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Endstation Oxford

Endstation Oxford

Titel: Endstation Oxford
Autoren: Veronica Stallwood
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    Jon Kenrick stand vor dem geöffneten Kühlschrank und überlegte, was er zum Frühstück zubereiten sollte. Speck? Eier? Oder vielleicht Pilze? Die Pilze hatten zwar ihre beste Zeit hinter sich und sahen ein wenig verschrumpelt aus, aber wenn er sie in viel Butter briet, würden sie sicher noch schmecken.
    Aus dem Arbeitszimmer im ersten Stock klang das eifrige Klappern von Kates Tastatur.
    »Frühstück in fünf Minuten!«, rief Jon.
    »Bin schon unterwegs«, schallte es zurück, doch das eifrige Klappern ging weiter.
    Jon wunderte sich nicht über Kates Arbeitsanfall an diesem Samstagmorgen. Schon zur Mittagszeit mussten sie los, denn heute heiratete Kates Agentin Estelle Livingstone, und sie waren zur Hochzeitsfeier eingeladen.
    Jon füllte den Wasserkocher. Wenn es etwas gab, womit man Kate von ihrem Computer loseisen konnte, dann war es der Duft von frischem Kaffee. Er schnitt vier Scheiben Brot ab und steckte sie in den Toaster. Kaffee und Toast – gab es etwas Besseres, um eine Frau an den Frühstückstisch zu locken?
    Drei Minuten später erschien Kate an der Küchentür.
    »Da bist du ja!«, freute sich Jon.
    »Ich wollte nur noch den Absatz zu Ende schreiben. Sag mal, sind das etwa die Pilze ganz hinten aus dem Kühlschrank?«
    »Spare in der Zeit, dann hast du in der Not.« Jon grinste und wendete die Pilze in der Pfanne. »Ich bin sicher, sie sind noch in Ordnung.«
    »Denk dran: Ich muss mich gleich in ein Kleid zwängen, das mir mehr als eine dünne Scheibe Toast bitter verübeln würde.«
    Verständnisvoll schaufelte Jon den Löwenanteil aus der Pfanne auf seinen eigenen Teller. Kate bekam nur eine kleine Portion ab. »Klar, wir sind zum Mittagessen eingeladen, aber wer weiß, wie lang es bis dahin noch dauert. Hast du eine Ahnung, wie viel Zeit ein Fotograf braucht, bis er Braut und Bräutigam möglichst pittoresk unter einem Rosenbogen drapiert hat?«
    »Wie ich Estelle kenne, wird die Fotosession eher kurz ausfallen«, meinte Kate. »Die beiden sind ja keine süßen zwanzig mehr. Und auch die Dreißiger haben sie locker hinter sich.« Sie goss Kaffee in zwei Becher, und für eine Weile widmeten sie sich schweigend ihrem Frühstück.
    »Was sagst du überhaupt dazu?«
    »Dass Estelle heiratet? Natürlich freue ich mich für sie.«
    »Glaubst du, dass sich dadurch ihre Beziehung zu ihren Autoren verändert?«
    »Ich denke, dass sie wieder ganz die zielstrebige, entschlossene und durchsetzungsfähige Agentin sein wird, sobald sie nach der Hochzeitsreise ihr Büro betritt.«
    »Na ja …«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Estelle lieber Hausmütterchen ist, als einen guten Deal an Land zu ziehen.«
    »Was hieltest du davon, es ihr nachzutun?«, fragte Jon plötzlich.
    »Wie meinst du das?«
    »Ganz einfach: zu heiraten. In den Stand der Ehe zu treten. Nägel mit Köpfen zu machen. Kinder zu bekommen.«
    »Im Prinzip bin ich nicht abgeneigt, aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür«, antwortete Kate.
    »Wird es denn je einen richtigen Zeitpunkt geben?«
    »Sobald ich das Buch fertig habe, an dem ich gerade sitze.«
    »Nun, damit sind wir immerhin schon einen Schritt weiter.« Kate war wirklich ein Fall für sich! Hatte sie nicht längst genug geschrieben? Blieb ihr überhaupt noch etwas zu sagen?
    »Ich habe mich lange mit Estelle darüber unterhalten. Sie ist der Meinung, dass ich mich an einem Punkt meiner Karriere befinde, an dem ich etwas wirklich Außergewöhnliches abliefern sollte. Meinen großen Durchbruch, wie sie es nennt. Ich möchte etwas schreiben, worauf ich wirklich stolz sein kann. Mein bestes Werk. Aber das schaffe ich nur, wenn ich mich ganz darauf konzentriere. Eine Hochzeit, ein Umzug und vielleicht sogar ein Baby, das wäre mir jetzt einfach zu viel.«
    Andere Frauen bewältigten doch auch mehrere Dinge gleichzeitig! Warum nicht Kate? Hätte Jon diesen Gedanken allerdings ausgesprochen, hätte das vermutlich zu einer ihrer endlosen Diskussionen geführt. Und anschließend würden sie sich für den Rest des Tages anschweigen.
    »Was schätzt du? Sechs Monate? Ich denke, so lange kann ich warten«, erklärte er friedlich.
    »Weißt du, ich will etwas ganz Neues ausprobieren. Aber dazu muss ich erst mit Estelle reden, sobald sie aus den Flitterwochen zurück ist.«
    »Oh, sicher kann sie deinen Anruf kaum abwarten.«
    Kate leerte ihren Kaffeebecher und stand auf. »Ich sollte mich allmählich in Schale werfen«, meinte sie. »Die Trauung ist um elf.«
    »Sechs
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