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Zurück im etwas anderen Tunesien

Zurück im etwas anderen Tunesien

Titel: Zurück im etwas anderen Tunesien
Autoren: J Derouich
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deutscher Zeit kommen wir endlich „zu Hause“ an. Ich bin jetzt zwölf Stunden unterwegs und es hat glücklicherweise aufgehört zu regnen. Es ist trocken, aber warm und stickig und ich werde von gefühlten 50 Grad im Schatten und einer Luftfeuchtigkeit von knappen 110 Prozent empfangen. Die restlichen Bewohner schlafen natürlich längst und wir wollen keinen von ihnen aufwecken. Schnell gehen wir in die obere Etage, denn auch ich will nur noch schlafen.
    Puh, im Schlafzimmer herrscht eine Luftfeuchtigkeit von guten 120 Prozent und so ziehen wir lieber mit ein paar Matratzen ins „kühlere“ Wohnzimmer um. Mein Mann öffnet das Fenster, um noch etwas weitere „warme“ Luft hineinzulassen und ich überlege mir, die nächsten zwei Wochen besser in der Badewanne zu verbringen.
    An Schlafen ist rein gar nicht zu denken und plötzlich schallt ein Mordskrawall von draußen hoch ins Wohnzimmer. Zwei Männer stehen auf der Straße und brüllen sich in feinstem Arabisch an. Sind es „Depp und Depp“ die sich noch über den Mückenstick unterhalten oder sind es Plünderer?
    Momentan bekomme ich die negativen Gedanken noch nicht aus meinem Kopf. Kein Wunder, bei all dem, was man in den letzten Monaten gesehen und gehört hatte. Auch meinem Mann kommt es etwas komisch vor und er schleicht leise auf den Balkon und lauscht dem Gespräch. In Deutschland wäre schon lange die Polizei aufgetaucht und hätte die Zwei wegen Ruhestörung mitgenommen, aber hier scheint wohl jeder brüllen zu dürfen, wann und wie laut er mag. Nach über einer Stunde kommt mein Mann zurück ins Zimmer und meint, die wären besoffen und würden sich nur streiten. Soll ich’s glauben oder nicht?
    Über diese Frage muss ich wohl kurz eingenickt sein, denn passend zum Ruf des Muezzins aus der Nachbarmoschee, die ja direkt an dieses Haus grenzt, wache ich wieder auf und schrecke hoch. DAS habe ich in Deutschland vermisst.
    Die Luftfeuchtigkeit hat noch einmal eine Schippe zugelegt und ich glaube ich werde nun doch besser in die Badewanne umziehen. Mein Kopf summt die bekannte Melodie „Die Karawane zieht weiter!“ und ich lasse mich doch wieder auf die Matratze zurückfallen.
    Was wird mich in den nächsten Tagen alles erwarten? So wie ich meine Familie kenne, wieder eine ganze Menge. Auf zu neuen Abenteuern im etwas anderen Tunesien! Und bis dahin gute Nacht oder besser guten Morgen!

Internet (k)ein Problem!
    Es ist immer noch unerträglich schwül und stickig im Wohnzimmer und die hölzernen Fensterläden vom Balkon schlagen immer heftiger zusammen. Ein Windstoß muss sie irgendwann geschlossen haben und nun klappern sie vor sich hin, als wollten sie mir sagen: „Bitte öffne uns!“ Das werde ich auch tun, denn ich kann es schon kaum erwarten, die tunesische Sonne zu sehen. Eins, zwei, drei los geht es.
    Welch eine Enttäuschung! Der Himmel ist mit dicken Wolken verhangen und der Wind fegt den Dreck über die Straße vor dem Haus. Nein, nein, nein, das wird bestimmt bald besser. Schnell gehe ich auf meine geliebte Dachterrasse, von der man einen unendlich weiten Blick in die Landschaft hat. Dort kann man meistens sehr gut erkennen, wie sich das Wetter in den nächsten Stunden entwickeln wird. Mein Herz klopft, als ich die Marmorstufen zum Dach hinauf eile.
    Das kann nicht sein! Kilometerweit zieht sich diese dunkle Wolke über den Himmel, das sieht gar nicht gut aus. Aber ändern kann ich es jetzt auch nicht und so nehme ich einen tiefen Atemzug und schaue mich in meiner so vertrauten Heimat um. Ich blicke ins Landesinnere, wo ich in der Ferne ein paar Berge sehe. Ja, dort hinten war ich beim letzten Mal, im Naturpark Ischkeul. Erinnerungen kommen hoch. Die Nachbarhäuser, die um uns herum liegen, sind immer noch rumpelig, wie eh und je. Aufgeräumt hat hier niemand. Und mit einem Dreh nach rechts finde ich auch den altbekannten Turm der Moschee, der direkt an das Dach grenzt. „Guten Morgen Herr Muezzin! Geweckt hast Du mich ja schon!“
    Viel verändert hat sich ja nicht in den letzten drei Jahren! Ich drehe mich langsam weiter und taste nun das Dorfpanorama ab. Der Großteil des Dörfchens liegt an einem steilen Berg, der von Jahr zu Jahr weiter zugebaut wird. Ich erkenne einige neue Häuser und dort, wo kein Platz mehr war, da ist auf den alte Häusern einfach eine Etage nach der anderen auf das Ursprungshaus oben drauf gestapelt worden.
    Natürlich befinden sich fast 90 Prozent aller neuen Gebäudeteile noch im Rohbau! Ich scanne alles
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