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Zuflucht im Teehaus

Zuflucht im Teehaus

Titel: Zuflucht im Teehaus
Autoren: Sujata Massey
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mehr als zwölftausend Dollar, ein fairer Preis, der mir aber noch verhandelbar erschien. »Besteht die Möglichkeit, das Stück ein bißchen billiger zu bekommen?«
    »Hmmmm. Kommen Sie aus Tokio?« Er musterte mich. Hoffentlich, so dachte ich, hatte meine Geschichte aufgrund meiner guten Adresse nicht an Glaubwürdigkeit verloren. »Ich könnte die Lieferkosten übernehmen.«
    »Gut. Ich muß nur kurz meine Mutter anrufen.« Er brauchte nicht zu wissen, daß ich für eine Kundin kaufte, insbesondere deshalb, weil er die Lieferkosten übernahm. Er hatte nichts dagegen, obwohl er ein bißchen argwöhnisch dreinschaute, und ich lief hinaus, um das Autotelefon zu benutzen. Draußen vor der Tür stand ein junger Mann mit gegeltem Haar und limonenfarbenem Reyon-Anzug und musterte mein kaputtes Rücklicht. Die Menschen in Japan machen sich immer Gedanken über die Probleme der anderen, deswegen lächelte ich ihn an und verbeugte mich leicht in seine Richtung, um ihm zu sagen, daß ich bereits über den Schaden Bescheid wußte.
    Ich ließ die Autotür offen, um ein bißchen Luft zu bekommen, während ich telefonierte. Nana Mihoris Haushälterin, Miss Tanaka, erklärte mir, die Hausherrin habe gerade Besuch. Ich verabschiedete mich und überlegte, ob ich die Kommode ohne ihre Erlaubnis kaufen sollte. Lieber nicht, dachte ich, da sie bereits zwei andere von mir aufgespürte tansu abgelehnt hatte.
    Ich nahm Mrs. Mihoris Zeichnung noch einmal aus der Tasche. Es war eher unwahrscheinlich, daß ich noch einmal ein so schönes Stück aus Sado finden würde. Ich durfte mir die Kommode nicht durch die Lappen gehen lassen. Vielleicht konnte ich Nao Sakai dazu bringen, sie für mich zurückzustellen. Ich ging in den Laden zurück, wo Mr. Sakai sich mit einer neuen Kundin unterhielt, einer Frau über vierzig mit einer Seidenbluse und einem Seidenrock, die die Farbe von grünem Tee hatten. Von hinten sah sie ausgesprochen attraktiv aus, doch als sie sich umdrehte, entdeckte ich einen großen, schwarzen Leberfleck auf ihrem linken Nasenflügel.
    »Das Problem ist nur, daß ich eine neue Interessentin habe«, sagte Mr. Sakai und deutete dabei auf mich.
    »Aber ich kann Ihnen das Geld bar auf die Hand geben!« Die Frau fuchtelte mit einer Handvoll Yen-Scheinen vor seiner Nase herum. Das war ausgesprochen schlechter Stil. Vermutlich war das die Kundin, die die Kommode für sich hatte zurückstellen lassen.
    »Entschuldigung. Ich würde gern die Sache mit der tansu- Kommode regeln«, sagte ich.
    »Sie spricht doch nicht von meiner tansu ,oder?« Die Kundin musterte mich kühl.
    »Nun, das ist jetzt eine ziemlich schwierige Situation«, entschuldigte sich Mr. Sakai.
    »Ich kaufe die Kommode, wenn Sie mir die Chance geben, mich mit meiner Mutter in Verbindung zu setzen«, sagte ich, immer nervöser werdend. »In ein paar Stunden kann ich Ihnen definitiv Bescheid geben.«
    Die Frau schnappte nach Luft, und Mr. Sakai schien bestürzt über meine Dreistigkeit. »Ich fürchte, das geht nicht.«
    » Yabari hafu da «,murmelte die Frau Mr. Sakai zu. Der Satz bedeutete »weil sie ein Mischling ist« – was wohl heißen sollte, daß diese Tatsache meine Unhöflichkeit hinreichend erklärte.
    »Ich kann die Kommode nicht länger reservieren. Derjenige, der bereit ist, sie zu kaufen, bekommt sie.« Mr. Sakai räusperte sich und sah die kleine Gruppe von Menschen an, die sich um uns versammelt hatte: zwei Verkäufer aus der Souvenirabteilung sowie ein paar Kauflustige.
    Entschlossen holte ich meine Kreditkarte heraus.
    »Da es ein Kommissionsauftrag ist, kann ich leider nur Bargeld annehmen.« Er betrachtete meine Kreditkarte mit einem Blick, als sei sie schmutzig.
    Ein so großes Geschäft akzeptierte mit Sicherheit Kreditkarten, aber wahrscheinlich stellte Mr. Sakai sich stur, um niemandem einen Nachlaß geben zu müssen. Da ich dieses System schon kannte, hatte ich mehr Geld eingesteckt, als ich brauchte – etwa 2,2 Millionen Yen in mehreren Pocky-Pretzel-Dosen ganz unten in meinem Rucksack. Ich zuckte mit den Achseln und sagte: »Na schön, dann zahle ich eben bar.«
    »Aber ich war zuerst da!« herrschte die Frau in Grün mich an.
    »Eins Komma fünf Millionen. Ist da die Steuer schon dabei?« Ich begann, 10000-Yen-Scheine abzuzählen, und hätte dabei gerne ein weniger großes Publikum gehabt.
    »Ich zahle mehr als sie! Fünfzigtausend Yen mehr!« sagte die Frau.
    Das konnte sie nicht machen. Das war nicht fair. Ich sah Mr. Sakai
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