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Zwischen dir und mir

Zwischen dir und mir

Titel: Zwischen dir und mir
Autoren: Lino Munaretto
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stopfte sich das Geld in die Hosentasche. Döner schmeckte besser als Mutters Butterbrot, doch irgendwas störte ihn daran, dass nicht er ein Brot geschmiert bekommen hatte, sondern dieser Typ, der sich nun mit einem kumpelhaften Lächeln vorstellte: »Hi, ich bin der Uli.« … und ich werde nicht dein neuer Vater sein, denn ich will deine Mutter nur bumsen, ergänzte Alex den Satz in Gedanken.
    »Hi. Alex«, stellte er sich knapp vor und nickte lustlos. »Dann noch viel Spaß«, verabschiedete er sich, bevor er die Tür heftig zuschlug und aus dem Haus verschwand. Die üblichen Hassgefühle ließen sich auch heute durch laute Musik verdrängen. Er setzte sich die Kopfhörer auf und schwang sich auf sein Fahrrad. Geradeaus, Slalom. Eine aufgebrachte Frau hupte, als er ihr die Vorfahrt nahm. Nach drei roten Ampeln und fünf gesparten Minuten bremste er scharf auf dem Schulhof und verlor fast die Kontrolle über sein Rad. Hastig warf er es gegen eines der anderen Fahrräder und sprintete zur Tür des Schulgebäudes.
    • • •
    »Hey, raus aus dem Bett, Lissy«, hörte Lisa die muntere Stimme ihrer Mutter.
    Sie drehte sich herum und schälte sich langsam aus ihrer rosa-weiß gepunkteten Bettdecke. Einen Arm streckte sie aus, die andere Hand bedeckte die Augen.
    »Du kommst zu spät«, zerrte sie die Stimme, die sie fast schon wieder vergessen hatte, aus dem Schlaf.
    Ihre Mutter hatte die elektrischen Rollläden bedient, und es surrte im Zimmer, während allmählich immer mehr Licht durch die hohen Fenster fiel und den Raum flutete.
    Nein, kein Tag konnte anders beginnen. Immer wieder eine gehetzte Mutter, die unten ein wundervolles Frühstück aus Eiern, Salat, Vollkornbrot und Biofrischkäse kreiert hatte, weil sie viel zu viel Zeit hatte.
    Lisa warf die Decke zur Seite und rollte sich herum, bis sie den Rand ihres breiten, weichen Bettes erreicht hatte. Sie rieb sich die müden Augen, zog sich die Träger ihres BHs unter dem T-Shirt zurecht und versuchte, sich an ihren Traum zu erinnern. Dennis. Die Erinnerung war verschwommen. Trotzdem wusste sie, dass sie nicht schön war. Langsam setzte Lisa einen Fuß auf das Parkett, schlurfte zu ihrem Spiegel, warf einen flüchtigen Blick hinein und nahm wahllos eine Halskette und ein Parfüm von der Kommode. Auf dem Weg durch den hell erleuchteten Flur, vorbei an den riesigen schwarz-weißen Großstadtfotografien, hörte sie, wie sich ihr Vater unten an der Eingangstür noch verabschiedete. »Ich versuche, heute rechtzeitig nach Hause zu kommen.«
    Dann eine kurze, stille Pause. Ein flüchtiger Kuss ihrer Mutter, den man hier oben nicht mehr hörte.
    »Tschüs, Lisa. Tschüs, Tim.«
    »Tschüs, Papa«, flüsterte Lisa, während sie die Badezimmertür hinter sich zuschloss. Er hätte ihre Verabschiedung ohnehin nicht mitbekommen. Durch das geöffnete Fenster hörte sie bereits, wie der Motor der E-Klasse gezündet wurde. Eilig hatte sie die rosa Boxershorts heruntergezogen, das Shirt über den Kopf gestreift und die Unterwäsche fallen lassen.
    Müde setzte sie einen, dann den anderen Fuß in die Dusche und zog die Türen hinter sich zu. Das kühle Nass schoss aus dem Duschkopf und weckte sie endgültig. Sie drehte sich, bis jeder Nerv wachgekitzelt war, dann stellte sie das Wasser warm. Langsam seifte sie sich ein. Sie senkte den Kopf unter den Strahl und strich sich die Haare herunter, sodass sie auf ihre Brüste herabschaute und das Becken unter sich sah, wo das Wasser sich sammelte wie in einem kleinen See. Es rauschte in ihren Ohren und strömte die goldbraunen langen Haare hinunter. Ihre Gedanken schweiften ab, sie war ganz woanders. Sanft strich sie über die harten Nippel ihrer Brust und führte die eine Hand langsam ihren Weg hinab.
    Sie erreichte ihr Ziel nicht, denn ein Klopfen an der Tür holte sie auf ihrer Flucht ein und brachte sie zurück.
    »Du bist spät dran, Lissy.«
    Sie stöhnte, wusch sich die Seife ab und drehte den Hahn zu.
    Stille.
    Nur ein paar Tropfen perlten von ihrem Haar bis zu den Spitzen und fielen viel zu langsam auf die Fliesen. Das Bad wirkte noch größer, noch leerer, als sie sich anzog, die Haare schnell föhnte, bürstete und zu einem Zopf flocht, den sie sich über die Schulter warf. Ein letzter prüfender Blick in den Spiegel, während sie etwas Hoffnung in ihren Augen suchte. Dann lief sie in ihr Zimmer zurück.
    Sie zwängte ihre Beine in die engen Hotpants. Fast wie eine zweite Haut. Sie schaute noch einmal in den Schrank. Für
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