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Das ganze gleich nochmal

Das ganze gleich nochmal

Titel: Das ganze gleich nochmal
Autoren: Linda Conrad
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zierliche Lady.”
    Sie erwiderte sein Lächeln, obwohl es ihr schwerfiel.
    “Ich bin Houston, Houston Smith, Ma’am. Ich leite die Ranch und kümmere mich um die Pferde und die Rinder.”
    Er schlug unvermittelt einen kühlen, höflichen Ton an, als wäre ihm eingefallen, dass Fremde Ärger bringen konnten – selbst ‘zierliche’ Fremde. Es brach ihr fast das Herz. Hoffentlich schaffte sie es, sich zu beherrschen und ihn nicht mit ihren Hoffnungen und Wünschen zu überfallen.
    “Was führt denn eine so zarte Blume wie Sie in unsere Gegend, Carley?”, erkundigte er sich und deutete auf die zwölf Stühle am Küchentisch.
    “Ich bin alles andere als zart … Houston.” Sie blieb stehen und trank einen Schluck Wasser. Die Kehle war wie zugeschnürt, Carley war schwindelig, und sie fühlte sich schwach. Als ehemalige Weltklasseschwimmerin von gut eins siebzig war sie bisher nicht ‘zierlich’ oder ‘zart’ genannt worden, doch jetzt hatte sie Mühe, sich auf den Beinen zu halten.
    “Ich soll im
Casa de Valle
den Psychologen vertreten”, erklärte sie.
    “Sie sind Seelenklempnerin?”
    “Ich habe den Doktor in Kinderpsychologie.”
    “Soll ich Sie dann Dr. Carley nennen?”
    “Manche Leute sagen tatsächlich Doktor zu mir, aber Carley ist mir bei Ihnen lieber.”
    “Alles klar. Was haben Sie vorhin draußen in der …”
    Houston verstummte, als auf dem Korridor ein Mädchen rief: “Miss Mills?” Sie brachte die ein Jahr alte Cami herein. “Ach, da sind Sie ja, Ma’am.”
    Sobald Cami ihre Mutter erkannte, hörte sie auf zu weinen und rief: “Mommy!”
    Cami nahm dem Mädchen ihre Tochter ab. “Ganz ruhig, Kleines, deine Mom ist ja da.”
    “Tut mir leid, Miss Mills, ich habe mich bemüht, aber sie wollte nicht schlafen. Dann hat sie auch noch zu weinen angefangen, und ich konnte sie nicht beruhigen.”
    “Mach dir deshalb keine Gedanken, Rosie”, tröstete Carley das Mädchen. “Die Umgebung und die Leute hier sind ihr fremd. Du hast das schon richtig gemacht.” Carley wischte ihrer Tochter die Tränen von den Wangen, konnte sie aber auch nicht beruhigen. “In ein paar Tagen wird sie sich eingewöhnt haben, und bis dahin bringst du sie eben zu mir, wenn sie schreit.”
    “In Ordnung. Ich muss wieder zurück. Soll ich sie mitnehmen?”, fragte Rosie mutig.
    “Nein danke.” Carley musste schreien, um Cami zu übertönen. “Morgen versuchen wir es wieder. Vorerst behalte ich sie bei mir.”
    Rosie lächelte erleichtert und zog sich hastig zurück.
    Carley blickte Cami in die Augen, bis es der Kleinen zu viel wurde und sie nur noch leise weinend das Gesicht an die Schulter ihrer Mutter drückte. Carley streichelte ihren Rücken und wandte sich dann dem Mann zu, der die ganze Zeit kein Wort gesagt hatte.
    “Was ist, Houston?”, fragte sie gespannt. Witt sah seine Tochter zum ersten Mal. Er hatte nie erfahren, dass er Vater wurde, doch die Ähnlichkeit zwischen ihm und der Kleinen war nicht zu übersehen. War ihm das aufgefallen? Hatte der Anblick seiner Tochter eine Erinnerung ausgelöst?

2. KAPITEL
    “Das ist Ihre Tochter?”, fragte der Mann, der früher Witt Davidson gewesen war.
    “Ja. Sie heißt Camille nach ihrer Großmutter, der Mutter ihres Vaters.” Wie oft hatte Carley sich vorgestellt, was Witt zu seiner Tochter sagen würde.
    “Ein hübscher Name für ein hübsches kleines Mädchen.”
    In ihren Träumen war das anders gelaufen. “Danke. Wir nennen sie Cami.” Nur mit Mühe hielt Carley die Tränen zurück.
    Beim Klang von Witts Stimme beruhigte Cami sich, und als sie ihren Namen hörte, hob sie den Kopf und betrachtete den Fremden. Sie begann zu strahlen und zeigte auf ihn. “Da!”
    Carley drückte Camis Hand an die Brust. “Nicht zeigen, Schätzchen. Das macht man nicht.”
    Houston Smith kniff die Augen zusammen und betrachtete das Kind, das ihn seinerseits aufmerksam musterte. Irgendetwas an der Kleinen kam ihm bekannt vor.
    Seit er im Rio Grande Valley lebte, hatte er sich damit abgefunden, dass ihm alles und jeder irgendwie bekannt vorkam. Bei Carley Mills und ihrem Kind war das Gefühl allerdings besonders stark ausgeprägt.
    Gabe und Doc Luisa hatten ihn darauf hingewiesen, dass man ohne Gedächtnis sehr leicht einen Feind für einen Freund halten konnte. Er konnte sich zwar nicht vorstellen, dass Carley ihm feindlich gesinnt war, aber irgendetwas stimmte mit ihr nicht.
    Was machte eine elegante und dem Aussehen nach aus einer Großstadt stammende Frau in
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