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Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Titel: Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hast es mir selbst gesagt.«
    »Stört dich das?« Er beobachtete Edith von der Seite.
    »Mich nicht.« Sie puderte sich die Nase. »Aber ich könnte mir vorstellen, daß es deine Frau stört.«
    Spöttisch erwiderte er: »Vielleicht mag sie dich. Vielleicht freundet ihr euch an.«
    »Willst du darauf hinaus?«
    Rudolf Diekenhorst verzichtete auf eine Antwort. Ja, dachte er, es reizt mich. Es reizt mich ungeheuer, eure Gesichter zu sehen, wenn ihr euch die Hand gebt. Jede weiß Bescheid – und ich stehe dabei, lächle …
    »Was ist, wenn sie mich hinauswirft?«
    »Das wird sie nicht tun. Sie hängt sehr an mir, weißt du. Sehr.«
    Edith verzog den Mund. »Sie hängt an dir mit der Treue eines Hündchens. Und das willst du dir beweisen mit diesem Versuch.«
    Er hob hochmütig die Augenbrauen. »Vielleicht hast du recht.«
    »Und wenn ich nicht mitmache?«
    Er sah schon die Auffahrt seiner Villa, ließ seine Hand vom Steuerrad los, strich ihr über die Knie und sagte: »Ich wette, dir macht es sogar Spaß.«
    Es kam ihm vor, als hätte sie leise gekichert.
    Die Garagentore öffneten sich automatisch. Fast gleichzeitig erschien Frederik unter der Tür. »Guten Abend, Herr Konsul.«
    »Ist meine Frau schon zurück?«
    »Nein, noch nicht.«
    Edith war inzwischen ausgestiegen. Sie lächelte den Butler an.
    »Frederik … Fräulein Lieven und ich, wir haben noch zu arbeiten. Am besten in der Bibliothek. Da sind wir ungestört.«
    »Jawohl, Herr Konsul.«
    Ellen Diekenhorst kam gegen zehn nach Hause. Sie war müde, abgespannt. Und sie dachte: Es ist sinnlos, daß ich noch weiter zur Gruppentherapie gehe. Mein wirkliches Problem kann ich nicht erzählen. Ich kann es niemand erklären, warum ich mir das alles gefallen lasse …
    In der Halle blieb sie einen Moment stehen. Sein Wagen steht in der Garage, überlegte sie, er ist also ausnahmsweise heute nicht bei diesem Mädchen.
    Sofort erfüllte sie eine winzige Hoffnung. Rudolf war doch früher ganz anders. Lieb, zärtlich, er hat mich verwöhnt … Vielleicht habe ich einen Fehler gemacht?
    »Guten Abend, gnädige Frau«, sagte das Hausmädchen, das aus dem Fernsehzimmer kam.
    »Sabine, wo ist mein Mann?«
    »In der Bibliothek.«
    »Danke.«
    Ellen warf ihren Mantel über einen Stuhl und ging über den teppichbelegten Flur zur Bibliothek.
    »Rudolf«, werde ich sagen, »was habe ich für einen Fehler gemacht? Was ist mit uns beiden los?«
    Mit klopfendem Herzen drückte sie die Klinke der eichengetäfelten Tür herunter. Aber wie vom Schlag getroffen blieb sie an der Tür stehen. Ihr Mann war nicht allein. Im Sessel neben dem Kamin saß das Mädchen, mit dem er sie betrog.
    Auf eine provozierend selbstverständliche Weise saß sie da, als gehöre ihr hier alles. Nicht eine Spur von Verlegenheit in ihrem Gesicht. Nicht die leiseste Unsicherheit in dem Blick, den sie Ellen zuwarf. Die Frechheit, mit der sie ihre Beine übereinanderschlug, der Hohn, den sie von Kopf bis Fuß zum Ausdruck brachte – es war Ellen, als würden ihr glühende Nadeln durch die Haut gestoßen. »Ellen«, sagte ihr Mann und lächelte, »komm doch herein.« Seine Augen blickten sie dabei unverwandt an, so, als wollte er sie hypnotisieren. »Du kennst ja meine Sekretärin, Fräulein Lieven.«
    In einem merkwürdigen Ton sagte er das. Ellen gefror das Blut in den Adern. Sie begriff, wie sehr sie ihn schon fürchtete.
    »Guten Abend, Frau Diekenhorst.«
    Auch das Mädchen lächelte. Und Ellen mußte auf sie zugehen, ihr die Hand geben, totenblaß sich ein paar höfliche Worte abringen. »Es freut mich …«
    Ja: »Es freut mich.« Das mußte sie sagen. Rudolf, der neben ihr stand, befahl es ihr. Er zwang sie dazu, ohne daß er selber ein Wort sprach.
    »Wir haben uns nur einmal gesehen«, sagte Edith Lieven und ließ wieder ihr Lächeln glitzern.
    »Ja.« Ellen konnte fast nicht mehr.
    Aber Rudolf war noch nicht zufrieden. »Ellen, Liebling …«, es klang hart und gemein, »ich diktiere noch einen Brief, dann wollen wir eine Flasche Champagner zusammen trinken. Du bist doch noch nicht müde, oder?«
    Sie fühlte seinen Blick und verlor allen Mut. Merkwürdig, daß sie plötzlich denken mußte: Wenn ich es nicht tue, dann schlägt er mich. Wenn ich nicht alles tue, was er will, dann schlägt er mich.
    »Nein, ich bin nicht müde.« Ihre Worte kamen gegen ihren Willen aus ihrem Mund.
    Rudolf grinste. Anders konnte man es nicht nennen. »Vielleicht willst du dich noch umziehen, Liebling?«
    Sie drückte
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