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Zuflucht im Teehaus

Zuflucht im Teehaus

Titel: Zuflucht im Teehaus
Autoren: Sujata Massey
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Jura-Zeitschriften. Außerdem habe ich zu viel Singha-Bier getrunken und ein Geschenk für dich gekauft.« Er schob die leere Nudelpackung weg und reichte mir eine große Papiertüte.
    Ich holte einen Ballen glänzender Rohseide in demselben Rotton heraus, den japanische Künstler für zeremonielle Lackmöbel verwendeten. Er würde wunderbar in die Wohnung passen. Ich gab ihm einen Kuß und sagte: »Du hast dich an meine Lieblingsfarbe erinnert. Jetzt kann ich tolle Kissen fürs Sofa machen!«
    »Sofakissen? Der Stoff ist für ein Cocktailkleid. Was Enges mit einem Ausschnitt bis hier unten.«
    »So gut kann ich nicht nähen. Ein Kleid schaffe ich nicht.«
    »Dann gib’s einer Schneiderin. Wenn du dich beeilst, ist das Kleid bis zu unserer Party fertig.«
    Das Fest am Wochenende hatte ich fast vergessen. Wir wußten bereits, wer kommen würde, und hatten auch schon die Catering-Firma beauftragt, aber viel mehr hatte ich bisher nicht gemacht. Plötzlich wollte ich keine große Party mehr; ich wollte lieber mit Hugh allein sein.
    »Ich hab eine Kleinigkeit für dich«, sagte ich und führte ihn zu seinem Geschenk im Wohnzimmer. Ich hatte den Holzrahmen mit hauchdünnem, orangefarbenem Zeitungspapier bespannt, so daß die Kerze in der Mitte rosiges Licht in den Raum warf.
    Hugh sagte eine ganze Weile nichts. Dann brach er in schallendes Gelächter aus. »Du hast die Lampe mit meiner Financial Times bespannt! Mein Gott, Rei, was Lustigeres habe ich selten gesehen!«
    »Ich dachte, sie ist genau das richtige für dein Büro – eine perfekte Mischung aus Ost und West. Bis nächste Woche kann ich sie auf Strom umgerüstet haben.«
    »Halt, halt. Du setzt mich schon genug unter Strom.« Er ließ die Jalousien herunter.
    Ich konnte es gar nicht glauben, daß ihm die neue tansu- Kommode noch nicht aufgefallen war, also deutete ich darauf, und er bekam große Augen.
    »Wo hast du denn die gefunden?«
    Ich erzählte ihm von meinem anstrengenden Tag und dem kaputten Rücklicht. Er tat den Unfall mit einer Handbewegung ab, löste den Blick aber nicht von der Kommode.
    »Die ist ja toll. Könnten wir sie eine Weile behalten? Wieviel hat sie gekostet?« Er stellte seine Lampe auf das Beistelltischchen und ließ dann die Hände bewundernd über das Holz der Kommode gleiten.
    »Freut mich, daß sie dir gefällt, aber ich muß sie morgen Mrs. Mihori geben. Sie hat zwei Millionen Yen gekostet, das ist viel zu teuer für uns.«
    »Für dich vielleicht, Schatz. Aber mir gefällt sie besser als alles, was du bis jetzt gekauft hast. Was glaubst du, wieviel Gewicht sie aushält?«
    »Ein paar hundert Pfund schon, würde ich sagen. Der Rahmen ist aus einem der härtesten Hölzer, die man hier im Land bekommen kann. Er hält schon seit dem frühen neunzehnten Jahrhundert.«
    »Gut.« Er hob mich auf die Kommode. »Die Vorstellung, ein bißchen Spaß auf dem teuren Ding zu haben, turnt mich total an. Und dich?«
    »Aber die Kommode gehört Mrs. Mihori«, widersprach ich halbherzig.
    »Sie gehört dir, solange sie dir nicht deine Auslagen erstattet hat, inklusive Reisekosten und Finderlohn.« Hugh schob mir den Bademantel von den Schultern und breitete ihn wie eine Decke über die Kommode. »Außerdem bin ich abergläubisch. Alles, was in diese Wohnung kommt, muß in irgendeiner Form eingeweiht werden.«
    Das überzeugte mich. Nach sechs Monaten waren wir beide immer noch unersättlich. Hugh war spontan und einfallsreich in der Liebe. Die Leidenschaft überkam ihn nicht nur im Bad oder auf dem chinesischen Teppich im Eßzimmer, sondern auch im Aufzug von Roppongi Hills. Es war einfach alles zu schön, um wahr zu sein, dachte ich, lehnte mich zurück und schmolz dahin wie das Wachs der Kerze in der Laterne.
    »Paß auf meinen Sonnenbrand auf«, murmelte er, als ich die Hände nach ihm ausstreckte.
    »Aber du hast nicht überall einen Sonnenbrand, oder?« fragte ich.
    »Nein, nicht überall. O ja, mach das noch mal.«
    Hugh zog meine Hüften zur Kante der Kommode. »Vergiß nicht«, keuchte ich.
    »Ich soll nicht vergessen, daß ich dich liebe?« flüsterte er zurück.
    »Du weißt schon …«
    »Komm, laß uns ein Baby machen. Das wäre doch toll.«
    »Sei vernünftig!«
    »Das Kondom ist eine überflüssige Barriere«, brummte er und zog sich zurück. »Wenn du dir solche Sorgen machst, ein Kind zu kriegen, solltest du einfach die Pille nehmen.«
    »Ich hasse Chemie.« Auch mir war inzwischen nicht mehr nach Sex zumute. »Ich weiß, ich
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