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Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)

Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)

Titel: Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)
Autoren: Annie West
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hält, mir zu glauben. Ich brauche einen Mann, der mich will, auch wenn er keine Beweise für meine Unschuld hat. Einen, dem es genügt, wenn er mein Wort hat.“
    Ihre kleine Rede erschütterte ihn zutiefst. Jedes Wort davon war wahr.
    Declan war so in seinen eigenen Schmerz verstrickt, dass er sie nur verletzen konnte. Dabei hatte er diesmal alles richtig machen wollen. Seine schlimmen Verdächtigungen waren längst entkräftet, und doch klammerte er sich stur an die Version, die ihm am sichersten erschienen war. Für ihn selbst.
    Handelte so ein liebevoller verantwortungsbewusster Mann?
    Er wollte etwas einwenden, doch Chloe kam ihm zuvor.
    „Danke, ich setze meinen Weg jetzt allein fort.“ Es klang so endgültig, dass er nicht wagte, sie aufzuhalten, als sie ihre Tasche schnappte und die Tür aufstieß.
    „Und komm nicht auf die Idee, nach mir zu suchen, Declan. Niemals. Es ist aus. Ich will dich nie wiedersehen.“

11. KAPITEL
    Chloe las das Namensschild an der Tür und straffte die Schultern.
    Es war eine Woche her, seit sie Declan verlassen hatte, doch ihre Welt stand noch immer Kopf. Es war richtig gewesen, zu gehen. Alles andere hätte Selbstaufgabe bedeutet.
    Warum fühlte es sich dann so falsch an? Sie war wie gelähmt vor Traurigkeit, wenn sie an ihn dachte. An seinen Zorn und seine Verzweiflung. Daran, dass sie ihn nie wiedersehen würde. Sie mochte das Richtige getan haben, aber ein Teil von ihr verging vor Schmerz. Der Teil, der zu ihm gehörte.
    Doch das Leben ging weiter.
    „Ms Daniels.“ Die Verwaltungschefin sah lächelnd von ihrem Schreibtisch auf, als Chloe eintrat. „Schön, Sie zu sehen. Ich wollte Sie schon anrufen, um mit Ihnen über die Behandlung Ihres Pflegevaters zu sprechen.“
    Chloe nickte betreten, während sie auf dem angebotenen Stuhl Platz nahm. „Deswegen bin ich hier.“
    Das Büro wirkte, wie alles in dieser Einrichtung, freundlich und gepflegt. Es würde ihr schwerfallen, Ted hier herauszunehmen, aber es ging nicht anders. Ihre Ersparnisse waren aufgebraucht, und sie musste ihre Miete bezahlen. Billige Wohnungen waren in den Blue Ridge Mountains ebenso rar gesät wie gut bezahlte Stellen.
    „Ich fürchte, mein Pflegevater kann nicht hierbleiben.“
    „So?“ Die Frau musterte sie erstaunt. „Ich dachte, Sie wären zufrieden mit unseren Leistungen, vor allem, nachdem ich dieses Schreiben erhielt …“
    „Entschuldigung, ich verstehe nicht ganz …“
    Die Verwaltungschefin reichte ihr einen Brief über den Tisch, auf dem ihr als Erstes die Unterschrift ins Auge fiel: David Sarkesian, im Auftrag von Declan Carstairs. Chloes Herz fing wild an zu klopfen.
    „Declan Carstairs bezahlt Teds Aufenthalt?“, fragte sie ungläubig, nachdem sie den Brief überflogen hatte.
    „Richtig. Inklusive aller Zusatzbehandlungen. Wussten Sie das nicht?“
    Völlig verdattert las Chloe den Text noch einmal durch. „Ich hatte keine Ahnung.“
    „Nun, vielleicht überdenken Sie Ihren Entschluss ja noch einmal“, sagte die Verwaltungschefin aufmunternd. „Die Ergotherapeutin verzeichnet vielversprechende Fortschritte bei Ihrem Pflegevater und möchte die Therapie erweitern. Hier sind die Details.“
    Declan starrte gedankenverloren hinaus auf die weite, von Büschen und Bäumen gesäumte Rasenfläche hinter dem Pool.
    Im Geiste sah er einen pausbäckigen Jungen über das Gras flitzen und von einem Ohr zum anderen grinsen, wenn er den kleinen Lederball zwischen zwei Holzpflöcken hindurch schoss.
    Hier in Carinya hatte er Adrian in jenen endlos langen, heißen Sommerferien das Kricketspielen beigebracht, während ihre Eltern in der Stadt noch mehr Geld anhäuften und sich auf Gesellschaften tummelten.
    Er hörte noch das „Plopp“ des Balls und das Triumphgeheul, mit dem Adrian seine Erfolge zu feiern pflegte. Wie beim Tennis, als ihm nach wochenlangem Üben endlich der perfekte Aufschlag gelang. Oder wenn er einen gekonnten Salto in den Pool vollführte und dann jeden, der sich ahnungslos in seiner Nähe aufhielt, erbarmungslos nass spritzte.
    Er lächelte wehmütig. Ade hatte sich immer voll und ganz auf eine Sache konzentriert und alles andere ausgeblendet. Typisch Carstairs.
    Wobei diese Stärke in Adrians Fall vielleicht auch eine Schwäche gewesen war. Hatte sein Tunnelblick zu fixen Ideen geführt, bis hin zur Besessenheit? Hatte er sich in eine Fantasiewelt geflüchtet, um sein berufliches Scheitern ertragen zu können?
    Declans Lächeln erstarb, als er sich das Gespräch
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