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0827 - Der Rosenfluch

0827 - Der Rosenfluch

Titel: 0827 - Der Rosenfluch
Autoren: Jason Dark
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Eine Bewegung war im Hintergrund des Bildes. Dort erschien plötzlich eine gelbliche Knochenhand, die einen Dolch mit langer, schmaler Linie umklammert hielt. An ihr klebte Blut, als wäre sie erst kurz zuvor aus einer Wunde gezogen worden. Die Klaue wanderte höher. Sie und die Dolchklinge schwebten plötzlich über den Rosen. Dann jagte sie nach unten!
    Der Wind war frisch und kalt geworden, das spürte Bill Conolly, als er aus dem Porsche kletterte. Sheila, seine Frau, war schon ausgestiegen und schnürte den beigebraunen Wintermantel in Höhe der Taille zusammen.
    Dann deutete sie auf das Haus, das inmitten eines Vorgartens lag, durch den bunte Blätter trudelten, die der Wind von den Bäumen gerissen hatte.
    Es roch nach Vergänglichkeit, altem Laub, feuchter Erde – eben nach November, obwohl der Oktober erst einige Tage alt war. Sie runzelte die Stirn und wartete, bis ihr Mann sie erreicht hatte. »Ich hoffe, dass die gute Bea uns keinen Bären aufgebunden hat.«
    Bill schüttelte den Kopf. »So etwas kann man nicht erfinden, Sheila. Das ist unmöglich.«
    »Meinst du?«
    »Da bin ich mir sicher.« Bill öffnete das Tor. Er hatte seinen Porsche nicht auf der Garagenzufahrt abgestellt, weil er niemanden zuparken wollte. Am Rand der Straße war Platz genug, und als er durch den Vorgarten schritt, hatte er den Eindruck, sich etwas Unfassbarem und Unheimlichen zu nähern.
    Es lag sicherlich nicht an den Mauern des alten Hauses, sie war nun mal düster, allein durch das Alter bedingt, nein, er spürte, dass etwas hinter diesen Mauern lauerte und so viel Kraft besaß, sie zu durchdringen und ihm das ungute Gefühl einzupflanzen.
    Sie durchquerten einen herbstlichen, fast schon winterlichen Garten. Es hatte schon den ersten Bodenfrost gegeben. Er hatte die Natur mit einer Schicht aus Raureif bedeckt und dafür gesorgt, dass sich das alte Laub noch mehr zusammenkrümmte. Es war hart geworden. Beide spürten es unter ihren Schuhsohlen, wenn es knisterte.
    Das Astwerk der Bäume erinnerte sie an dunkle Skelette, aber der hohe Himmel war wunderbar. Er lag über ihnen wie gezeichnet. Kaum eine Wolke bedeckte ihn, und die fahle Wintersonne stand so tief wie ein herabgezogenes Auge.
    Ihre Ankunft war bereits bemerkt worden, denn vor dem Erreichen der Haustür wurde diese von innen geöffnet. Ein Hausmädchen begrüßte sie höflich und bat sie, noch für einen Moment Platz zu nehmen, weil die Hausherrin noch beschäftigt war.
    »Wir sind auch etwas früh«, sagte Bill.
    »Darf ich Ihnen was zu trinken bringen?«
    Beide lehnten ab.
    Das Mädchen lächelte und verschwand.
    Die Conollys schauten sich um. Sie saßen in einer Diele oder einem Vestibül. Es war mit dunklen Möbeln eingerichtet, die aber wegen der hellen Wände nicht weiter störten. Auch die Decke war hell gestrichen worden.
    Ein breiter Gang führte zu anderen Räumen hin. Wo sie lagen, konnten die Conollys nicht erkennen, weil ihnen eine zweiflügelige verschlossene Tür die Sicht nahm.
    Sie schauten sich an, lächelten und benahmen sich wie alle Leute, die irgendwo fremd waren, sich deshalb ein wenig unwohl fühlten und darauf warteten, dass sie abgeholt wurden. Keiner von ihnen sprach. An der Wand hing eine Uhr. Ihr leises Ticken schien sich den Schlägen ihrer Herzen anzupassen.
    Andere Geräusche waren nicht zu hören. Keine Stimmen, keine Tritte, sie fühlten sich wie in einem großen Grab, in dem sich die Stille des Todes ausgebreitet hatte.
    Bill räusperte sich einige Male, was Sheila mit einem Lächeln quittierte.
    »Diese Bea Quentin ist schon etwas seltsam, nicht wahr?« Bill hatte leise gesprochen, als könnte er durch irgendwelche Lauscher abgehört werden.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Sie hat sich doch an dich gewandt.«
    »Ja, das stimmt.« Sheila nickte. »Ich habe sie bei dieser Schrothkur kennen gelernt, aber wie gut kennt man einen Menschen nach einer Woche, frage ich dich?«
    »Nicht gut.«
    »Eben.«
    »Sie hat sich an dich erinnert.«
    »Klar, wir waren ja einige Tage zusammen und haben nicht nur über uns gesprochen. Auch du und dein Beruf sind ein Thema gewesen. Sie weiß, dass du dich für ungewöhnliche Dinge interessierst und immer darauf erpicht bist, sie aufzuspüren. Aber frag mich bitte nicht noch einmal, was sie uns präsentieren will. Ich weiß es nämlich nicht. Am Telefon habe ich zwar mit ihr gesprochen, da aber hat ihre Stimme ziemlich normal geklungen.«
    »Dann kann das so unnormal nicht gewesen sein.«
    »Ich habe keine
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