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Der Drache aus dem blauen Ei

Der Drache aus dem blauen Ei

Titel: Der Drache aus dem blauen Ei
Autoren: Ravensburger
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ihr hinterher.
    Aber Anja machte, dass sie davonkam. „Ätsch, gewonnen!“, schrie sie über die Schulter. „Das Ei gehört mir.“

Es kichert
    Völlig außer Atem kam Anja in der Schule an. Das Ei lag sicher und warm in ihrer Wollmütze, die sie in beiden Händen trug. Sie konnte es kaum erwarten, diesen Fund ihrer Freundin Yasemin zu zeigen. Zusammen gingen die beiden Mädchen in die dritte Klasse. Weil Anja so schnell gerannt war, kam sie früh an. Die meisten anderen Kinder waren noch nicht da. Aber als sie ins Klassenzimmer stürmte, sah sie Yasemins wilde schwarze Locken. Anja fand, es waren die schönsten Locken der Welt. Sie selbst hatte leider nur glatte karamellbraune Strähnen so wie Papa und dazu grüne Augen und Sommersprossen wie ihre Mutter.
    Es war toll, Yasemin nach den Ferien wiederzusehen. Aber Anja war viel zu aufgeregt für lange Begrüßungen.
    „Schau mal!“, rief sie und hielt ihrer Freundin die Mütze hin. „Hab ich gerade im Park gefunden!“
    Yasemin grinste. „Das sieht ja aus wie ein Osterei. Meinst du, jemand hat es bei der letzten Ostereiersuche im Frühling im Park vergessen?“
    Anja schüttelte den Kopf. „Dann wäre ja Schnee daraufgefallen und ich hätte es gar nicht gefunden. Aber das Ei lag obendrauf, als hätte es jemand einfach im Park weggeworfen.“
    „Hm“, machte Yasemin und beugte sich tief über die Mütze. „Das sieht eigentlich auch nicht aus wie Farbe. Die Schale scheint tatsächlich so blau zu sein!“ Vorsichtig streichelte sie das Ei und zog sofort den Finger wieder zurück. „Das ist ja heiß!“
    „Wirklich? Eben war es noch ganz kalt!“, antwortete Anja verwundert. Vorsichtig tippte sie das Ei an und wunderte sich noch mehr. Hatte Yasemin sich geirrt? Jetzt war das Ei nämlich wieder so kalt wie ein Eiswürfel.
    „Das ist ja komisch“, sagte sie. „Es wird immer wieder mal von selbst kalt und dann wieder warm. Vielleicht ist ja etwas Lebendiges drin …“
    „Gib mal her!“, sagte Yasemin. Behutsam wog sie das Ei in der Hand, dann schüttelte sie den Kopf. „Nein, erstens schlüpfen Küken nie im Januar. Und zweitens müsste das Ei ganz leicht sein, wenn ein Küken drin wäre.“
    „Woher weißt du das?“
    „Meine Oma in der Türkei kennt sich mit Vögeln aus“, erklärte Yasemin.
    „Hm“, machte Anja. Ehrlich gesagt war sie ein bisschen enttäuscht. Klar wusste sie, dass Vögel im Winter keine Eier legten. Aber insgeheim hatte sie doch gehofft, dass das hier ein ganz besonderes Ei war.

    Plötzlich stutzte Anja. „Was war das?“
    Yasemin runzelte die Stirn. „Was denn?“
    „Da war ein Geräusch! Es kam aus dem Ei!“
    „Echt?“ Yasemin grinste. „Oder ist das wieder eine von deinen Geschichten?“
    Anja schüttelte heftig den Kopf. „Da war wirklich was!“
    „Rrrriiiiiing!“
    Die Schulglocke erschreckte sie so sehr, dass sie mit einem Schrei zurückprallte. Yasemin zuckte zusammen.
    „Puh, hast du mich erschreckt!“, rief sie. „Was hast du gehört?“
    „Ich weiß es nicht genau“, antwortete Anja. „So was wie ein Fiepen. Das ist wirklich was drin! Hör mal!“
    Anja hielt ihrer Freundin das Ei ans Ohr, aber Yasemin schüttelte den Kopf. „Ich höre gar nichts. Vielleicht hast du es dir doch nur eingebildet? Komm, wir müssen zum Unterricht!“
    Auf dem Flur trampelten und schlurften die Kinder zu den Klassenzimmern. Anja steckte rasch das Ei in die Mütze und sprang auf. Sie mussten sich beeilen, um noch rechtzeitig zur ersten Stunde zu kommen. Es war Kunst, ihr Lieblingsfach, aber Anja konnte sich heute gar nicht auf die Malfarben konzentrieren. Immer wieder griff sie verstohlen in ihre Mütze und streichelte das Ei. Es war erstaunlich: Jedes Mal fühlte es sich anders an – abwechselnd frostig und lauwarm, regenkalt und sonnenheiß, badewannenwarm und bibbergänsehautkalt. Plötzlich ertönte wieder das Geräusch. Anja begriff, was sie vorher gehört hatte: ein leises, freches, keckerndes Kichern!

Bo, der Retter
    Das Ei gab in der Pause keinen Laut von sich und auch nach Schulschluss blieb es still. Und trotzdem: Anja war sich sicher, dass sie sich nicht verhört hatte. In diesem Ei steckte etwas Lebendiges!
    Doch jetzt musste sie es erst mal in Sicherheit bringen. Zu Hause wollte sie ihren Schatz an ihren Brüdern vorbeischmuggeln. Dummerweise war nämlich auch Alexander früh aus der Schule zurückgekommen und lümmelte auf dem Sofa herum. Baby-Bo baute im Wohnzimmer aus Legosteinen ein Haus für seine
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