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Zuckerblut

Zuckerblut

Titel: Zuckerblut
Autoren: B Leix
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kam einer seiner Mitarbeiter im weißen Spurensicherungsoverall hastig zur Tür herein.
    Er schwenkte ein transparentes Tütchen mit einer ziemlich dunklen Substanz darin. »Aus den Radkästen des Geländewagens!«, gab er triumphierend von sich.
    Weder sein Chef, noch der Kommissar verstanden, was er damit meinte.
    Lindt musste wohl sehr verständnislos und begriffsstutzig geschaut haben, denn der Ermittler gab sich besondere Mühe, um ihm auf die Sprünge zu helfen.
    »Erinnern Sie sich noch an den Tatort und an die Anweisungen, die wir dort von Ihnen bekommen haben?«
    »Was ... was habe ich denn gesagt?« Der Kommissar forstete verzweifelt sein Gedächtnis durch auf der Suche nach Zusammenhängen.
    »Das hier«, präsentierte der Beamte den kleinen Plastikbeutel und hielt ihn dabei Lindt direkt vors Gesicht, »das haben wir bei dem Geländewagen aus den Ritzen und Fugen gekratzt – vom Fahrzeugboden und aus den Radkästen!«
    »Und«, fragte Ludwig Willms dazwischen, »haben Sie es schon untersucht?«
    »Wurde gerade eben gemacht.«
    »Dann spannen Sie uns doch nicht so lange auf die Folter, was ist es denn?«
    »Schlacke! Es ist Schlacke, wie sie bei der Verbrennung von Kohle entsteht.«
    »Jetzt sind wir aber auch nicht schlauer. War der Weinbrecht mit seinem Wagen denn auf einer Kohlenhalde?«
    »Nein, Chef, das ist nicht Kohle, sondern Schlacke. Also die Überreste, das, was nach dem Feuer noch bleibt. Dieses Material stammt ziemlich sicher vom Rheinhafen-Kraftwerk. Dort wird aus Kohle Strom gemacht.«
    Lindts Verwirrung wollte nicht weichen. »Was hat jetzt das Kraftwerk ...«
    »Moment«, unterbrach ihn der Kriminaltechniker. »Diese Schlacke haben wir auch auf dem schmalen Waldweg am Tatort gefunden. Wissen Sie denn nicht mehr? Es war Ihnen doch aufgefallen, dass der Sand so dunkel ist.«
    Schlagartig kam die Erinnerung zurück: »Damit hätten wir ja bewiesen, dass Weinbrecht mit seinem Wagen am Tatort war!«
    Er zweifelte: »Oder es bedeutet nur, dass er irgendwo auf einem mit Schlacke befestigten Weg gefahren ist!«
    Aber der Techniker konnte ihn beruhigen: »Die Zusammensetzung der Probe stimmt genau mit dem Material vom Tatort überein. Nicht nur das Schwarze, auch die Sand- und Lehmbestandteile sind vollkommen passend.«
    Er konnte es noch gar nicht fassen, jetzt plötzlich zwei derart klare Indizien bekommen zu haben. »Erst der Fingerabdruck und dann das hier!«
    »Damit kriegst du ihn dran, Oskar!« Ludwig Willms klopfte seinem Freund auf die Schulter.
    »Wahrscheinlich ...«, zögerte Lindt, aber er korrigierte sich gleich. »Nein, nicht nur eventuell, sondern ganz sicher. Das reicht bestimmt.«
    »Wir suchen jetzt gerade im Innenraum des Wagens nach Faserspuren oder Hautabrieb des Opfers. Wenn wir da auch noch was finden, wird die Beweiskette absolut perfekt«, meinte der Techniker ganz enthusiastisch und wollte Richtung Tür, um seine Arbeit so schnell als möglich fortzusetzen.
    »Halt«, rief ihm der Kommissar nach. »Einen kleinen Moment, eine Frage hätte ich schon noch. Wieso findet sich auf einem Waldweg denn Kraftwerksschlacke?«
    »Na ganz einfach, ein Anruf bei der Forstverwaltung hat das geklärt. Ende der Achtzigerjahre wurde in diesem Bereich einige Mal Schlacke als Oberflächenmaterial aufgeschüttet, um die Wege zu befestigen. War wohl kostenlos und ist rein technisch gesehen ein ganz brauchbarer Baustoff. Allerdings hat sich die Öffentlichkeit dann mehr und mehr an dem schwarzen Dreck gestört und so wurde diese Form der Abfallbeseitigung bald wieder eingestellt.«
    Kaum hatte der Techniker ausgesprochen, meldete sich das Handy des Kommissars. ›Paul‹ zeigte das Display.
    Lindt sagte gar nichts, aber seine Augen wurden immer größer und glänzender. »Nicht zu glauben«, stieß er schließlich hervor – halb andächtig und halb kopfschüttelnd.
    »Dass wir auch so ein Glück haben! Die Aktion mit dem Geld hat geklappt! Über vier Millionen gerettet, in Sicherheit! Vom Balkan wieder zurückentführt sozusagen.«
    Er musste sich setzen, um ruhig durchatmen zu können. Nach der langen erfolglosen Zeit lagen jetzt endlich die entscheidenden Beweise vor.
    »Eine mögliche DNA-Analyse, falls wir noch Hautpartikel oder Ähnliches finden, geht aber sicherlich nicht ganz so schnell«, dämpfte Kriminaltechnik-Chef Willms die Euphorie seines Kollegen etwas. »Ein paar Tage dauert das schon.«
    »Nicht schlimm, Ludwig, wirklich nicht. Wir müssen ja auch noch einige Zusammenhänge
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