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Zuckerblut

Zuckerblut

Titel: Zuckerblut
Autoren: B Leix
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war daran gelegen, möglichst wenig öffentliches Aufsehen zu erregen, weshalb sie sich darauf geeinigt hatten, sehr früh zu beginnen und vorerst nur zwei der fünf Gräber zu öffnen. Falls die gerichtsmedizinische Untersuchung in beiden Fällen entsprechende Ergebnisse liefern würde, sollten auch die übrigen drei Verstorbenen exhumiert werden.
    Lindt und Wellmann waren vor Ort und kurz nach sieben traf auch der Staatsanwalt auf dem Friedhof ein.
    Mit einem kleinen Spezialbagger hoben zwei Mitarbeiter des Friedhofsamtes die Erdschichten vorsichtig ab, bis sie auf Holz stießen. Dann war Handarbeit angesagt.
    Seit den jeweiligen Bestattungen waren erst einige Monate vergangen und so ließen sich beide Särge ohne Probleme vollständig und unbeschädigt bergen. Die Pathologin konnte schon um neun Uhr mit ihrer Arbeit beginnen.
    »Normalerweise«, meinte Lindt zu seinem Kollegen, »würden wir jetzt erst mal ein schönes Frühstück einnehmen, aber irgendwie ...«
    »Mir ist auch nicht so danach, Oskar«, kam die prompte Antwort und obwohl die Särge ja komplett und verschlossen wieder ans Tageslicht geholt worden waren, beschlich selbst die beiden langgedienten Kriminalisten ein seltsames Gefühl.
    Sie beschlossen, zur Ablenkung ein wenig spazieren zu gehen und schritten schweigsam die Friedhofswege entlang.
    Erst nach einer Weile merkte Lindt, dass er ganz entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten noch gar nicht daran gedacht hatte, eine Morgenpfeife anzuzünden. Er griff in die Tasche seiner Jacke und holte das schleunigst nach.
    »Darf man hier eigentlich ...?«, schaute er fragend, doch sein Kollege zuckte nur mit den Schultern. »Keine Ahnung, Aschenbecher sehe ich jedenfalls nicht.«
    Lindt rauchte trotzdem und es kam niemand vorbei, der ihn daran gehindert hätte.
    Sie schwiegen weiter nebeneinander her. Tote wieder ans Tageslicht zu befördern, schien irgendwie doch belastend zu sein. Wahrscheinlich auch der Grund, warum sie sich bei ihren anfänglichen Ermittlungen nicht zu einer solchen Maßnahme hatten durchringen können.
    »Wenn das Ganze nicht auf Schritt und Tritt etwas mit dem Tod zu tun hätte, könnte man so einen Parkspaziergang in der Frühlingssonne geradezu genießen«, unterbrach Paul Wellmann die Stille und auch Lindt konnte ähnliche Gedanken zum Besten geben: »Es muss wohl die eigene Vergänglichkeit sein, die uns hier begegnet. Im üblichen Alltagstrubel verdrängt man diese Überlegungen doch immer.«
    Weiter kamen sie mit ihren philosophischen Anwandlungen aber nicht, denn beide blieben fast gleichzeitig vor einem recht frischen, höchstens ein paar Monate alten Grab stehen.
    Umrandung und Stein fehlten noch und nur ein schlichtes Holzkreuz zeigte an, wer an dieser Stelle ruhte.
    »Er wollte bestimmt nicht als Aschehäufchen neben dem Eichensarg seiner Frau beigesetzt werden«, war sich Lindt sicher und sein Kollege stimmte ihm zu.
    »Helene Baumbach, 1923-1988 und Dr. Alfons Baumbach, Landgerichtsrat i. R. 1919-2004« las Wellmann die Beschriftung des Kreuzes laut vor.
    »Wie können wir es diesem windigen Anwalt nur beweisen, dass er seinen Onkel vorzeitig ins Jenseits geschickt hat?«
    Weder Wellmann noch Lindt hatten im Augenblick eine Vorstellung, wie sie es anstellen sollten und hofften inständig, auch Baumbach junior möglichst bald etwas Schwerwiegendes nachweisen zu können.
    »Allerdings«, resümierte Lindt schließlich, »sieht alles danach aus, dass es sich wirklich um zwei ganz verschiedene Fälle handelt. Weinbrecht hat mit Baumbach überhaupt nichts zu tun. Ein reiner Zufall, dass wir bei den Ermittlungen auf den toten alten Richter gestoßen sind.«
     
    In einem großen Bogen über den Hauptfriedhof kamen die beiden Kommissare schließlich wieder zum Ausgang. Auf dem Parkplatz schloss Oskar Lindt zwar seinen Dienstwagen auf, stieg aber noch nicht ein.
    Er lehnte sich an den Citroën und grübelte vor sich hin: »Dieser Baumbach ... was könnten wir nur ...«, sagte er, ohne den Satz zu beenden.
    »Volles Programm«, schlug sein Kollege vor. »Wie wäre es, wenn wir das Haus des alten Richters mal gründlich unter die Lupe nehmen?«
    »Du meinst wohl ›nehmen lassen‹, von der Spurensicherung nämlich. Na, der Ludwig wird sich freuen, wenn wir ihm schon wieder einen Großauftrag bescheren. Aber eigentlich hast du Recht. Wenn es überhaupt noch Spuren gibt, dann dort.«
    Sie besprachen kurz, dass Wellmann den Durchsuchungsbeschluss besorgen und die Einweisung vor Ort
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