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Zwischen Wind und Wetter

Zwischen Wind und Wetter

Titel: Zwischen Wind und Wetter
Autoren: Ulrich Straeter
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Eiszeitwasser, in dem die Schwester von Nessie hockt, denn Nessies mögen Eiswasser, deshalb tauchen sie so selten auf...

    Nun lag das Punschglas des Teufels ganz vor uns, ungefähr dreihundert Meter lang, einhundert Meter breit. Und sehr tief. Grundlos tief, wie einige ältere Iren aus Killarney wissen. Denn als damals zwei Freunde hier badeten, tauchte der eine irgendwann nicht wieder auf. Alle Suchaktionen blieben erfolglos. Als man genug Messen für den armen Ertrunkenen gelesen hatte, der Vorfall schon fast vergessen war, erhielt der andere Freund eine Postkarte aus Australien.
    ‘Mir geht es gut’, schrieb der junge Mann, ‘es wäre nur schön, wenn ihr mir trockene Kleider schicken könntet.’
    Immerhin wurde hier bereits die Kugelgestalt der Erde akzeptiert und nahezu bewiesen.
    Noch nicht wissenschaftlich gesichert war das Phänomen der Fruchtbarkeit. Frauen, deren Kinderwunsch unerfüllt geblieben war, mußten an hellen Vollmondnächten des Mai im Teufelswasser baden, allein, zu mehreren, am besten auch mit Männern, dann würde ihr Wunsch sicherlich in Erfüllung gehen. Es gab Leute, die Leute kannten, die neben Leuten wohnten, bei denen das fruchtbare Wasser des Teufelspunsches die entsprechende Wirkung gehabt haben sollte. Fallbeispiele genug also für Naturwissenschaftler aus Dublin.
    Ruhig lag der See in der Sonne, spiegelglatt. Nein, hier ging es irisch gesittet zu, da hatte der Teufel nicht aufgepaßt: Ein Land, in dem immer noch der Schnaps in Tüten gewickelt wird! Ein Land, in dem um halbzehn Uhr abends im Pub die Vorhänge zugezogen werden, damit auch hier niemand sieht, wie es darinnen aussieht. Und in Wirklichkeit, heißt es in der Sage, trinken die Irinnen nur vom Wasser des Sees, um fruchtbar zu werden.
    Doch ganz so verschlafen scheint der Teufel nicht mehr zu sein, denn allen Bischöfen zum Trotz sieht man häufig eins der verteufelten Condome am Straßenrand oder auf Parkplätzen liegen.

    Beim Abstieg war dann alles so wie im Reiseführer beschrieben, sogar die Bucht von Castlemaine war zu sehen und die Slieve Mish Mountains am Anfang der Dingle Halbinsel, über die wir uns bei Regen und Nebel gequält hatten. Jetzt lag alles im heitersten Sonnenschein.
    Wir stiegen durch Heide, die zu blühen begann, durch Gräser, Torf und Farn, durch ausgeblühte Ginsterbüsche, über steinige, ausgetrocknete Bachbetten und morastige Grassoden, begleitet von den Rufen der Lerchen und dem Brummen von Hummeln, die auf uns prallten.
    Und bei einer Pause am Fuß des Berges, wo Ilse ein Bild malte, zerstachen uns die Mücken.
    Das war unser Croagh Patrick! 3 )

FERIEN IN CORK

    Heute ist Mittwoch. Heute geht die Fähre, denken wir. Gestern abend wollten wir in unserem Viertel von Cork essen. Wir fanden nichts Ansprechendes, mußten uns mit einem Schnellimbiß begnügen. Die Pommes Frites waren nicht besonders gut, die Plastikgabeln sehr klein. Wir tranken stilgerecht eine Coca-Cola aus eisenhaltigem Leichtmetall und eine Seven-up Limonade aus Aluminium dazu. Beide Dosen seien ‘recycable’, verkündeten stolze Hinweise. Nur die Praxis konnten wir uns schlecht vorstellen, als die gesamten Essensreste, einschließlich Pappe, Papier, Plastikgabeln und Dosen in demselben großen Abfalleimer landeten. Wenn nicht irgendwo das irische Rumpelstilzchen saß und alles wieder auseinandersortierte. Die Kosten dafür trug sicherlich das Stammhaus der Firma Coca-Cola in Atlanta-City in USA. Und wenn es — das Rumpelstilzchen — nicht gestorben ist, dann recycelt es noch heute.
    Irland scheint das ökologische Schlußlicht der Europäischen Union zu sein. Wie Spötter behaupten, verharrt es in seiner ökologischen Naivität, umzingelt von den umweltzerstörenden Interessen seiner Regierung, die nichts anderes im Sinn zu haben scheint als die Ansiedlung schmutziger Industrien.
    ‘Tax-free investment opportunities in Ireland’, mit steuerfreien Gewinnmöglichkeiten wirbt die Bank of Ireland um Investoren, besonders beliebt sind deutsche Geldanleger.
    Ganz Irland bewohnt von unwissenden Verbrauchern und einer bösen Regierung? Ganz Irland? Nein! In einer kleinen Hafenstadt am Rande Europas, am Rande des Atlantiks, in Bantry, gibt es ein unauffälliges Büro, in dem eine Gruppe unbeugsamer Umweltschützer unter schlechtesten Bedingungen daran arbeitet, Irland zu retten: ‘Earthwatch’, die irische Sektion der ‘Freunde der Erde’.
    Sie tun, was sie können. Ganz Irland umzingelt von schädlichen Interessen?
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