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Der Drache aus dem blauen Ei

Der Drache aus dem blauen Ei

Titel: Der Drache aus dem blauen Ei
Autoren: Ravensburger
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Ein Osterei im Schnee
    „Ich lebe in einem Irrenhaus!“, rief Mama. So verrückt wie heute Morgen ging es oft bei Familie Lukas zu. Anja konnte gut verstehen, dass ihre Mutter genervt war. Ihre beiden Brüder benahmen sich wirklich wie die Irren. Alexander war schon fast elf und hielt sich für superschlau. Leon war dreieinhalb. Papa nannte ihn Haribo, weil er für sein Leben gern Gummibärchen aß. Für Anja und Alexander war er aber nur Baby-Bo.
    „Beeilt euch, los, los, los!“, schrie Mama und setzte Baby-Bo einen orangefarbenen Fahrradhelm auf den Kopf. Damit sah er aus wie ein Kürbis auf Wanderschaft, wenn er hinter Mama in seinem Kindersitz auf dem Fahrrad saß. Alle Kindergartenkinder hatten solche Helme.
    „Schau mal, Kürbishausen auf Rädern!“, sagte Alexander, wenn die Kleinen von ihren Eltern vom Kindergarten abgeholt wurden.
    „He, Tomatengesicht!“, schrie Alexander jetzt. „Bist du endlich fertig?“
    Alexander sagte nie „Anja“ zu seiner Schwester, sondern dachte sich ständig neue Namen für sie aus. „Tomatengesicht“ hieß sie, weil sie gestern mit der Spaghettisoße gekleckert und lauter Tomatenspritzer im Gesicht gehabt hatte. Immerhin war das besser als der Spitzname von letzter Woche. Da hatte Alexander sie nur noch „Rülpsimurz“ genannt.
    Anja schnappte sich ihre Winterjacke und rannte los.
    Es war der erste Schultag nach den Weihnachtsferien, draußen war es noch dunkel. Anja stapfte los.
    „Tschüss, ihr Schätzchen!“, rief Mama ihnen hinterher.
    „Tschüss, ihr Blödis!“, schrie Baby-Bo. Bei Mama fühlte er sich wirklich sehr sicher.
    Der Weg zur Schule führte durch den Stadtpark. Dort lag noch Schnee. Überall sahen sie die verkohlten Reste von Silvesterraketen.

    „He, Tomatengesicht!“, rief Alexander und schaufelte klebrig nassen Schnee zu einem klumpigen Ball zusammen. „Hier kommt die weiße Rakete!“
    Schon flog das Matschgeschoss in Anjas Richtung. Die Kälte und der erste Schultag waren schon widerlich genug. Aber Matsch und klebrige Schneebälle? Igitt! „Na warte!“, schrie Anja.
    Sie zielte nicht schlecht und traf Alexander sogar einmal am Kragen. Das eisige Schmelzwasser lief ihm unter den Pulli. Es sah lustig aus, wie Alexander im Schnee herumtanzte. Dabei brüllte er und das hörte sich ziemlich wütend an.
    Anja ging zwischen zwei Büschen in Deckung und wäre fast auf etwas Blaues getreten. Im letzten Moment konnte sie zur Seite springen. Dann staunte sie nicht schlecht. Mitten im Schnee lag … ein Ei! Die Schale leuchtete wie der Himmel an einem Sommertag. Anja zog sich die Handschuhe aus und hob das Ei auf. Und in ihrer Hand wurde es plötzlich ganz warm.
    „Was ist das denn?“ Alexander war wie aus dem Nichts neben ihr aufgetaucht. „Gib her!“ Und schon hatte er sich das Ei geschnappt!
    „Wetten, ich treffe damit den Ast da drüben?“, rief er und holte zum Wurf aus.
    „Nein!“, kreischte Anja. „Gib es wieder her!“
    Aber Alexander lachte nur sein fieses Großer-Bruder-Lachen, hob das Ei über seinen Kopf und tanzte um sie herum. „Hol’s dir doch, Zwerghuhn! Aber beeil dich, denn das hier ist die blaue Rakete! Und sie fliegt in zehn Sekunden! Zehn … neun … acht …“
    So, das reichte! Alexander hüpfte immer noch wie ein Bekloppter herum. Anja machte einen Satz und stürzte sich auf ihn. Sie krallte sich mit aller Kraft an seinem Schulranzen fest. Wie ein Klammeraffe hing sie auf seinem Rücken. Alexander bockte und versuchte seine Schwester abzuschütteln.
    „Gib auf!“, keuchte Anja.
    Plötzlich rutschte Alexander im Schnee aus. Sie fielen hin. Oh nein, das Ei! Es wurde Alexander aus der Hand geschleudert und flog in die Luft. Anja landete kopfüber neben Alexander im Schnee. Sofort rollte sie sich herum und sah gerade noch, wie das Ei in hohem Bogen herabfiel. Sie kam wieder auf die Beine, stieß sich ab und warf sich nach vorne wie ein Torwart. Gerade noch rechtzeitig! Als sie das Ei auffing, verlor sie das Gleichgewicht. Unsanft landete sie auf dem Bauch. Ihr Schulrucksack drückte sie zu Boden. Weil sie die Hände nicht frei hatte, konnte sie sich nicht abstützen. Also schlitterte sie weiter. Sie rutschte mit dem Kinn über gefrorenes Gras und bekam matschigen Schnee in den Mund. „Bäh!“, keuchte sie und spuckte den Schnee aus. Aber zumindest war jetzt das Ei in Sicherheit. Bevor Alexander es ihr wieder abnehmen konnte, kam sie auf die Beine und rannte davon.
    „He, stehen bleiben!“, rief Alexander
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