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Der Drache aus dem blauen Ei

Der Drache aus dem blauen Ei

Titel: Der Drache aus dem blauen Ei
Autoren: Ravensburger
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Bo wohl schneller als ich“, feixte Alexander. „Jetzt ist das Ei kaputt. Sieht ja fast aus, als wäre es explodiert.“
    Anja brachte kein Wort heraus, sie starrte immer noch auf die unzähligen Eierschalenstücke. Sie hingen überall: an der Mütze, im Helm und an den ganzen restlichen Lupis. Bo fing an, herzzerreißend zu schluchzen. Auch Anja war ganz elend zumute.
    Mama kam aus der Küche. „Was ist denn jetzt schon wieder los?“
    Bo stürzte zu ihr und umklammerte ihre Knie. „Es … es war blau“, stammelte er. „Und dann rot und gelb. Und dann heiß und kalt. Und jetzt ist es zerbrochen.“
    Mama runzelte die Stirn. „Ich verstehe kein Wort“, sagte sie und strich Bo über den Kopf. „Was war blau?“
    „Eierkopf hat irgendein faules Ei im Park gefunden und Bo hat es zerdeppert“, erklärte Alexander und grinste.
    In der Küche fiel etwas mit einem Mordsgeschepper auf die Fliesen. Mama zuckte zusammen und lief gefolgt von Bo in die Küche. „Huch, der Topfdeckel ist runtergefallen!“, rief sie verwundert ins Wohnzimmer.
    Anja starrte immer noch auf den Helm. Komisch, dass nur die Eierschale zu sehen war, aber kein ausgelaufener Dotter.
    „Iiih!“, schrie Mama entsetzt in der Küche. Im selben Moment knallte etwas ganz fürchterlich. Geschirr zerbrach, dann ertönte ein dumpfes „Pluff“ und ein Kreischen von Bo. Anja und Alexander stürzten in die Küche. Vor dem Herd standen zwei Gespenster – ein großes und ein kleines. Mama und Bo, über und über mit Mehl bepudert. Eine geplatzte Mehltüte lag auf den Fliesen. Sie musste vom Regal gefallen sein – direkt auf die beiden.
    Jetzt hagelten auch die Gewürzdöschen eines nach dem anderen aus dem Regal, als hätte sie jemand geschubst. Pfeffer und Salz, quietschgelber Curry und rotes Paprikapulver rieselten auf die Anrichte und auf den Herd. Mama versuchte noch ein Säckchen mit Lavendel aufzufangen. Doch da ertönte ein lautes „Platsch“ aus dem Spaghettitopf. Er war voller Wasser, die noch festen Spaghetti ragten an einer Seite über den Rand hinaus.
    „Das gibt es doch nicht!“, rief Mama ungläubig. „Raus aus der Küche, Kinder!“
    Aber weder Anja noch Alexander gehorchten. Denn das, was sie im Topf sahen, war einfach unfassbar. Im Spaghettiwasser paddelte ganz vergnügt ein feuerrotes Schuppentier herum. Es musste aus dem Ei geschlüpft und schnurstracks in die Küche geflitzt sein. Aber es war kein blaues Küken, sondern ein winzig kleiner Drache!
    Mama stellte sofort den Herd aus und zog den Topf von der Kochplatte. Das kleine Wesen tauchte unter und glitt in einem eleganten Bogen tiefer zum Topfboden. Winzige Flügel schlugen auf und ab wie Flossen. Er schien sich pudelwohl zu fühlen.
    Mama schnappte sich einen Löffel und holte den Drachen aus dem Topf. Sehr begeistert schien er darüber aber nicht zu sein. Er warf Mama einen empörten Blick zu. Dann wollte er mit einem Kopfsprung zurück in den Topf hechten, als wäre der Löffel ein Sprungbrett im Schwimmbad.
    „Halt, hier geblieben!“, sagte Mama und legte ihre Finger um den gepanzerten Rücken.
    „Autsch!“, rief Mama und schüttelte ihre Hand. „Der ist ja heiß wie ein gekochtes Ei.“
    Der Drache machte einen hübschen Sprung und landete bäuchlings auf den Spaghetti, die aus dem Topf ragten. Mit einem Juchzer rutschte er darauf wie auf einer Rutschbahn ins Wasser zurück.
    „Jetzt reicht es!“ Mamas Augen funkelten. „Spaghettisieb!“
    Alexander holte das Metallsieb aus dem Küchenschrank.
    „Aber vorsichtig!“, bat Anja.
    Mama schnappte sich zwei Topflappen, packte den Topf an den Henkeln und kippte das ganze Wasser samt den Spaghetti und dem Drachen in das Sieb. Ein wütendes Fiepen erklang. Dann saß der kleine Drache völlig verdattert zwischen den Nudeln. Traurig schaute er zu, wie das Wasser um ihn herum einfach verschwand.
    „So, jetzt lassen wir ihn erst einmal abkühlen“, sagte Mama und nahm Bo hoch, damit er auch endlich etwas sehen konnte. Anja beugte sich über das Spaghettisieb und betrachtete den Drachen. Was für ein hübscher, kleiner Kerl! Noch nie hatte sie so schöne Augen gesehen! Sie waren blau mit Pupillen wie dunkle Sterne. Außerdem hatte er winzig kleine Krallen und eine geschwungene Schnauze, fast wie ein Seepferdchen. Nun schüttelte er sich, sodass auch noch die letzten Tropfen von seinen Schuppen rollten. Dann machte er „Brrrr!“. Eben war er noch feuerrot gewesen, jetzt aber verblasste seine Farbe. Als er ganz
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