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Zurück im etwas anderen Tunesien

Zurück im etwas anderen Tunesien

Titel: Zurück im etwas anderen Tunesien
Autoren: J Derouich
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ist wirklich alles verstaut und selbst für mich bleibt sogar noch Platz auf dem Beifahrersitz.
    Für ein kleines Lunchpaket habe ich auch noch eine Ecke reserviert, aber zu unserem großen Erstaunen ist nichts vorbereitet. Wir haben vorher so oft gesagt, dass das Essen und Trinken auf dem Schiff sehr teuer ist und wir haben wirklich damit gerechnet, dass uns die Familie eine Kleinigkeit zusammenstellt. So hätte ich es auf jeden Fall gemacht, aber wir bekommen weder Obst noch Getränke noch sonst etwas. Sehr seltsam, denn die ganzen letzten Wochen wurde ja täglich mehrmals „Iss, iss!“ geschrieen.
    Es ist inzwischen auch schon so spät, dass wir selber keine Zeit mehr haben noch großartig etwas für den Weg einzukaufen. Mein Mann flitzt schnell ins Haus und holt wenigstens noch eine warme, angebrochene Flasche Limonade und findet auf dem Rückweg noch eine Tüte mit eingeschweißten Minischokobrötchen, die er ebenfalls mitbringt.
    Etwas enttäuscht verabschieden wir uns von den zwei verbliebenen Bewohnern und machen uns auf den Weg Richtung La Goulette. Auf der Strecke finden wir noch einen Bäcker, bei dem wir einen letzten kurzen Zwischenstopp einlegen, der aber leider im Moment nur gefüllte Croissants im Angebot hat. Egal, Hauptsache irgendwas Essbares. Irgendwie sind meine Mann und ich jetzt beide sehr traurig, denn so einen Abschied hatten wir uns nicht gewünscht. Wir lassen die letzten Tage noch einmal Revue passieren und uns wird bewusst, dass sich auch in unserer Familie so einiges verändert hatte.
    Nicht, dass es jetzt falsch verstanden wird, es war eine wirklich wunderschöne Zeit und wir sind jedem für die Gastfreundschaftunendlich dankbar, aber wir haben festgestellt, dass es inzwischen solche und solche Familienmitglieder gibt.
    Ich bin jemand, der von Herzen gerne gibt und ich erwarte nie für ein Geschenk ein Gegengeschenk zurück. Wenn ich allerdings sehe, wie krass der Unterschied zwischen den einzelnen Familien geworden ist, dann bin ich schon traurig. Die, die die meisten und richtig teueren Geschenke bekommen haben, haben sich noch nicht einmal verabschiedet, beziehungsweise sich überhaupt nicht bei mir dafür bedankt. Es war doch allen bekannt, dass wir früh morgens abfahren müssen. Man hätte doch wenigstens abends sagen können, dass man am nächsten Tag arbeiten muss oder unterwegs ist, und hätte uns dann doch auch schon eine gute Fahrt wünschen können. Ist ja nicht so, dass wir jedes Wochenende zu Besuch kommen. Ist das jetzt zu viel verlangt, oder sehe ich das zu eng?
    Dazu kommt, dass die, die nur ein paar günstige Kleinigkeiten erhalten haben, mir mit ihren letzten Dinaren jeweils eine kleine Freude machen wollten. Von denen habe ich liebevoll verpackte Geschenke bekommen und diese lieben Familienmitglieder haben uns so herzlich verabschiedet und wollten uns gar nicht mehr gehen lassen.
    Mit der anderen Familie sind auch noch ein paar andere Dinge vorgefallen, über die wir uns aber jetzt nicht weiter ärgern wollen. Jedenfalls reicht es und wir werden für das nächste Jahr unsere Konsequenzen ziehen.
    Oh je, in meinem Kopf bin ich schon im nächsten Jahr, dabei sind wir noch gar nicht wieder zu Hause angekommen. So langsam müssten wir aber den Hafen mal erreichen, denn es ist wirklich schon spät und ich mag die Fähre nicht verpassen. Weit kann es aber nicht mehr sein, denn mein Mann zeigt auf ein Schild, wo La Goulette draufsteht.
    Und was macht er? Er fährt dran vorbei! Nein! Hatten wir das nicht schon mal?
    Und wer ist natürlich wieder schuld? Ich, weil ich ihm ja eher hätte sagen können, dass es da nach La Goulette geht. Ja klar, ich fahr hier ja auch täglich her!
    Wir fahren wieder ab und schleichen durch die verstopften Straßen. Hoffentlich finden wir dieses Mal die Auffahrt etwas schneller, aber es ist nichts zu machen. Es herrscht ein Verkehrschaos vom Feinsten. Wenigstens komme ich so noch zu einer letzten kleinen Stadtrundfahrt in Tunis Hauptstadt. Ich sehe mich schon der Fähre nachwinken, als endlich das rettende Schild La Goulette wieder auftaucht. Puh, aber jetzt bitte Vollgas!
    Dort angekommen müssen wir auch direkt zum Schalter hetzen, um unser Tickets zu bekommen. Oh ne, auch noch ein Stapel Formulare ausfüllen, aber ich gehe einmal davon aus, dass das Schiff auf uns warten wird, da nach uns auch noch weitere Fahrzeuge eintreffen.
    Weiter geht es mit dem Auto zur Zoll und Passkontrolle. „Heidewitzka Herr Kapitän“ , was ist das für ein
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