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Zwischen Wind und Wetter

Zwischen Wind und Wetter

Titel: Zwischen Wind und Wetter
Autoren: Ulrich Straeter
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(müssen wir es erwähnen?) zwei Stout.

    Im Fernsehen läuft Gaelic Football, Donegal gegen Antrim, sie spielen mehr mit den Fländen als mit den Füßen, warum nur heißt das Spiel Fußball? Herrlich die Rempeleien, alles scheint erlaubt, es macht ihnen Spaß.
    Es folgt ein uns endlos erscheinendes Golf-Turnier, bei dem berühmte Cracks mitspielen. Wir suchen uns jeder einen Spieler aus, der uns gefällt und verfolgen die Leistungen. Ilses Freund liegt klar vorn. Doch dann wenden wir uns lieber dem neunzehnten Loch zu.
    Killarney hat ungefähr achttausend Einwohner, einige belebte Geschäftsstraßen, farbige Hausfassaden. Die Häuser sind nicht allzu alt, viele gälische Namen sind zu lesen. In der Umgebung gibt es mehrere Seen, über tausend Meter hohe Berge, eine alte Abtei auf einer Insel mitten im See, deren Mönche die ersten ‘Touristen’ hier waren. Natürlich gibt es ein Castle, Ross Castle am Lough Leane, und die berühmte Muckross Abtei im Muckross Park, eine Franziskaner-Gründung aus dem Jahr 1448.

    Am 24. September 1828 war Hermann von Pückler-Muskau hier auf der Durchreise, der nicht nur einem bestimmten Speiseeis seinen Namen gab, sondern einer der berühmtesten Landschaftsbauer seiner Zeit war. Er betrachtete sein Tun als Kunst, und Kunst war für ihn Schaffen zum Nutzen der Menschheit, das Höchste im Leben. Wie es vielen Künstlern ging und geht, Pückler-Muskau fehlte es an Geld, deshalb begab sich er auf eine längere Reise durch Irland, Schottland und England. Auf die Suche nach einem reichen adeligen Fräulein, das er hätte heiraten können. Ein verschuldetes Schlößchen und die treue Geliebte warteten derweil zu Hause auf den Erfolg der Reise.
    Seine Briefe an die Geliebte sind erhalten und in die Literatur eingegangen. Am 24.9.1828 schreibt er unter anderem: »Doch Du weißt vielleicht nicht, wie der See von Killarney entstand? Also höre !«

    O’Donohue war der mächtigste Chieftain eines Clans, der hier, wo jetzt der See seine Wellen rollt, eine große und reiche Stadt bewohnte. Alles war dort im Überfluß, nur Wasser fehlte. Der einzige Brunnen der Stadt stammte als Geschenk von einem Zauberer. Der Zauberer hatte gewarnt: der Brunnen müsse jeden Abend mit einem großen silbernen Deckel verschlossen werden. Lange Zeit wurde dieser Brauch eingehalten.
    Doch O’Donohue, ein mächtiger und unerschrockener Krieger, vielleicht auch ein ungläubiger, machte sich eines Abends bei einem wüsten Gelage über diese Sitten und Gebräuche lustig. Er befahl, den silbernen Brunnendeckel in sein Haus zu bringen, wo er ihn als Badewanne benutzen wollte. Alles Wehklagen der Bevölkerung nützte nichts, die verängstigten Diener mußten das Gefäß herbeischleppen, während sie der beißende Spott des mutigen Chieftains traf. O’Donohue soff weiter und badete, seine Leute legten sich voller Sorge zur Ruhe. Einer floh ins nahe ‘Gebürge’, wie Fürst Pückler schreibt. Als dieser Mann am nächsten Morgen ins Tal blickte, rieb er sich vergeblich die Augen — Wiesen und Auen, die ganze Stadt waren verschwunden: aus dem kleinen, jetzt deckellosen Brunnen war unablässig Wasser geronnen, der Fluch des Zauberers hatte einen unabsehbaren See geboren.
    Und manchmal, bei ganz klarem Wetter und ganz klarem Wasser, kann man, wie die Fischer behaupten, auf dem tiefen Grund des Sees Häuser und Türme und Paläste schimmern sehen. Es soll auch Leute gegeben haben, denen O’Donoghue’s Gestalt, auf einem weißen Roß über die Wellen reitend, erschienen ist. Doch die Ehefrauen dieser Männer behaupten, das könne nur an der am Morgen noch vollen und abends ziemlich leeren Whiskeyflasche gelegen haben.

    Killarney adé; quer über die Derrynasaggart Berge fahren wir am übernächsten Tag weiter nach Macroom und zum Inniscarra Stausee am River Lee vor Cork. Die N 22 bietet langgezogene Steigungen mit Kurven. Der Wind hat gedreht, weht uns entgegen aus Südost, wir kommen nur sehr langsam voran. Bis zur Paßhöhe ist es sonnig, oben beginnt das County Cork, der Himmel bedeckt sich, wir lassen die Heiterkeit Kerry’s hinter uns.
    In Macroom erholen wir uns von vierzig Kilometern Steigungen, sitzen am Marktplatz unter Sonnenschirmen, Kelten geben die Hoffnung nicht auf. Es ist Markt, wir beobachten den Alltag der Menschen, die Geschäfte, Hotels und den Schwerlastverkehr, der sich leider durch den Ort zwängen muß.
    Das Macroom Castle war im 17. Jahrhundert Sitz der Familie Penn. Admiral Sir William Penn
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