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Zwischen Ehre und Verlangen

Zwischen Ehre und Verlangen

Titel: Zwischen Ehre und Verlangen
Autoren: Louise Allen
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dass meine Gefühle für sie nur eine Jugendschwärmerei waren, aber damals litt ich schrecklich darunter, dass sie heiraten sollte, und zwar Sir Paul, dessen Gattin unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommen war. Sie war von ihrem Vater, der finanzielle Schwierigkeiten hatte, förmlich an diesen Frauenhelden verschachert worden. Für einen Dreizehnjährigen, der sie verehrte und vergötterte, war es nicht verständlich, dass ihm ein Mann vorgezogen wurde, um dessen Ruf es nicht zum Besten stand. Und als ich vor Monaten merkte, dass Sir Paul entschlossen war, seine Tochter Langham, diesem Wüstling, zu geben, habe ich alles versucht, um diese Ehe zu unterbinden.”
    “Ich war der Ansicht, das Interesse, das Sie an Miss Poste nehmen, beruhe darauf, dass Sie sie heiraten wollen. Zumindest hat Lord Oughton mir gegenüber eine diesbezügliche Bemerkung gemacht.”
    “Jetzt ist mir klar, warum Sie sich in Holkham Hall plötzlich so distanziert zu mir benommen haben”, äußerte Jared in jähem Erkennen. “Nun, er kann sich auf etwas gefasst machen! Ich habe wirklich nicht damit gerechnet, dass er aus Eigennutz so schäbig sein könnte.”
    “Aus Eigennutz?” Irritiert schaute Amanda Jared an. “Sie erliegen einem Irrtum, Sir. Ihr Freund macht mir nicht den Hof. Wir sind lediglich gute Bekannte. Er ist wirklich davon überzeugt, dass Sie sich mit dem Gedanken tragen, sich mit Miss Poste zu vermählen.”
    “Ich frage mich, was ihn auf diesen Einfall gebracht haben kann”, erwiderte Jared kopfschüttelnd. “Kommen Sie, wir müssen fort! Bleiben Sie bitte dicht hinter mir”, fügte er hinzu, ging zur Tür und öffnete sie einen Spalt. Er lugte in den Korridor, fand ihn leer vor und bedeutete Amanda, ihm zu folgen. “Wir müssen uns sputen”, flüsterte er und horchte angestrengt. Gelächter und Stimmengewirr drangen aus anderen am Gang liegenden Zimmern zu ihm. “Falls wir in der Halle auf jemanden vom Personal stoßen sollten, werde ich behaupten, ich würde nur einen kleinen Spaziergang mit Ihnen machen. Hoffentlich fällt man darauf herein!” Rasch verschloss er die Tür, ließ den Schlüssel stecken, damit Amandas Verschwinden nicht sofort auffiel, und hastete zur Treppe. Vorsichtig spähte er ins Parterre und sah zum Glück keinen Bediensteten. “Schnell!”, raunte er Amanda zu und stürmte die Stufen hinunter.
    Die Röcke raffend, eilte sie hinter ihm her und huschte durch das leere Vestibül.
    So gelassen wie möglich hielt er ihr eine Hälfte des Portals auf und begab sich mit ihr ins Freie. “Meine Kutsche steht an der anderen Seite des Parks”, raunte er Amanda zu und reichte ihr den Arm.
    Sie hängte sich bei ihm ein und erwiderte leise, während man zum rückwärtigen Teil des Anwesens schlenderte: “Mein Gig ist vermutlich auf dem Sattelplatz.”
    Sich verstohlen vergewissernd, dass niemand ihnen folgte, hielt Jared gemächlich auf einen Seitenweg zu, wo sie durch eine hohe Buchsbaumhecke der Sicht vom Haus her entzogen sein würden. Kaum hatte er sie erreicht und war um die Ecke gebogen, sagte er eindringlich: “Laufen Sie jetzt so schnell, wie Sie können.”
    Amanda ergriff ihn an der Hand und strebte keuchend zu dem bald am Ende der schmalen Allee sichtbaren Eisengitter, hinter dem sie eine Kalesche und einen sich die Beine vertretenden Lakaien bemerkte.
    Jared riss das Törchen auf, half ihr in den Wagen und setzte sich zu ihr, während Hucknall auf den Dienertritt sprang. Er nahm die Zügel an sich, trieb das Gespann an und sagte dann lächelnd: “Jetzt sind wir in Sicherheit!”
    “Danke”, flüsterte Amanda erschöpft und lehnte sich bequem zurück.
    “Schlafen Sie, wenn Sie können”, riet Jared ihr. “Ich befürchte jedoch, das wird nicht möglich sein, weil ich sehr zügig fahren muss, damit wir Downsmore House rasch hinter uns haben. Sobald wir weit genug entfernt sind, werde ich bei einem Gasthaus halten, wo Sie sich von den Strapazen erholen können.”
    Müde schloss Amanda die Augen und bemühte sich, an nichts zu denken. Immer wieder ging ihr jedoch der Gedanke durch den Kopf, dass Jared Miss Poste nicht liebte. Unwillkürlich fragte sie sich, ob er immer noch etwas für sie, Amanda, empfinden mochte. Sie hielt sich vor, das müsse noch der Fall sein, denn schließlich hatte er sie aus Lord Langhams Klauen befreit. Andererseits würde jeder Mann, der wusste, dass eine Frau in Bedrängnis geraten war, versuchen, ihr zu Hilfe zu eilen. Außerdem verhielt Jared sich
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