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Zwischen Wind und Wetter

Zwischen Wind und Wetter

Titel: Zwischen Wind und Wetter
Autoren: Ulrich Straeter
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wurde hier geboren, nach ihm wurde der US-Staat Pennsylvania benannt. Der Staat, in dem das Reaktorunglück von Harrisburg (Three Miles Island) passierte. Sein Sohn William Penn versuchte in den USA Lebensmöglichkeiten für in Europa verfolgte Christen (Quäker) zu schaffen.
    Macroom liegt in einem der sogenannten Gaeltacht-Gebiete, in denen noch regelmäßig gälisch gesprochen wird. In solchen Gebieten steht auf den wenigen Vorfahrt-Achtungs-Schildern nicht ‘Yield Right of Way!’, sondern ‘Geill Sli!’

    Weiter. An Ilses Hinterrad schabt und schleift etwas, wir können die Ursache nicht festellen. Ob eins der Radlager defekt ist? Hoffentlich hält es noch eine Weile, so kurz vor Cork, vor dem Ziel, haben wir keine große Lust mehr auf Reparaturen. Auch mein Fahrrad macht sich bemerkbar, am Hinterrad ist eine Speiche gerissen, es hat sich ein kräftiger Seitenschlag entwickelt. Ich bemerke mit Schrecken, daß ich keinen Speichenspanner mitgenommen habe, der liegt zu Hause im Keller und ruht sich aus. Ich richte das Rad so ein, daß es nicht schleift. In Cork wird es wohl einen Fahrradladen geben.
    Unterwegs, bei der Durchfahrt durch ein Dorf, entdecke ich plötzlich eine Kneipe mit deutscher Bierreklame, mit meiner Lieblingsmarke ‘König’. Ich gerate ins Schlingern, als ich mich umdrehe und Ilse das zurufe.
    »Wir haben uns verfahren !« schreit die zurück.
    Verfahren? Unmöglich, Quatsch, wir sind doch auf unserer N 22, da kann man sich doch gar nicht verfahren.
    »Wieso verfahren, das kann nicht sein !« Schon will ich anhalten und die Karte entfalten.
    Ilse: »Doch, wir haben uns verfahren, wir sind kürz vor Duisburg !« In Duisburg befindet sich der Stammsitz der König-Brauerei.
    Wieder gerate ich in gefährliche Nähe des Straßengrabens.
    Es wird Abend, die Regenwolken sind verschwunden, weiße Schäfchenwolken signalisieren einen Wetterumschwung. Wir können es kaum glauben.
    Cork ist noch nicht erreicht. Wir biegen auf eine Nebenstraße ab, drei bis vier Kilometer weit geht es durch Wiesen und Weiden, einige wenige Bauernhöfe liegen am Weg. Wir suchen uns eine Wiese aus, die sachte zu einem Bachbett hin abfällt. Am Bachrand, ganz weit weg, wie wir meinen, sehen wir einige Kühe stehen.
    »Macht das was ?« frage ich.
    »Die paar Kühe, das macht nichts«, sagt Ilse.
    Ich bin erfreut, diese Antwort könnte von mir stammen. Ein paar Felder weiter arbeitet ein Bauer mit seinem Traktor, und glücklicherweise beschließen wir, als Gäste in einem freundlichen Land, den vermeintlichen Eigentümer der Ländereien zu fragen. Nachdem wir uns mühsam vom Zaun aus bemerkbar gemacht haben, der Traktorenlärm übertönt unsere Rufe, kommt er herangefahren.
    »Hallo, welcome.«
    Wir erzählen woher und wohin und womit, und ob wir eine Nacht...? Wir zeigen auf die Wiese, die wir uns ausgesucht haben. Er folgt unseren Blicken und lächelt.
    »I’ll recommend another camp to you, because...«
    Er will uns anscheinend eine andere Wiese empfehlen.
    »Ach die paar Kühe«, fällt ihm Ilse mutig ins Wort, »die stören wir doch nicht .«
    »Aber die Bullen sicherlich Sie!«
    Das überzeugt. Er zeigt uns eine andere Wiese, »without bulls, guaranteed !« und bittet, das Gatter gut zu verschließen. Später, als das Zelt schon steht, wir im Schneidersitz auf den Isomatten sitzen, auf dem Kocher die Pellkartoffeln im Wasser schmurgeln, kommt er auf dem Heimweg bei uns vorbei und fragt, ob wir etwas brauchen: Milch, Wasser oder Brot. Wir bedauern es, ablehnen zu müssen, sind mit allem versorgt.
    Der Zufall, das Schicksal oder die Jungfrau Kathleen ni Houlihan beschert uns den Nachtisch. Plötzlich hören wir Geräusche, jemand öffnet das Eisengatter, ein kleines Mädchen kommt mit einer Flasche Wasser unter dem Arm und einem Kuchen. Die Tochter des Farmers; die Mutter hat den Kuchen selbst gebacken.Viele Grüße von den Eltern, wir sollen es uns schmecken lassen. Sie wird rot, und schon ist sie wieder weg. Kaum können wir ihr unseren Dank nachrufen.
    Da sitzen wir nun auf der großen Wiese, zwischen anderen großen Wiesen, weit und breit kein Haus, über uns wölbt sich hellblauer Himmel, Fliegen summen, Kühe brüllen in der Ferne, keine menschlichen Geräusche sind zu hören und vor uns liegt auf der grünen Matte der ‘homemade’ Rosinenkuchen der Farmerfamilie, auf deren Grund und Boden wir kostenlos zelten dürfen.
    Kein Problem. Nimm das nächste Gatter... That’s Ireland.
    Und dann sind die
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