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Und trotzdem ist es Liebe

Und trotzdem ist es Liebe

Titel: Und trotzdem ist es Liebe
Autoren: Emily Giffin
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Eins
    Ich wollte nie Mutter werden. Schon wenn meine beiden Schwestern und ich als kleine Mädchen mit Puppen spielten, war ich lieber die gute Tante Claudia. Ich badete ihre Plastikbabys, wickelte sie und legte sie ins Bett, und dann war ich weg – zu aufregenderen Unternehmungen im Garten oder im Keller. Erwachsene nannten meine Haltung zur Mutterschaft «niedlich» – und sie sahen mich mit dem gleichen wissenden Lächeln an, das sie für kleine Jungs übrighaben, die fest davon überzeugt sind, dass alle Mädchen Filzläuse haben. Für sie war ich ein übermütiger Wildfang, aber eines Tages würde ich mich schon verlieben und zur Vernunft kommen.
    Wie sich zeigte, hatten diese Erwachsenen teilweise recht. Ich bin aus dem Wildfang-Stadium herausgewachsen, und ich habe mich verliebt – mehrmals sogar –, angefangen mit meinem Freund auf der High School, Charlie. Aber als Charlie mir nach dem Abschlussball tief in die Augen schaute und mich fragte, wie viele Kinder ich haben wollte, antwortete ich mit einem entschiedenen «Null».
    «Gar keine?» Charlie war erschrocken, als hätte ich ihm soeben ein schreckliches, dunkles Geheimnis anvertraut.
    Ich hatte eine Menge Gründe, und die legte ich ihm an jenem Abend dar, aber keiner davon stellte ihn zufrieden. Und Charlie war nicht der Einzige. Von den vielen Freunden, die nach ihm kamen, schien keiner meine Einstellung zu verstehen oder zu akzeptieren. Und auch wenn meine Beziehungen aus den unterschiedlichsten Gründen endeten, hatte ich immer das Gefühl, dass die Babyfrage dabei eine Rolle spielte. Aber ich glaubte immer noch aufrichtig daran, dass ich eines Tages den Mann meines Lebens finden würde, den einen Menschen, der mich lieben würde, wie ich war, ohne Bedingungen, ohne die Aussicht auf Nachwuchs. Ich war bereit, auf ihn zu warten.
    Aber etwa um die Zeit, als ich dreißig wurde, fing ich an, mich damit abzufinden, dass ich vielleicht allein bleiben würde. Dass ich niemals dieses Bauchgefühl haben würde, das einem sagt, dass man den einen gefunden hat. Statt in Selbstmitleid zu zerfließen oder mich mit etwas zufriedenzugeben, das weniger als außerordentlich war, konzentrierte ich meine Energie auf Dinge, die ich leichter steuern konnte – meine Karriere als Lektorin bei einem großen Verlag, faszinierende Reisen, tolle Begegnungen mit guten Freunden und interessanten Autoren, Abende mit gutem Wein und inspirierenden Gesprächen. Alles in allem war ich mit meinem Leben zufrieden, und ich sagte mir, dass ich keinen Ehemann brauchte, um mich vollständig und ausgefüllt zu fühlen.
    Dann lernte ich Ben kennen. Den schönen, lieben, lustigen Ben – scheinbar viel zu gut, um wahr zu sein, erst recht, nachdem ich erfahren hatte, dass er über Kinder genauso dachte wie ich. Das Thema kam an dem Abend zur Sprache, als wir uns kennenlernten. Es war ein Blind Date, organisiert von unseren gemeinsamen Freunden Ray und Annie. Wir waren im Nobu und machten Smalltalk bei Yellowtail-Sashimi und Felsenkrabben-Tempura, als wir durch einen kleinen Jungen abgelenkt wurden, nicht älter als sechs Jahre, der am Nebentisch saß. Der Kleine war ultratrendy gekleidet; er trug eine kleine schwarze Kangol-Mütze und ein Lacoste-Polo mit hochgeklapptem Kragen. Kerzengerade saß er da und bestellte stolz sein Sushi mit der richtigen Aussprache und allem Drum und Dran, ohne jeden Input von seinen Eltern. Er war offensichtlich nicht zum ersten Mal im Nobu. Ja, ich hätte sogar gewettet, dass er schon öfter Sushi als getoastete Käse-Sandwiches gegessen hatte.
    Wir beobachteten ihn und lächelten dabei, wie man oft lächelt, wenn man Kindern oder kleinen Hunden zusieht, als ich plötzlich herausplatzte: «Wenn man schon Kinder haben muss, dann ist das auf jeden Fall die richtige Sorte.»
    Ben beugte sich über den Tisch und flüsterte: «Sie meinen, so eins mit Topffrisur und einer hippen Garderobe?»
    «Nein. Eins, mit dem man abends ins Nobu gehen kann», sagte ich nüchtern. «Ich bin nicht daran interessiert, bei McDonald’s Chicken McNuggets zu essen. Niemals.»
    Ben räusperte sich und zwinkerte spöttisch. «Heißt das, Sie möchten nicht außerhalb der Stadt wohnen und nicht bei McDonald’s essen, oder Sie möchten keine Kinder haben?», fragte er, und ich sah, dass er einen leichten sexy Unterbiss hatte.
    «Weder – noch. Beides. Alles zusammen», sagte ich, und für den Fall, dass ich mich nicht klar genug ausgedrückt hatte, fügte ich noch hinzu: «Ich will
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