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Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)

Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)

Titel: Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)
Autoren: Annie West
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habe keinen Ersatz für Sie, also arbeiten Sie gefälligst weiter.“
    Sie verkniff sich die bissige Bemerkung, die ihr auf der Zunge lag. Es gab ein halbes Dutzend Leute, die liebend gern Überstunden gemacht hätten, aber denen hätte er mehr bezahlen müssen als ihr. Sie war so dankbar, überhaupt einen Job gefunden zu haben, dass sie sich mit einem Hungerlohn abspeisen ließ.
    Mit fahrigen Bewegungen band sie ihre Schürze auf. „Ich sagte doch, ich kann mich nicht mehr konzentrieren. Das ist gefährlich.“ Wie zur Bestätigung zischte es laut in der Fritteuse hinter ihr. Mit schnellem Griff rettete sie eine Portion Backfisch vor dem Verbrennen.
    „Wenn Sie jetzt gehen, brauchen Sie nicht wiederzukommen.“
    Sie zögerte. Ein Frösteln durchlief sie. Sie benötigte das Geld so dringend!
    Ihr Chef kam mit drohend erhobenem Arm auf sie zu, und Chloe wich ängstlich zurück. Sie wusste, wozu dieser Choleriker fähig war …
    „Rühr sie an, und du wirst dir wünschen, du wärst nie geboren worden.“ Gefährlich leise, aber messerscharf durchdrang die Stimme die stickige Luft in der Küche.
    Chloe fuhr herum. Declan? Träumte sie jetzt schon mit offenen Augen?
    Auch ihr Chef wirbelte herum. „Wer zum Teufel sind Sie?“
    Mit zwei Schritten war Declan bei ihm, baute sich dicht vor ihm auf und erklärte mit einem eisigen Blick in das feiste zorngerötete Gesicht des Mannes: „Ich bin der Mann, der Sie lehren wird, Ms Daniels anständig zu behandeln.“
    Zu Chloes Überraschung genügte eine Handbewegung von ihm, um den wütend maulenden Cafébesitzer zum Schweigen zu bringen.
    Dann erst wandte Declan sich ihr zu. Seinen wachen dunklen Augen schien kein Detail zu entgehen, weder die Flecken auf ihrer Hose und ihrem eng anliegenden T-Shirt, noch die Gefühle, die sich auf ihrer Miene widerspiegelten: ungläubiges Erstaunen, Aufregung – und grenzenlose Erschöpfung.
    Wie durch einen dicken Nebel hörte sie ihn in kaltem Ton etwas von Belästigung, körperlicher Bedrohung, Ausbeutung und Anzeige erstatten sagen.
    Sofort regte sich Widerstand in ihr. Sie konnte selbst auf sich aufpassen. Das hatte sie ihr ganzes Leben lang getan.
    „Bleib, wo du bist.“
    Verwirrt sah sie auf Declans dunklen Kopf herab, als er vor ihr in die Hocke ging und mit seinen langen schlanken Fingern die Glasscherben aufzusammeln begann.
    Die Szene kam ihr ganz unwirklich vor. Sie hätte nur die Hand ausstrecken müssen, um sein Haar, seinen Nacken, seine breiten Schultern zu berühren. Und es gab nichts, was sie lieber getan hätte.
    Sie kämpfte mit den Tränen. Warum konnte er sie nicht in Ruhe lassen, wie sie es verlangt hatte? Auch wenn sie es seitdem tausendfach bereut hatte. Und sich ohne ihn nur wie ein halber Mensch vorkam.
    „Weine nicht, Chloe.“ Seine Stimme war ungewohnt sanft, sein Blick beinahe zärtlich, als er von unten zu ihr aufsah.
    Sie blinzelte und streckte den Rücken. „Ich weine nie.“
    Es stimmte. Sie war stark. Sie musste stark sein. Deshalb war sie ja so müde.
    „Wo ist er hin?“ Sie waren allein in der Küche. Sie und der Mann zu ihren Füßen.
    „Vergiss ihn.“ Geschmeidig erhob er sich und entsorgte die Scherben im Abfalleimer. Ehe sie recht wusste, wie ihr geschah, hatte er sie hochgehoben.
    Sie wehrte sich nach Kräften. Er hatte nichts anderes erwartet. Chloe Daniels würde sich nicht widerstandslos einem Mann ergeben.
    Aber jetzt, da er sie in den Armen hielt, würde er sie so bald nicht wieder loslassen. Er hatte rotgesehen, als dieser grobe Klotz ihr gedroht hatte. Am liebsten hätte er den Kerl grün und blau geschlagen. Nur die Aussicht auf stundenlange Polizeiverhöre, die er Chloe lieber ersparen wollte, hatte ihn davon abgehalten.
    Auf seinen Armen trug er sie durch das Café hinaus auf die Straße. Sie hatte deutlich abgenommen. Statt weicher Kurven spürte er spitze Hüftknochen. Schon in der Küche war ihm aufgefallen, wie zart und wehrlos sie wirkte, trotz ihrer Zorn sprühenden Blicke.
    „Isst du nicht genug?“
    „Was?“ Sie hörte auf, mit den Fäusten gegen seine Brust zu trommeln, und sah verwirrt zu ihm auf.
    Ein Blick in ihre schönen türkisfarbenen Augen genügte, um eine Welle von Zärtlichkeit und heißem Verlangen in Declan aufsteigen zu lassen. Er hatte sich so danach gesehnt, sie wiederzusehen. Allerdings nicht in diesem Zustand, blass und abgemagert, die dünnen Arme abwehrend erhoben, als müsste sie sich vor ihm schützen.
    Mit der Fernbedienung entriegelte er
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