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Zurück im etwas anderen Tunesien

Zurück im etwas anderen Tunesien

Titel: Zurück im etwas anderen Tunesien
Autoren: J Derouich
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kann. Wochenlang flitze ich durch die Gegend und versuche so günstig wie möglich, so viele Geschenke wie möglich zu besorgen. Unsere Familie wird von Jahr zu Jahr größer und ich möchte wenigstens für jeden eine Kleinigkeit in der Hand haben. Jedes Mal türmen sich die Geschenkeberge bis unter die Decke in unserer Wohnung und jedes Mal denke ich: „Oh Gott, das passt doch niemals in unser kleines Auto.“
    Dazu kommt, dass mein Mann der Typ „Ich nehme selbst Sand mit in die Wüste“ ist. Er kauft Dinge, wo ich manchmal nur fassungslos den Kopf schüttel. Olivenöl, Pistazien, Datteln, um nur einige zu nennen.
    Ja klar, gibt es in Tunesien auch alles nicht! Er lässt sich einfach nicht davon abbringen. In diesem Jahr kam nun noch dazu, dass wir zu einer Familienhochzeit eingeladen worden waren und ich hatte mir in den Kopf gesetzt, eine Hochzeitstorte zu backen. Da auch die restlichen Verwandten einmal in den Genuss meiner tollen Torten kommen sollten, hatten wir zusätzlich viele Backzutaten und eine Palette H-Sahne eingekauft. Ich kenne ja die Schwierigkeit, spezielle Zutaten in Tunesien zu organisieren und zu finden. Also haben wir lieber alles von hier eingepackt und sind auf Nummer sicher gegangen.
    Dummerweise habe ich mir vor einigen Tagen die Hand, beziehungsweise meinen Arm verletzt und muss eine Bandage tragen. Damit fiel mir nun diese ganze Packerei und Schlepperei noch schwerer, als sie sowieso schon war. Aber mein Mann hatte netterweise zwei Freunde organisiert, die uns nun helfen sollten. Hat super geklappt und sie haben auch alle Tüten, Kisten und Koffervon oben nach unten getragen. Aber dann sind die Drei in der Wohnung verschollen, haben ein Kaffeekränzchen veranstaltet und mich mit den ganzen Sachen vor dem leeren Auto stehen lassen. Frei nach dem Motto: Mach mal! So sind se eben die Männer! Eigentlich hätte ich alles stehen und liegen lassen sollen, aber da auch die Zeit tickte, entschloss ich mich lieber dazu das Auto zu packen. Mit dem Ergebnis, dass es nicht den Vorstellungen meines Mannes entsprach, und er alles wieder umpackte.
    Irgendwann kurz vor 24 Uhr war dann auch das letzte Tetrapack Sahne im Wagen verschwunden und es war kein Millimeterchen Platz mehr zu finden. Der übliche Satz meines Mannes dazu war nur, dass das Auto im Vergleich zu Anderen leer wäre. Ich würde es ja dieses Mal live sehen, wenn wir auf der Rückfahrt im Hafen von Genua die wartenden Autos antreffen würden.
    Oh ja, ich bin schon so gespannt, denn dieses Jahr soll es für mich eine Premiere geben. Bisher bin ich immer nur geflogen und in diesem Jahr möchte ich wenigstens zurück einmal mit der Fähre fahren. Auf der Hinfahrt muss ich leider Geschenken und Schokoladenstapeln meinen Sitzplatz überlassen. Bis zur Rückfahrt sind es aber noch vier Wochen. Erst mal hin fliegen, den Urlaub verbringen und dann Gedanken über die Rückfahrt machen. Und ganz ehrlich, jetzt muss ich mich erst einmal zwei Wochen von der Abfahrt meines Mannes und der Packerei erholen.
    Die Rücklichter sind inzwischen verschwunden und unsere Minikarawane fährt langsam durch die Nacht. Ich falle vor Müdigkeit direkt in mein Bett und fahre im Traum schon einmal ein Stückchen Richtung Heimat mit.
    Wo ist nur die Zeit geblieben? Die zwei Wochen bis zu meinem Abflug sind wie der Blitz vergangen. Jetzt sitz ich hier mit meinen fast gepackten Koffern und in ein paar Stunden geht es los.
    Wie war es noch einmal beim letzten Flug Köln-Tunis? Bahnchaos und Angst den Flieger zu verpassen! Das ist in meinem Kopf davon hängen geblieben.
    Ich schmunzel, nein, DAS wird mir dieses Mal nicht passieren. Es ist alles gut organisiert und ich werde mich ganz in Ruhe und zeitig auf den Weg machen. Am Kölner Hauptbahnhof nimmt mich ein liebes Englein in Empfang und begleitet mich mit meinem Gepäck zum Flughafen. Ist doch etwas schwer, einen Koffer, einen Rucksack und einen Laptop allein mit einer bandagierten Hand zu transportieren. Gut, dass ich so liebe Freunde habe und gut das ich noch Zeit habe. Theoretisch ein genialer Plan, aber in der Praxis schon vor Beginn gescheitert!
    Ich kenne die Abfahrtszeiten der Busse und U-Bahnen eigentlich in und auswendig, aber irgend so ein Gefühl sagt mir gerade: „Schau noch einmal nach!“ Ich rufe den Fahrplan im Internet auf und die Zeiten passen wie geplant, aber was ist das denn für eine rote Warnanzeige? Genau ab 17 Uhr, wo ich eigentlich losfahren will steht, dass mit Verspätungen und
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