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Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen!
Autoren: Terry Pratchett
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H ierher verschwanden die Drachen.
    Sie liegen und…
    Nein, sie sind nicht tot. Sie schlafen auch nicht. Von Warten kann ebenfalls keine Rede sein, denn wer wartet, erwartet etwas. Der angemessene Ausdruck lautet vermutlich…
    … schlummern.
    Zwar befinden sie sich nicht im normalen Raum, aber trotzdem liegen sie dicht beieinander. Jeder zur Verfügung stehende Kubikzentimeter ist mit Krallen, Klauen, Schuppen und Schwanzspitzen gefüllt, und der sich daraus ergebende Effekt erinnert an eine Trickzeichnung. Irgendwann begreifen die Augen, daß der Raum zwischen zwei Drachen aus einem weiteren Drachen besteht.
    Man mag versucht sein, in diesem Zusammenhang an eine Sardinenbüchse zu denken – vorausgesetzt, man hält Sardinen für groß, schuppig, stolz und arrogant.
    Vielleicht gibt es eine Lasche, mit der man die Büchse öffnen kann.

    I n einer ganz anderen Dimension war es früher Morgen in Ankh-Morpork, der ältesten, größten und schmutzigsten aller Städte. Ein leichter Nieselregen fiel aus grauen Wolken und gesellte sich dem Dunst hinzu, der über dem Fluß wallte und auch über die Straßen kroch. Ratten verschiedener Art gingen ihren nächtlichen Angelegenheiten nach. Mörder mordeten im Schutz der Dunkelheit; Räuber raubten, Huren hurten… Und so weiter.
    Der betrunkene Hauptmann Mumm von der Nachtwache taumelte langsam durch eine Gasse, machte es sich im Rinnstein vor dem Wachhaus bequem und lag dort, während über ihm sonderbare Buchstaben aus Licht in der feuchten Luft zischten und ihre Farbe veränderten…
    Die Stadt war ein Soundso, ein Wiehießesnoch. Ein Ding. Eine
Frau.
Ja, genau dasch war schie. Eine Frau. Leidenschaftlich, temperamentvoll und viele Jahrhunderte alt. Schie schlug einen in den Bann, sorgte dafür, daß man sich in schie – Dings – verliebte. Und dann schlug schie erneut zu. Ins Dingsbums. In den Mund. Zunge? Nee, die Zähne. Jawoll, schie schlug einem die Zähne ein. Schie war ein… Dings, Dünger, ein Dunghaufen, neinein, das isses nich, ich meine ein
Miststück.
Ja, genau dasch meine ich. Und wenn man schie zu hassen begann, wenn man schon glaubte, man habe schie endlich am… am wasweißich, dann öffnete schie einem dasch verrottete Herz und überstaunte, nee, erblüffte?
Raschte.
Schie über
raschte
einen. Ja, das schtimmt genauig. Man wußte nie, wo man bei ihr stand. Oder lag. Nur in einem Punkt gab’sch keinen Zweifel: Man konnte sich nich von ihr trennen, denn schie war das einzige, wasch man hatte, selbst in ihrer Gosse…

    N eblige Finsternis umhüllte die ehrwürdigen Gebäude der Unsichtbaren Universität, des wichtigsten Lehrinstituts für Zauberei. Das einzige Licht – ein blasses oktarines Flackern – filterte aus den hohen Fenstern der neuen Fakultät für hochenergetische Magie. Dort untersuchte messerscharfe Intelligenz das Gefüge des Universums, ob es ihm gefiel oder nicht.
    Natürlich glühte es auch in der Bibliothek.
    Dort gab es die größte Sammlung magischer Texte im ganzen Multiversum. Viele tausend Bücher, die geballtes okkultes Wissen enthielten, lasteten schwer in den Regalen.
    Es hieß, daß große Ansammlungen von Magie die normale Welt erheblich
verzerren
könnten, woraus man den Schluß zog, in der Bibliothek seien nicht die normalen Regeln der Raum-Zeit gültig. Es hieß, sie erstrecke sich bis in die
Unendlichkeit.
Wenn man tagelang an den langen Regalen vorbeiwanderte, so hieß es, finde man vielleicht irgendwo verlorene Stämme aus Forschern und Studenten. Es hieß auch, in vergessenen Nischen und Alkoven lauerten seltsame Dinge, die ab und zu noch seltsameren Dingen zum Opfer fielen. 1
    Kluge und vorsichtige Schüler, die weiter entfernte Bücher suchten, achteten darauf, Kreidemarkierungen an den Regalen zu hinterlassen, wenn sie sich tiefer in die muffige Düsternis wagten. Darüber hinaus baten sie gute Freunde darum, nach ihnen zu suchen, wenn sie bis zum Abendessen nicht zurück waren.
    Da Magie nur schwer gebunden werden kann, waren die Bücher in der Bibliothek mehr als nur zu Brei verarbeitetes Holz und Papier.
    Pure thaumaturgische Kraft knisterte von ihren Rücken und tastete harmlos über die Kupferstangen an den Regalen; sie dienten dazu, die magische Energie abzuleiten. Trübe Gespinste aus blauem Feuer krochen umher, und ab und zu erklang ein leises Rascheln. Es hörte sich an, als sträubten Dutzende von Staren ihr Gefieder. In der Stille der Nacht sprachen die Bücher miteinander.
    Außerdem schnarchte
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