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Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)

Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)

Titel: Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)
Autoren: Annie West
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mit Adrians ehemaliger Geschäftspartnerin in London in Erinnerung rief. Diana hatte rotblondes Haar und einen Porzellanteint, genau wie Chloe. Sie hatte sehr einsilbig auf seine Frage nach Adrians Privatleben reagiert, aber eingeräumt, dass ihr Adrians Stimmungsschwankungen und seine zunehmende Niedergeschlagenheit Sorge bereitet hatten.
    Declan stopfte die Hände in die Hosentaschen. Vielleicht hatte Adrian seine Geschäftspartnerin, die seit Kurzem mit einem reichen Banker verheiratet war, geliebt. Gut möglich, dass er seine enttäuschten Gefühle dann auf Chloe projiziert hatte, weil sie ihn an seine verlorene Liebe erinnerte.
    Genau würde Declan es nie wissen. Und er wünschte immer noch aus tiefster Seele, er hätte rechtzeitig eingegriffen, bevor Adrian Selbstmord beging. Die Reue würde bleiben. Doch sie machte ihn nicht mehr blind für alles andere.
    Er wandte sich vom Fenster ab. Die penibel aufgeräumte Küche, überhaupt alles in diesem Haus, erinnerte ihn schmerzlich an Chloe. Er brauchte nur die Augen zu schließen, schon hörte er ihr rauchiges Lachen, wenn sie mit ihm diskutierte, wie viel Chili in sein Lieblings-Curry gehörte. Und roch ihren verführerischen Duft, diese sehr eigene Mischung aus Sommer, Sonne und Vanille – ganz Chloe eben.
    Ihm wurde warm ums Herz bei der Erinnerung.
    Hier war er glücklich gewesen. Hier hatte er sich zum ersten Mal eingestanden, dass er mit ihr zusammen sein wollte. Hatte er deshalb die ersten Anzeichen für seine wiederkehrende Sehkraft vehement verdrängt? Aus Angst, jede Veränderung könnte die zarten Bande zwischen ihnen zerstören?
    Er hatte es gehasst, in seiner dunklen Welt gefangen zu sein, doch hier in der leeren Küche fühlte er sich verlorener als je zuvor.
    Seine Sehkraft, seinen Tatendrang und sein gewohntes Leben hatte er wieder, aber die quälende Einsamkeit verwandelte sein idyllisches Refugium in einen trostlosen Ort. Er hätte alles darum gegeben, einen einzigen Tag lang wieder blind zu sein und von Chloe liebevoll umsorgt zu werden.
    Sie hatte ihm ihre Liebe geschenkt, und er hatte alles zerstört.
    Es war verabscheuungswürdig, wie er sich verhalten hatte. Er hatte das Kostbarste, was ihm je im Leben begegnet war, einfach weggeworfen. Hatte die Frau, die er hätte lieben und behüten müssen, feige verleumdet.
    Sie hatte ihn völlig zu Recht verlassen. Sie war ohne ihn besser dran. Er hatte sie nicht verdient.
    Doch wie sollte er ohne sie weiterleben?
    Er machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Haus.
    Chloe stemmte die Füße in den Kachelboden und versuchte, sich auf die neuen Essensbestellungen zu konzentrieren. Vor ihren Augen drehte sich alles, ihre Glieder waren bleischwer vor Erschöpfung. Die Hitze und der penetrante Geruch von Frittierfett verursachten ihr Übelkeit.
    Zitternd griff sie nach ihrem Wasserglas, doch es rutschte ihr aus der Hand und zersprang in tausend Stücke. Schwer atmend stützte sie sich auf die Arbeitsplatte und kämpfte gegen das Schwindelgefühl an.
    „Was ist hier los?“, rief eine ärgerliche Männerstimme aus dem Gastraum.
    Auch das noch. Chloe kniff die Augen zu und wappnete sich innerlich gegen ihren jähzornigen Chef. Er war schon den ganzen Tag schlecht gelaunt. Ihre Kollegin war nicht zur Nachmittagsschicht erschienen, und er ließ seine Wut am Personal aus.
    Wenn sie den Job nicht so dringend gebraucht hätte, wäre sie längst nicht mehr hier. Doch sie musste so viel wie möglich verdienen, schon um Declan irgendwann seine Auslagen für Ted zurückzahlen zu können.
    Sie war nicht stolz genug, um sein Angebot zurückzuweisen. Aber so stolz, ihm nichts schuldig bleiben zu wollen. Nichts sollte sie mehr mit ihm verbinden.
    „Was hier los ist, will ich wissen“, bellte ihr Chef.
    Langsam drehte sie sich um, eine Hand an ihren rebellierenden Magen gepresst.
    „Mir ist nur ein Glas heruntergefallen.“ Beim Anblick der Scherben zu ihren Füßen wurde ihr klar, dass sie nicht in der Lage sein würde, sie aufzukehren. Jedenfalls nicht, ohne in Ohnmacht zu fallen oder sich zu übergeben.
    „Ich muss nach Hause. Meine Schicht war vor fünf Stunden zu Ende, ich bin völlig fertig.“ Tatsächlich hatte ihr Arbeitstag schon viel früher begonnen, denn außer in diesem Café arbeitete sie in einem der exklusiven Gästehäuser am Ort als Frühstücksköchin. „Wenn ich bleibe, passieren nur noch mehr Unfälle.“
    „Dämliche Ausrede.“ Ihr Chef verschränkte die fetten Arme vor der Brust. „Ich
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