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Zurück im etwas anderen Tunesien

Zurück im etwas anderen Tunesien

Titel: Zurück im etwas anderen Tunesien
Autoren: J Derouich
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wenigstens nicht weiter maulen. Es wird schon wieder hell, als wir endlich die Kreuzung vor der letzten Abfahrt erreichen. Juhu, gleich haben wir es geschafft!
    Ne, nix mit juhu, wir stehen im Stau, denn es ist schon so spät, beziehungsweise wieder früh, dass wir im Montag-Morgen-Berufsverkehr stecken. Super, jetzt bin auch ich gereizt!
    Erst gegen 8 Uhr fahren wir endlich auf den Parkplatz vor unserem Haus! Schnell ins Bett und schlafen. Genau, aber erst NACHDEM wir das Auto entladen haben.
    Deja vu! Vor vier Wochen habe ich dieses Auto voll beladen und war zig Mal die Treppe rauf und runter gelaufen. Nun geht das Ganze quasi rückwärts und ich schleppe wieder alles hin und her. Nur dieses Mal sind es meine Geschenke und Schätze und ich mache es gerne, auch wenn ich schon hundemüde bin.
    Aber jetzt ab ins Bett! Ich falle in mein schönes, weiches Bett, aber habe hier keinen Blick mehr auf einen tollen klaren Himmel bei geöffnetem Fenster. Wirklich schlafen kann ich nicht. Vielleicht hat ja jemand, mir Prinzesschen, ein paar Kichererbsen unter die Matratze geschoben!
    Ich stehe nach ein paar Stunden schon wieder auf und merk jetzt, wie doll ich Tunesien und meine Familie vermisse. Niemand von ihnen ist hier, und wenn ich hier die Straße lang gehe, hinten links abbiege, stehe ich NICHT vor dem Brauthaus. Ich könnte heulen und gehe ins Wohnzimmer.
    Hier sieht es aus wie Weihnachten und Geburtstag zusammen, Geschenke und schöne Mitbringsel, wohin ich auch schaue. Alles von meiner lieben Familie! Ich öffne eine Tüte, die mir vorher gar nicht aufgefallen war. Brautmama Fausia muss sie in der letzten Nacht noch unbemerkt für uns gepackt haben. Ich finde eine Kiste mit leckeren Keksen, einen bunten Schal für mich und einen Umschlag.
    Ein bunter Brief von meiner lovely Leila!
    “Dear Jacey, I´m so delighted to write to you these few sentences in order to express my greatful feelings to words you… We are so happy to see you with us, to live with you these days.… It was a great time… We love you as one of the family… And we hope that you´ll come again… I hope you receive my sentences full of joy, happiness and love… Your darling faithful and sweatheart Leila.… September 2011”
    Oh ja, ich bin auch so happy und glücklich und liebe meine tunesische Familie über alles. Sie haben einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen. Tränen rollen mein Gesicht herunter. Vor Freude, denn ich spüre ganz doll, dass sie bei mir sind, auch wenn wir nun wieder auf zwei verschiedenen Kontinenten leben. Aber auch die können uns nicht trennen und der nächste URLAUB kommt bestimmt.
    From me to my family: „Boussa KEBIRAAAAAAA!”

Schlussgedanke
    Zeiten ändern sich, manchmal langsam, manchmal schnell! Es ist noch nicht lange her, dass ich bei meiner Familie gewesen bin, doch in dieser kurzen Zeit, hat sich wieder unendlich viel ereignet.
    Die Wahlen haben stattgefunden und nur eine Woche später wurde das Land durch heftige Regenfälle überflutet. Meine Gedanken sind mehr als je bei meiner Familie, und obwohl ich ihnen Beistand leisten müsste, sind sie es, die mir Kraft und Zuversicht geben.
    Sie lassen sich von nichts und niemandem unterkriegen und sagen selbst nach einer großen Flut: „Die Flut war gestern! Heute scheint schon wieder die Sonne!“ Ich wünsche ihnen von ganzem Herzen, dass das Land endlich wieder zur Ruhe kommt und es ein gutes Ende nimmt, was die mutigen und tapferen Menschen im Januar dieses Jahres begonnen haben.
    Ich bin sehr stolz und dankbar, dass es meine Familie gibt und es rührt mich zu Tränen, dass sie mich genau so vermissen, wie ich sie. Und ich bin froh, dass ich hier zu Hause einen Internetstick habe und selbst mit der Familie von Käsesuppen-Karim chatten kann. Es sind keine unendlichen Kilometer mehr, die uns trennen. Sie sind nur noch einen Klick auf dem Computer von mir entfernt. Und in meinem Herzen habe ich sie sowieso immer bei mir.
    Wir werden uns ganz bald in Tunesien wieder sehen und ich werde nie wieder Angst haben, in unsere gemeinsame Heimat zu fahren.
    PS: Und am letzten Tag von Safia‘s Hochzeit sind wir übrigens doch dabei gewesen. Es gibt Beweisfotos! Die Familie hat alle Hochzeitsluftballons aufgeblasen und für uns symbolisch zwischen das Brautpaar gesetzt. Auf einem Foto hält Safia einen kebira Ballon ganz fest im Arm, um mir zu zeigen, dass ich ganz, ganz nah dabei bin und ein wichtiger Teil dieser kebira Familie bin!

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