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Zuckerblut

Zuckerblut

Titel: Zuckerblut
Autoren: B Leix
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vertreiben.
    Im selben Moment flog die Tür auf und Paul Wellmann, der auf dem Gang den Schlag gehört hatte, starrte mit schreckgeweiteten Augen auf seinen Kollegen.
    »Oskar, was ... was war das?«
    »Ich habe ihm eine gescheuert!«
    Wellmann schaute sich um, konnte aber in dem kleinen Raum niemand anderen erkennen.
    »Wen ... wen meinst du?«
    »Na, Baumbach natürlich, er hat sich über mich lustig gemacht, aber jetzt habe ich ihn vertrieben, diesen A...!«
    »Fühlst du dich nicht gut, Oskar?« Zaghaft trat er näher. »Hier drin ist doch außer dir keiner.«
    Lindt drehte sich zum Fenster und knurrte nur noch halblaut. »Sag ich doch, dem hab ich eine reingehauen, dann war er weg!«
    Fünf Sekunden später wandte er sich wieder um. »Habt ihr was gefunden, dort im Haus vom alten Richter?«
    »Leider nicht, wir haben alles auf den Kopf ...«
    Sein Vorgesetzter unterbrach ihn. »Siehst du, genau deswegen hat er sich über uns amüsiert. Regelrecht ausgelacht! Dann müssen wir ihn jetzt wohl freilassen.« Er sank in seinem Sessel zusammen.
    »Das macht gerade die Oberstaatsanwältin für uns. Ich soll es dir sagen.«
    »Wie hat denn die ›Eiserne Lea‹ schon wieder von der Aktion Wind bekommen. Manchmal denke ich, sie riecht geradezu, wenn bei uns der Erfolg ausbleibt.«
    »Sie kam wohl eben zum richtigen Zeitpunkt beim ›Kurzen‹ ins Zimmer, als die Spurensicherung dort angerufen hat.«
    »Ist mir jetzt auch egal«, knurrte Lindt. »Bin froh, wenn ich sie nicht sehe und auch, dass ich diesen Baumbach nicht selbst freilassen muss.«
    »Wo der dich doch gerade noch so frech angegrinst hat«, spöttelte Paul Wellmann.
    »Sei bloß froh, dass du hier nicht die Ermittlungen leitest. Mir stinkt das Ganze jedenfalls fürchterlich!«
    Der Kommissar drehte sich in seinem Stuhl wieder in Richtung Fenster. Er musste sich geschlagen geben – und dann auch noch diese fürchterliche Oberstaatsanwältin mit ihrer blechernen Stimme.
    »Hat wohl keine Lust, mit mir zu kommunizieren, die ›Eiserne‹!« Schnell hatte sich Lindt wieder umgewandt.
    »Müssen wir uns eben damit abfinden. Weg ist er! Und ich sag dir, Paul, der war es trotzdem! Der hat seinen Onkel auf dem Gewissen!«
    »Niederlagen gehören halt auch zu unserem Geschäft.« Jan Sternberg, der zwischenzeitlich auch gekommen war, versuchte, seinen Vorgesetzten etwas aufzumuntern. »Außerdem habe ich erst kürzlich gelesen, dass es gerade in Deutschland vermutlich noch ganz viele unentdeckte Mordfälle gibt. Es wird einfach zu wenig obduziert. In Skandinavien oder Österreich bemüht man die Pathologie viel öfter und siehe da – manch ein Herzinfarkt entpuppt sich plötzlich doch als Totschlag.«
    Lindt nickte nur stumm. Der Fisch war ihm entglitten!
    »Oskar, du musst auf andere Gedanken kommen«, versuchte es Paul Wellmann. »Denken wir lieber an unseren Erfolg bei Weinbrecht.«
    »Ach, hat sich die Gerichtsmedizin denn schon gemeldet?«
    Seine beiden Kollegen zuckten mit den Schultern. Auch sie hatten noch nichts gehört.
    »Also, dann müssen wir halt mal vorbeischauen. Es ist zwar schon bald Feierabend, aber wer von euch kommt trotzdem mit?«
    Ein paar Sekunden vergingen und Oskar Lindt war sofort klar, wie die Antworten auf seine Frage ausfallen würden.
    »Ach, schade, das passt mir jetzt aber gar nicht«, druckste Wellmann herum, »ich wollte nachher noch das Fahrrad von meinem Enkel ...«
    »Schon recht, Paul. Und du Jan, hast bestimmt auch schon was Wichtiges vor.«
    »Woher wissen Sie das, Chef? Ich habe meiner Frau versprochen, heute mal pünktlich ...«
    Der Kommissar grinste, denn die Besuche in der Pathologie waren bei seinem Team nicht besonders beliebt.
    »Kann ich gut verstehen, dass ihr dringend weg müsst. Allein schon der Geruch von mehreren Monaten im Eichensarg ...«
    Die Gesichter seiner beiden Kollegen sprachen Bände und schnell kehrten sie an ihre Schreibtische zurück, um sich für die letzte halbe Stunde des Arbeitstages in die Lektüre spannender Verwaltungsvorschriften zu vertiefen.
     

24
    Vorsichtig öffnete der Kommissar die schwere Tür und betrat den Sektionssaal. Das kalte Licht der Leuchtstoffröhren ließ die weißen Laken auf den beiden Körpern bläulich frostig erscheinen. Die Untersuchungen mussten vorbei sein, denn die Leichname auf den fahrbaren Edelstahltischen waren wieder vollständig abgedeckt und schienen auf ihren Abtransport zu warten.
    Der stechende Geruch nach Desinfektionsmittel stand streng im Raum und
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