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Zwischen Ehre und Verlangen

Zwischen Ehre und Verlangen

Titel: Zwischen Ehre und Verlangen
Autoren: Louise Allen
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einen Ausflug entlang der Küste vorschlug.
    Nachdem Jane davon gehört hatte, sagte sie begeistert: “Oh ja, lass uns fahren, Amanda! Ich würde gern mehr von der Gegend sehen.”
    “Ich bin nicht sonderlich gelaunt”, gestand Amanda. “Außerdem habe ich etliche Briefe zu schreiben. Insbesondere muss ich Mr. Pococke mitteilen, was ich von seinen Vorstellungen halte, neue Abwassergräben anzulegen. Nimm du an dieser Exkursion teil, Jane.”
    “Ich finde es schade, wenn du nicht mitkommst”, äußerte Jane bedauernd. “Gewiss verpasst du etwas. Außerdem könntest du deine Post auch nach der Ausfahrt erledigen.”
    “Nein, ich habe kein Lust, das Haus zu verlassen”, entgegnete Amanda entschlossen, stand auf und setzte sich an den Schreibtisch.
    Kopfschüttelnd ließ Jane sie allein.
    Amanda befasste sich mit den zu erledigenden Schreiben, und schließlich war es kurz vor elf Uhr, als sie das an den Verwalter gerichtete versiegelte. Sie läutete und trug der eine Weile später erscheinenden Zofe auf: “Bringen Sie diese Couverts in die Halle, Susan. Sie müssen unbedingt mit der nächsten Post abgehen. Und dann kommen Sie zurück, ich möchte einen Spaziergang unternehmen.”
    “Sehr wohl, Madam”, erwiderte Susan, knickste und verließ das Boudoir.
    Es dauerte nicht lange, bis sie zurückkehrte. Amanda ließ sich von ihr einen hübschen Hut aufsetzen, zog die Handschuhe an und ergriff den Sonnenschirm. Zum Glück hatte Susan endlich ihre Pflichten gelernt, sodass Amanda mit ihr zufrieden war.
    Man begab sich ins Freie und schlenderte gemächlich in die Stadt. Hin und wieder blieb Amanda stehen, betrachtete eine Auslage oder die im Meer Badenden und beschloss nach einiger Zeit, nach Haus zu gehen. Sie hatte soeben den Rückweg angetreten, als kurz vor ihr ein Kind hinter einem auf die Straße kullernden Ball herrannte, direkt vor eine in seine Richtung fahrende Kutsche. Die Pferde wurden so jäh gezügelt, dass sie halb auf die Hinterläufe stiegen, und der Wagen kam mit einem gewaltigen Ruck zum Stehen. Eine Frau rannte schreiend hinter dem verstörten Kind her, riss es an sich und brachte es in Sicherheit.
    Als Amanda am Wagen vorbeikam, schaute sie flüchtig hinein und sah zu ihrem Erstaunen Miss Poste, die sie ebenfalls bemerkte und mit verzweifelter Miene den Mund bewegte. Amanda bildete sich ein, dass Miss Poste wortlos um Hilfe gerufen hatte, richtete den Blick an ihr vorbei und erkannte Lord Langham. Nur Miss Poste und er befanden sich in der Berline, die plötzlich anfuhr und die Fahrt fortsetzte. Auf dem Dienertritt standen zwei Lakaien, und das Dach war mit Gepäck beladen.
    Sogleich wurde Amanda klar, dass der Baron mit Miss Poste die Stadt verließ und sich wahrscheinlich auf seinen Landsitz begab. Vermutlich war Sir Paul Poste eingeweiht und hatte, da er dieser Verbindung zustimmte, keine Einwände erhoben. Erstaunlich war lediglich die Tatsache, dass Miss Poste keine Anstandsdame oder Zofe bei sich hatte. Das ließ darauf schließen, dass doch nicht alles mit rechten Dingen zuging.
    Amanda überlegte, wem sie den Vorfall berichten könne. Lady Oughton, ihre Tochter und Jane waren nicht in der Stadt, und der Viscount würde erst in zwei Tagen zurückkehren. Somit blieb nur Lord Severn übrig, von dem Amanda jedoch nicht wusste, wo er residierte. Unvermittelt fiel ihr ein, dass sie sich im Ballhaus nach seiner Adresse erkundigen könne, und sie schlug sogleich die Richtung dorthin ein.
    Dort angekommen, bat sie darum, Mr. Yardley sprechen zu können, und wurde von einem Bediensteten ersucht, sich eine Weile zu gedulden. Er begab sich in den hinteren Teil des Gebäudes und kehrte nach einer Weile mit dem Zeremonienmeister zurück.
    “Was kann ich für Sie tun, Mrs. Clare?” erkundigte Mr. Yardley sich freundlich.
    “Entschuldigen Sie, Sir, dass ich Sie belästige”, erwiderte sie höflich. “Ich möchte Lord Severn etwas zurückgeben, das er gestern, als wir uns auf der Promenade trafen, verloren hat, weiß jedoch nicht, wie ich ihn erreichen kann. Würden Sie mir bitte seine Anschrift nennen?”
    “Hm, eigentlich steht es mir nicht zu …”
    “Es ist sehr dringend, Sir!”, unterbrach Amanda ihn beschwörend.
    “Nun gut”, gab er nach, ging zum Stehpult und schrieb die Adresse auf. Dann kehrte er zu Mrs. Clare zurück, überreichte ihr das Blatt Papier und sagte: “Ich hoffe, ich konnte Ihnen dienlich sein, Madam.”
    “Ja, danke”, sagte sie erleichtert. “Ich wünsche Ihnen
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