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Das ganze gleich nochmal

Das ganze gleich nochmal

Titel: Das ganze gleich nochmal
Autoren: Linda Conrad
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1. KAPITEL
    “Ich soll mein Kind auf einen Einsatz mitnehmen?”, fragte Carley Mills empört ihren Boss. “Haben Sie völlig den Verstand verloren?”
    “Ich bitte Sie! Es handelt sich doch nicht um einen Einsatz. Wollen Sie mir vielleicht zuhören, bevor Sie voreilige Schlüsse ziehen?”, entgegnete Reid Sorrels, viel beschäftigter Chef des FBI-Büros in Houston und Leiter der ‘Operation Wiegenlied’, und kam gleich zur Sache. “Sie wissen doch ganz genau, dass ich mein Patenkind niemals in Gefahr bringen würde.” Er ließ sich auf einen der beiden Stühle vor Carleys Schreibtisch fallen.
    Carley blieb stehen, fest entschlossen, keinesfalls nachzugeben. Dabei ging ihr durch den Kopf, wie sehr sie sich doch in den letzten anderthalb Jahren verändert hatte. Das Verschwinden von Witt Davidson, ihrem Partner und Geliebten, hatte sie dermaßen mitgenommen, dass ihr jeglicher Widerspruchsgeist abhandengekommen war, ganz davon zu schweigen, dass sie es mit ihrem energischen Vorgesetzten hätte aufnehmen können.
    Witt hatte sich in Luft aufgelöst. Früher hatte Carley sich für stark gehalten. Sie war überzeugt gewesen, im Leben mit allem fertigzuwerden und anderen bei Problemen und emotionalen Krisen beistehen zu können. Nicht zu wissen, was aus dem Vater ihres Kindes geworden war, hatte sie jedoch fast zerstört.
    Sicher, Witt hatte nie ausdrücklich gesagt, dass er sie liebe, und er hatte auch kein Interesse daran gezeigt, eine Familie zu gründen. Andererseits hatte er aber auch nicht gewusst, dass er bereits eine hatte. Carley hatte ihm nichts verraten. Sie hatte absolut sicher sein wollen, dass Witt etwas an ihr lag. Darum wollte sie mit der Eröffnung ihrer großen Neuigkeit waren, bis sich die Gelegenheit bot, endlich einmal ihre Arbeit zu vergessen und ungestört mit ihm allein zu sein.
    Doch dann verschwand Witt in jener schicksalhaften Nacht im August während eines wichtigen Einsatzes am Lake Houston. Er lächelte ihr noch ein letztes Mal zu, bevor er ein verdächtiges Fahrzeug überprüfte, und dann war er fort, ohne die geringste Spur zu hinterlassen.
    Zwischen ihnen hatte bereits eine ziemlich feste Beziehung bestanden. Witt wollte sich allerdings nicht endgültig binden. Das war ihr bekannt. Trotzdem war sie überzeugt gewesen, ihn dazu bringen zu können, ihr seine Liebe einzugestehen. Obwohl sie Witt für einen anständigen Mann hielt, der nicht so einfach weglief, nagten nach seinem Verschwinden Zweifel in ihr.
    “Hören Sie mir überhaupt zu, Carl?”, fragte Reid.
    Carley drängte die Erinnerungen zurück, konzentrierte sich auf das anstehende Problem und ging um den alten und verschrammten Schreibtisch herum, bis sie vor ihrem Boss stand. Mit dreiunddreißig war er nur wenige Jahre älter als sie, übertraf sie jedoch bei Weitem an Erfahrung und Stärke.
    Sie lehnte sich an den Schreibtisch und lächelte dem Mann zu, der ihr unzählige Male beigestanden hatte. “Natürlich würden Sie Cami nie absichtlich in Gefahr bringen. Es kann aber doch nicht gut für sie sein, wenn sie aus der gewohnten Umgebung gerissen und in einen entlegenen Teil des Wilden Westens verschleppt wird.”
    “Sie hören mir einfach nicht zu. Diese Gegend an der Grenze zwischen Texas und Mexiko ist absolut zivilisiert”, versicherte er und strich sich durch das frisch geschnittene, kastanienbraune Haar. “Die Ranch, auf der die Kinder leben, liegt nur fünfzig Kilometer von McAllen entfernt, und das ist eine Stadt mit hunderttausend Einwohnern und keine Tagesfahrt von hier entfernt.”
    “Toll! Aber was, um alles in der Welt, soll ich bloß auf einer Ranch machen? Ich war noch nie auf einer.”
    “Verdammt, Carley, ich habe Sie gebeten, mir endlich zuzuhören! Es handelt sich bei dieser Ranch im Prinzip um ein Waisenhaus. In der heutigen Zeit vermeidet man allerdings diesen Ausdruck. Sie sind in Kinderpsychologie ausgebildet, und dort sucht man einen Kinderpsychologen. Sie werden kaum merken, dass Sie sich auf einer Ranch aufhalten.”
    Seufzend stellte Carley sich auf die nächste einschneidende Veränderung in ihrem Leben vor. Kurz vor Camis Geburt war sie von sämtlichen verdeckten Ermittlungen abgezogen worden. Bis heute setzte das FBI sie nur für Schreibtischarbeit ein. Sie musste für die mexikanischen Babys, die durch die Operation Wiegenlied gerettet worden waren, sämtliche Papiere beschaffen und dafür sorgen, dass die Kinder in ihre Heimat zurückkehren konnten. Aber jetzt auf einmal wollte das
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