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Zurück im etwas anderen Tunesien

Zurück im etwas anderen Tunesien

Titel: Zurück im etwas anderen Tunesien
Autoren: J Derouich
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versprochen, dass er sich direkt um alles kümmert und wenn ich dann da wäre, könnte ich direkt lossurfen. „Kein Thema Schatz, ist kein Problem!“
    Tja, dieses KEIN Problem hatte sich in ein schickes EIN Problem verwandelt. Bla, bla, bla hundert Ausreden, warum es jetzt doch nicht so einfach war, wie er gedacht hatte und warum er es in zwei Wochen noch nicht geschafft hatte, den Stick zu organisieren. Käsesuppen-Karim habe aber noch einen Stick und den würde er mir leihen. Wir müssen ihn nur mal eben von ihm zu Hause holen. Ich bin noch nie in Karims Haus gewesen und weiß auch nicht genau wo er wohnt. Irgendwo in Tunis. Na gut, das ist ja nicht ganz so weit und hört sich auch ganz einfach an.
    Hinfahren, Stick holen, zurückfahren. Hmmmm … oder auch nicht! Mein Mann hatte morgens unser Auto in eine „Werkstatt“ hier um die Ecke gebracht. Er hatte jemanden gefunden, der ihm günstig seine Beulen und Dellen weglackieren wollte. Nicht seine, aber die von unserem Wagen.
    Ja sicher doch …! Kann man denen hier wirklich trauen? Nachher sieht unser Auto aus wie mit ein paar bunten Pril-Blumen überklebt. Und wo ist hier bitte eine „Werkstatt“?
    Im Moment habe ich keine Zeit darüber nachzudenken, denn Karim hupt schon, dass wir einsteigen sollen. Super, ein tunesischer klappriger Minibus, ohne Klimaanlage, ohne Außenspiegel, aber mit viel Platz für Mitfahrer. Ruck zuck sitzen knapp 50 Prozentder Restfamilie im Wagen und ich frage mich, wie lange dieser Bus noch durchhält.
    „Töff, töff“ , es geht los. Mein Gott ist das warm hier, ich zerfließe. Die anderen auch, und so betätigen sie nun die manuelle Klimaanlage. Fensterscheiben runter, alles beugt sich nach vorne, Ärmchen raus und Fahrtwind reinfächeln, aber bitte so, dass auch die Vorder- und Rückseite belüftet wird. Na ja, nach Tunis ist es ja Gott sei Dank nicht so weit, das werde ich schon aushalten.
    Nach Tunis nicht, aber nach Borj Cedria, wo Karim wirklich wohnt. Und weil er es besonders gut mit mir meint, fährt er noch einen großen Umweg und macht eine Landrundfahrt mit mir.
    Dankeschön, sehr nett! Aber bitte nicht bei diesem Wetter!
    Auf einer der befahrendsten Brücken macht er dann sogar noch einen Fotostopp. Klasse, die Autos rauschen an mir vorbei und die Fotos werden eh nix bei dem verhangenen Himmel. Aber es ist wirklich sehr nett gemeint.
    Beim Weiterfahren frage ich dann auch noch dummerweise, was das denn da hinten für ein Gebäude sei. Ich wollte nur eine Antwort und Karim fährt an der nächsten Ausfahrt raus, dreht und fährt uns direkt zu den Gebäuden hin. Nochmals danke!
    Es ist dieser Olympiapark mit dem großen Fußballstadion von Tunis, den Sporthallen und den Schwimmstätten, aber alles menschenleer und total verlassen. Noch nicht einmal Fähnchen, die im Wind wehen. Ich habe sowieso schon bemerkt, dass nun alles etwas anders aussieht, da die überdimensionalen Ben Ali Poster fehlen und die vielen Fahnen, die sonst darum herum waren. So sieht es auch irgendwie trostlos aus!
    Können wir jetzt bitte weiter, ich schwitze! Diverse Straßenkringel weiter kommen wir endlich an Karims Haus an.
    Kann mir bitte jemand zwei Wäscheklammern geben? Ich müsste mich mal kurz an die Wäscheleine zum Austropfen hängen. Ich bekomme ein paar Handtücher, kann mich etwas waschen und dann auf dem Sofa ausruhen. Draußen knallt es und es hört sich an als würden Schüsse fallen. Ich schrecke hoch, denn ich weiß, dass nicht weit von hier immer die größten Unruhen während der Revolution gewesen waren. Ein komisches Gefühl, aber mein Mann beruhigt mich und sagt, dass es nichts Schlimmes sei.
    Den Mitfahrern fällt ein, dass genau jetzt die tunesische Fußballmannschaft spielt und so schauen sie sich alle dieses Spiel im Fernsehen an, während Karim den Internetstick sucht.
    90 Minuten sind vorbei, Abpfiff. Tunesien hat gewonnen, aber Karim ist immer noch nicht fündig geworden. So fahren wir OHNE Stick wieder zurück.
    Zur Entschädigung machen wir noch einen kleinen Stopp am Meer und wir laufen ein Stück durch das Wasser. Wunderschön! Wenn es jetzt noch Sonne und freien Blick auf den Himmel geben würde, dann wäre es perfekt.
    Mein Mann sagt, dass ich Glück habe, dass es nicht so sonnig und heiß wie in den letzten Tagen ist, denn dann wäre die Umstellung vom deutschen auf das tunesische Wetter noch schlimmer für mich gewesen. Überredet, ich sehe es nun dankbar als Übergangswetter an. Karim hat noch eine Idee
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