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Zuckerblut

Zuckerblut

Titel: Zuckerblut
Autoren: B Leix
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wiederum gegen die beginnende Verzweiflung anzukämpfen. Nach der Pleite mit dem Anwalt Baumbach drohte nun noch eine weitere Niederlage. Mutlosigkeit machte sich in ihm breit.
    Er suchte nach einem Strohhalm: »Aber vielleicht gibt es eine Einstichstelle. Der Weinbrecht muss doch eine Spritze benutzt haben.«
    Er hatte seinen Satz noch nicht einmal ganz beendet, da war ihm selbst schon klar, welchen Unsinn er gerade von sich gegeben hatte: »Natürlich, Hunderte von Einstichen müssen Sie ja gefunden haben, wenn die Patienten täglich mehrere Spritzen bekamen.«
    Der Kriminalist wollte noch nicht aufgeben und zeigte auf das gerichtsmedizinische Standardwerk: »Und da, in Ihrem Buch, wie hat man es den Tätern in diesen Fällen nachgewiesen?«
    Die Antwort war ernüchternd: »Sie wurden alle irgendwann erwischt. Nachdem eine offensichtliche Häufung von merkwürdigen Todesfällen aufgetreten war, hat meistens jemand Verdacht geschöpft und aufgepasst.«
    Reflexartig griff der Kommissar in seine Jackentasche und versuchte krampfhaft, sich dort an der metallenen Tabaksdose festzuhalten. Irgendwie musste dieser Weinbrecht doch zu packen sein. Ohne es zu wollen, drückte Lindt noch stärker zu und mit einem deutlich hörbaren ›Plopp‹ öffnete sich der Deckel.
    Er unterdrückte einen Kraftausdruck, aber zu spät. Das hastige Nachfassen half nichts mehr. Die Presstabakplatten des ›Navy Flake‹ lagen nun lose und zerkrümelt in der rechten Tasche seiner Jacke.
    »Geht denn jetzt auch alles schief?«, schnaubte er zwar leise, aber doch so grimmig, dass die Ärztin konsterniert zurückwich.
    Beide schwiegen fast zwei Minuten, dann hatte sich Lindt entschieden, wie er weiter vorgehen wollte und durchbrach die Stille: »Man weiß ja vorher nie, wie ein Gericht entscheidet, aber falls die drei noch nicht exhumierten Seniorinnen auch an Unterzuckerung verstorben sind, würde das unseren Verdacht doch sicherlich stützen. Ich fürchte, Frau Doktor, wir müssen Ihnen morgen nochmals eine Lieferung zukommen lassen. Das ist vermutlich die einzige Chance, die wir haben.«
    Die Begeisterung war der Pathologin am Gesicht abzulesen, denn die Arbeit an Körpern in bereits fortgeschrittenem Verwesungszustand gehörte nicht gerade zu ihren Lieblingstätigkeiten.
    »Ist vielleicht doch ein Geständnis zu erwarten, wenn Sie diesen Weinbrecht mit meinen Untersuchungsergebnissen konfrontieren?«, fragte sie vorsichtig. »Sie könnten ja so tun, als wäre das Insulin nachgewiesen worden.«
    Lindt überlegte kurz: »Ob er auf einen solchen Bluff hereinfällt? Hmm ... Kann ich mir eigentlich nur schlecht vorstellen. Auf mich hat er bis jetzt einen fachlich sehr kompetenten Eindruck gemacht. Vermutlich hat er seine Taten ganz genau geplant. Nein, nein, ich glaube, er würde mir geradewegs ins Gesicht lachen und das kann ich jetzt am allerwenigsten brauchen.«
     
    Die Ungewissheit, was die weiteren drei Exhumierungen bringen würden, bescherte dem Kommissar eine sehr unruhige Nacht. Er fand kaum Schlaf und wälzte sich von einer Seite auf die andere. Carla wachte mehrfach auf und beschwerte sich, aber endlich kam er doch zur Ruhe.
    Am nächsten Morgen war er wie tags zuvor wieder früh auf dem Friedhof und folgte dem Leichenwagen mit dem ersten ausgegrabenen Sarg direkt in die Pathologie.
    Er wollte unmittelbar dabei sein, wenn die Untersuchung durchgeführt wurde.
    Während der erste Leichnam noch vorbereitet wurde, trafen auch die letzten beiden Toten ein. Sie waren auf dem Rüppurrer Friedhof wieder ausgegraben worden.
    Lindt war derartig auf die Arbeit der Pathologin fixiert, dass er den Verwesungsgeruch, der sich trotz voll aufgedrehter Lüftungsanlage im Raum verbreitete, erst gar nicht realisierte.
    Erst als sie aus allen drei Körpern genügend taugliches Probenmaterial zusammen hatte und sich zu den Analysegeräten wandte, stach ihm der Gestank mit voller Wucht in die Nase. Unwillkürlich musste er husten und presste sich ein Taschentuch vors Gesicht.
    »Kommen Sie doch hier herein«, winkte ihn die Ärztin in den verglasten Nebenraum, wo sie begann, die mühsam herauspräparierten kleinen Blutklumpen zu bearbeiten. »Drei auf einmal riechen schon sehr streng und wenn sie dann noch einige Monate alt sind ... Das macht auch mir zu schaffen.«
     
    Es dauerte kaum zwanzig Minuten, da wurde die Vermutung bestätigt. »Todesursache einwandfrei Unterzuckerung!«, formulierte die Gerichtsmedizinerin kurz und knapp das Ergebnis. »BZ-Werte
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