug, denn er hatte es gehört und lachte auf.
    »Weißt du eigentlich, wie süß du bist, wenn du eifersüchtig bist? Deine Nase kräuselt sich dann immer so niedlich und du siehst zum Anbeißen aus!« Und um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, beugte er sich zu mir und knabberte liebevoll an meinem Ohrläppchen. Dieser Schuft! Er wusste um meine Schwachstellen und nutzte das nun heimtückisch aus. Nicht mehr lange und ich war wie Wachs in seinen Händen. Seine Finger und Zunge schienen überall zu sein; fast ohne dass ich es bemerkt hatte, hatte er mich ausgezogen und wir waren nackt. Längst war der Streit um Silvia vergessen, was kümmerte es mich, dass da draußen jemand war, der uns bedrohte? Ich wollte nur noch eins und das bald.
     
    Erst nachdem wir längst geduscht und wieder angezogen waren, fiel mir auf, wie geschickt er vom Thema abgelenkt hatte. Was wusste er von Silvia, das er mir nicht anvertrauen konnte? Es musste etwas sein, das ihn dermaßen von ihrer Unschuld überzeugte, dass er kein Argument gegen sie gelten ließ. Was immer es war, mir blieb leider nichts anderes übrig, als ihm zu glauben und zu vertrauen, auch wenn ich es nicht nachvollziehen konnte und ein wenig verletzt deswegen war. Aber ich kannte ihn und war mir sicher, dass er es mir anvertrauen würde, wenn der Zeitpunkt gekommen war. Solange musste ich versuchen, mein Misstrauen gegen Silvia zu unterdrücken. Was sich leichter anhörte, als es wirklich war.

23. Kapitel
     
    Zur verabredeten Zeit saßen Phil und ich im ›Oxford‹ und warteten auf seinen Onkel, der sich viel Zeit für seinen großen Auftritt nahm. Oder hatte er Angst seinem Neffen die Wahrheit zu erzählen und er zog in der letzten Minute den Schwanz ein? Gegen halb acht war er noch immer nicht eingetroffen und Phil wurde langsam ungeduldig. Mit Engelszungen versuchte ich auf ihn einzureden und ihn zum Bleiben zu bewegen.
    »Aber nur weil du es bist!«, murrte er unzufrieden. Er nahm sein Handy hervor und prüfte zum wiederholten Male, ob Richard sich gemeldet hatte. Seine
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