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Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Titel: Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht nachempfinden, wenn Sie Helga kennen und lieben?«
    Werner Gerson sagte eine Weile gar nichts. Dann blickte er auf. »Warum hat sie es mir nicht gesagt? Ich mußte es hintenherum erfahren. Ich mußte in diese Bar gehen … Schrecklich!«
    »Sie schämt sich. Sie versteht es heute nicht mehr. Und sie hat Angst, daß es kein anderer Mensch verstehen kann. Angst, daß sie Sie deswegen wieder verlieren könnte. Ist das so schwer zu begreifen, Herr Gerson?«
    Werner Gerson schüttelte den Kopf. Dann streckte er die Hand aus, nahm das Foto vom Schreibtisch und zerriß es in kleine Fetzen.
    »Was werden Sie machen?« fragte Normann.
    »Das, was ich vorgehabt habe.« Werner Gerson stand auf, ließ die Fetzen in den Papierkorb fallen. »Ich werde Helga heiraten!«
    Ellen Diekenhorst wußte jetzt, was sie zu tun hatte. Als sie in das Zimmer ihres Mannes trat, sagte Rudolf gereizt: »Du weißt, ich hasse Aussprachen. Mache es also bitte kurz!«
    Es war der Ton, in dem er in letzter Zeit mit ihr zu sprechen pflegte.
    »Ich mache es kurz«, antwortete sie kühl, öffnete einen Wandschrank, zog ein Tonbandgerät heraus, legte eine Spule ein, drückte die Tontaste. Ich bin ruhig, dachte sie. Ich bin ganz ruhig. Ich kann ihn ansehen und spüre nichts mehr als Verachtung.
    Die Aufnahme war sehr deutlich. Man verstand jedes Wort. »Warst du noch nie hier oben?« fragte eine Männerstimme, die unverkennbar dem Konsul Rudolf Diekenhorst gehörte.
    »Nein«, lachte eine Mädchenstimme, »denkst du, deine Ellen führt mich in ihr Schlafzimmer?«
    Ellen beobachtete ihren Mann. Er schien es noch gar nicht glauben zu können. Bis jetzt drückte sein Gesicht nur Überraschung aus.
    »Mußt du eigentlich noch mit ihr schlafen?« fragte die Mädchenstimme.
    »Klar, mein Süßes. Wenn ich das nicht täte, könntest du jetzt nicht hier sein.«
    »Du!« Die Mädchenstimme klang plötzlich erregt. »Dieses Bett reizt mich … ich …«
    Weiter ging es nicht mehr. Rudolf sprang auf, bleich, mit etwas unschönen Gesichtszügen, raste zum Schrank, schaltete ab. »Woher hast du das?« schrie er sie an.
    Ellen verzog keine Miene. »Es ist nicht verboten, Aufnahmegeräte in seinem eigenen Schlafzimmer zu installieren.«
    Fassungslos starrte er sie an.
    »Ja, ich habe für deine Gemeinheiten ein sicheres Gefühl bekommen. Ich ahnte, was kommen würde, Rudolf. Ich brauchte nur zu verreisen.« Ellen hielt einen Moment inne, dann sagte sie leise: »Früher habe ich mich manchmal gefragt, was du mit deinem Verhalten bezweckst. Heute weiß ich, daß du mich nur im Dreck sehen wolltest, daß du mich nur quälen wolltest, weiter nichts. Eines Tages hättest du mich gezwungen, deine Geliebten auszusuchen und zu bedienen.«
    Der Konsul riß das Band heraus und stopfte es sich in die Tasche.
    »Ich schenke es dir«, sagte sie ungerührt. »Die Kopie ist beim Anwalt. Es wird bei der Scheidung einen hübschen Skandal geben, der gute Name Diekenhorst …«
    »Du bist wahnsinnig, Ellen.« Mit einem Schritt war er bei ihr.
    »Nein, Rudolf. Ich bin jetzt zur Vernunft gekommen. Ich sehe dich endlich, wie du wirklich bist. Endlich!«
    Wut verzerrte sein Gesicht. Seine Stimme bebte. »Du liebst mich. Du kannst ohne mich nicht sein. Du brauchst mich, Ellen, und du wirst zurückkommen. Von überallher wirst du zu mir zurückkommen!«
    Ihr Blick war kalt. »Eher würde ich mich umbringen. Aber ich bringe mich nicht um, denn ich bin gar nicht allein.« Etwas wie Triumph schwang plötzlich in ihrer Stimme. »Ich habe meinen Jungen, und den werde ich erziehen. Stell dir vor: ich ganz allein! Und ich werde zu Gott beten, daß Alexander niemals so wird wie sein Vater.«
    Er versuchte zu lachen. So ganz gelang es ihm nicht. »So hast du dir das vorgestellt. Aber du wirst Alexander nicht bekommen, nie! Der bleibt hier, und wenn ich tausend Anwälte mobil machen müßte!«
    »Zu deiner Information«, sie wunderte sich, wie gelassen sie sprach, »ich habe den Jungen von der Nordsee abgeholt. Du kannst ihn mir nicht wegnehmen. Er ist in Sicherheit.«
    »Wo ist er?« Drohend kam er auf sie zu.
    Nein, sie hatte keine Furcht mehr vor ihm. Auch nicht, als es einen Augenblick so aussah, als wolle er sie schlagen.
    Sie griff hinter sich und drückte einen der weißen Knöpfe, die es in diesem Haus in jedem Zimmer gab. Der Ton der Klingel schrillte durch das ganze Haus.
    Rudolf blieb wie angewurzelt stehen. »Ellen!« Zum erstenmal, seit sie ihn kannte, hatte ihr Mann seine Sicherheit
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