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Zwischen Ehre und Verlangen

Zwischen Ehre und Verlangen

Titel: Zwischen Ehre und Verlangen
Autoren: Louise Allen
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Langhams Besitz nicht verfehlen, da er an der Straße liegt.”
    Amanda bedankte sich, warf einen Blick auf die Standuhr und stellte fest, dass es kurz vor drei Uhr war. Rasch verließ sie die Wirtschaft, setzte die Reise fort und gelangte nach einiger Zeit an ein langes, schmiedeeisernes Gitter, das einen weitläufigen Park umfriedete. Sie zügelte das Pferd, ließ es im Trott gehen und entdeckte eine Weile später die Zufahrt. Zu ihrer Enttäuschung war das Doppeltor geschlossen. Noch überlegend, ob sie laut rufen solle, bemerkte sie jemanden hinter einer Fensterscheibe des Torhauses und sah einige Augenblicke später einen Mann erscheinen, der den Seitendurchlass öffnete und zu ihr kam.
    “Was kann ich für Sie tun, Madam?” fragte er und schaute sie neugierig an.
    “Ist Seine Lordschaft daheim?” wollte sie wissen.
    “Ja, Madam. Er ist heute aus Brighton zurückgekehrt. Ich weiß jedoch nicht, ob er zu sprechen ist.”
    “Das lassen Sie meine Sorge sein”, erwiderte Amanda schnippisch. “Wenn Sie die Güte hätten, mir das Tor aufzumachen!” Nervös harrte sie aus, bis der Mann ihrem Ansinnen entsprochen hatte, und trieb dann das Pferd an. Erst jetzt wurde ihr klar, dass es höchste Zeit war, Lord Langham ohne jede Begleitung aufzusuchen.
    Die Allee führte geradewegs auf das Herrenhaus zu, und voller Unbehagen hielt Amanda vor dem prunkvollen Portal an. Sie legte die Reitpeitsche neben sich auf den Sitz, betrachtete die imposante Fassade und überlegte noch, wie sie ihre Anwesenheit am besten erklären könne, als plötzlich neben ihr ein Bediensteter erschien und ihr aus dem Gig half.
    Sie wollte ihm mitteilen, er solle den Wagen nicht fortfahren, da sie nicht lange bleiben würde, doch er hatte sich bereits auf den Kutschbock geschwungen und das Pferd angetrieben. Verwirrt blickte sie hinter ihm her, wandte sich dann der Treppe zu und nahm, während sie die Stufen zum Haupteingang hinaufstieg, ein Visitenkärtchen aus dem Retikül. Sie hatte das Portal soeben erreicht, als eine Hälfte der Doppeltür von einem älteren livrierten Diener geöffnet wurde.
    “Sie wünschen, Madam?” fragte er freundlich.
    “Wenn ich richtig informiert bin, ist zurzeit Miss Poste bei Seiner Lordschaft zu Gast”, antwortete Amanda und überreichte dem Angestellten ihre Visitenkarte. “Ich muss Miss Poste einer dringenden Angelegenheit wegen sprechen. Es ist nicht nötig, Seine Lordschaft zu behelligen”, fügte sie rasch hinzu.
    “Bitte treten Sie ein, Mrs. Clare”, erwiderte Barton höflich, ließ ihr den Vortritt und schloss dann die Tür. “Wenn Sie mir folgen würden”, setzte er hinzu, ging zum Empfangssalon und bat sie hinein.
    Sie schaute sich in dem mit großem Luxus eingerichteten Raum um, wurde jedoch bald abgelenkt, weil der Butler zurückkehrte.
    “Miss Poste lässt Ihnen ausrichten, Mrs. Clare, sie würde Sie in ihrem Zimmer empfangen”, verkündete er.
    Erstaunt hob Amanda die Augenbrauen, schloss sich jedoch bereitwillig dem Diener an, der sie in die Beletage und einen langen Korridor entlangführte. Vor einer mit goldenen Schnitzereien verzierten Tür blieb er stehen, klopfte an und betrat einen Moment später den Raum.
    “Mrs. Clare, Madam”, sagte er würdevoll.
    “Ich lasse bitten”, hörte sie Miss Poste erwidern und ging am Butler vorbei in den lichtdurchfluteten Salon. Zu ihrer größten Verblüffung lächelte Miss Poste in einer Weise, die ihr beinahe triumphierend vorkam.
    “Ich wusste, dass ich Recht behalten würde!”, äußerte Diana zufrieden, als sie sich aus dem Fauteuil erhob.
    “Wie darf ich das verstehen?” wunderte sich Amanda.
    “Ich habe zu Robert gesagt, Sie würden ganz bestimmt auf die Komödie hereinfallen.”
    “Komödie?” wiederholte Amanda verständnislos.
    “Natürlich bin ich freiwillig hier!”, sagte Diana erheitert.
    “Tatsächlich?” fragte Amanda verdutzt. “Dann wüsste ich gern, warum Sie, als ich Sie in Lord Langhams Berline sah, ein so verzweifeltes Gesicht gemacht haben.”
    “Ich wollte Sie an der Nase herumführen”, erklärte Diana auflachend. “Und das ist mir gelungen, wie man sieht!”
    Amanda fühlte die Siedehitze in sich aufsteigen, schaute zornig Miss Poste an und äußerte, um Fassung ringend: “Verzeihen Sie, aber ich habe nicht das geringste Verständnis für Ihr albernes Verhalten, Miss Poste! Erst vertrauen Sie mir an, Sie liebten Lord Severn …”
    “Ach, das war nur so dahingesagt”, unterbrach Diana belustigt.
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