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Celaenas Geschichte 4 - Throne of Glass

Celaenas Geschichte 4 - Throne of Glass

Titel: Celaenas Geschichte 4 - Throne of Glass
Autoren: Sarah Maas
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    Elf Tage vorher
    A uf diesen Abend hatte Celaena Sardothien das ganze letzte Jahr gewartet. Sie saß auf der Handwerkergalerie, die direkt unter der vergoldeten Kuppel des Königlichen Theaters entlanglief, und sog die Musik in sich ein, die vom Orchester tief unter ihr aufstieg. Ihre Beine baumelten zwischen den Stäben der Brüstung und sie beugte sich vor, um die Wange auf ihre übereinandergelegten Arme zu betten.
    Die Musiker saßen im Halbkreis auf der Bühne und erfüllten das Theater mit so wundersamen Klängen, dass Celaena manchmal zu atmen vergaß. In den vergangenen vier Jahren hatte sie vier verschiedene Aufführungen dieser Symphonie erlebt – allerdings immer mit Arobynn. Der Konzertbesuch war zu ihrer alljährlichen Herbsttradition geworden.
    Obwohl sie wusste, dass es keine gute Idee war, ließ sie den Blick zu der Privatloge schweifen, in der sie bis letzten Monat immer gesessen hatte.
    War es Gehässigkeit oder pure Ignoranz, dass Arobynn Hamel jetzt mit Lysandra dort saß? Er wusste genau, wie wichtig Celaena dieser Abend war, wie sehr sie sich jedes Jahr darauf gefreut hatte.Auch wenn sie Arobynn diesmal nicht hatte begleiten wollen – und nie wieder etwas mit ihm zu tun haben wollte –, störte es sie, dass er Lysandra mitgebracht hatte. Als würde ihm dieser Abend nicht das Geringste bedeuten.
    Sogar von hier oben konnte sie sehen, dass der König der Assassinen Händchen mit der jungen Kurtisane hielt und sein Bein die Röcke ihres rosaroten Kleides berührte. Einen Monat, nachdem Arobynn Lysandras Jungfräulichkeit ersteigert hatte, belegte er sie offenbar noch immer mit Beschlag. Es wäre nicht verwunderlich, wenn er eine Vereinbarung mit ihrer Madame getroffen hätte, Lysandra so lange zu behalten, bis er ihrer überdrüssig wurde.
    Celaena war sich nicht sicher, ob sie deshalb Mitleid mit Lysandra hatte.
    Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Bühne. Eigentlich wusste sie gar nicht, warum sie hergekommen war oder warum sie Sam gesagt hatte, sie hätte bereits etwas vor und könne sich nicht in ihrem Lieblingsrestaurant zum Abendessen mit ihm treffen.
    Im letzten Monat hatte sie Arobynn nicht gesehen oder gesprochen und auch kein Bedürfnis danach gehabt. Aber das hier war ihre Lieblingssymphonie, eine so wunderschöne Musik, dass sie, um das Jahr des Wartens bis zur nächsten Aufführung zu überbrücken, sich beigebracht hatte, einen guten Teil davon auf dem Klavier zu spielen.
    Als der dritte Satz der Symphonie endete, dröhnte Applaus durch das schimmernde Rund der Kuppel. Das Orchester wartete, bis das Klatschen abgeebbt war, bevor es das freudige Allegro anstimmte, das zum Finale führte.
    Zumindest musste sie sich für ihren Platz hier oben nicht in Schale werfen und so tun, als würde sie zu den mit Juwelen behängten Besuchern dort unten passen. Sie war ganz einfach übers Dach hereingeklettert und niemand hatte auch nur einmal nach obengeblickt, um die schwarz gekleidete Gestalt auf der schmalen Galerie sitzen zu sehen, weitgehend verdeckt von den kristallenen Kronleuchtern, die vor Beginn der Vorstellung in die Kuppel hinaufgezogen und gelöscht worden waren.
    Hier oben konnte sie tun und lassen, was sie wollte. Sie konnte den Kopf auf die Arme legen oder mit den Füßen im Takt wippen oder sogar aufstehen und tanzen , wenn ihr danach war. Was war also schon dabei, wenn sie nie wieder in dieser geliebten Loge sitzen würde, die so schön war mit den roten Samtstühlen und der polierten Holzbrüstung?
    Die Musik wogte durch das Theater und jeder Ton war noch brillanter als der vorige.
    Sie hatte Arobynn freiwillig verlassen. Sie hatte ihre eigenen und Sams Schulden bei ihm bezahlt und war ausgezogen, hatte ihr Leben als Arobynn Hamels Protegé hinter sich gelassen. Das war ihre Entscheidung gewesen – und die bereute sie nicht, nachdem Arobynn sie so übel hereingelegt hatte. Er hatte sie gedemütigt und angelogen und ihr Blutgeld dazu benutzt, Lysandras Jungfräulichkeit zu ersteigern, nur um sie zu kränken.
    Sie nannte sich noch immer Adarlans Assassinin, doch manchmal fragte sie sich, wie lange Arobynn ihr das Tragen des Titels noch erlauben würde, bevor er jemand anderen zu seinem Nachfolger ernannte. Allerdings konnte niemand sie wirklich ersetzen. Ob sie zu Arobynn gehörte oder nicht, sie war die Beste. Sie würde immer die Beste sein.
    Oder etwa nicht?
    Überrascht merkte sie, dass sie die Musik irgendwie gar nicht mehr wahrgenommen hatte. Sie konnte
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