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Kein Kerl zum Verlieben

Kein Kerl zum Verlieben

Titel: Kein Kerl zum Verlieben
Autoren: Nan Dee
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1
     
    Wehmütig und traurig schaute Ricarda in das Gesicht ihres Freundes, der gleich nicht mehr ihr Freund sein würde. Diese graublauen Augen liebte sie noch immer, ebenso das dunkelblonde Haar, das er sehr kurz geschnitten trug und die Grübchen, die er beim Lachen bekam. Lachen würde sie ihn heute mit Sicherheit nicht sehen. Wahrscheinlich nie mehr wieder.
    Thomas arbeitete diese Woche Spätschicht. Er war gerade aufgestanden und hatte verschlafen zugestimmt, als sie angerufen und gebeten hatte, auf einen Sprung vorbeikommen zu dürfen, da sie etwas Wichtiges zu besprechen hätten. Ihr war schon der Anruf nicht leicht gefallen und das Gespräch mit Thomas würde ihr das Letzte abverlangen, aber es musste sein. Am liebsten hätte sie sich vorher Mut angetrunken, doch sie war nicht der Typ dafür. Jetzt war sie hier und kam seiner Aufforderung, sich zu setzen, nach. Sie wählte einen Sessel, so konnte er sich nicht neben sie setzen.
    Thomas nahm auf der Couch Platz. „Musst du heute nicht arbeiten?“, fragte er.
    „Nein, ich habe einen Tag freigenommen, um einige Dinge zu regeln. Deshalb habe ich auch angerufen und bin gekommen, wir müssen reden.“
    „Aha? Willst du was trinken?“
    Ricarda schüttelte den Kopf.
    „Was ist denn los?“
    Sie wollte nicht lange um den heißen Brei herumreden und womöglich den Mut verlieren und hielt sich an ihren Plan, direkt auf den Punkt zu kommen. „Ich mache Schluss, Thomas!“
    Einen Moment herrschte Schweigen und Ricarda fragte sich, ob er ihre Worte verstanden hatte. Sie an seiner Stelle wäre sicher ausgeflippt, hätte geschrien und nach dem Warum gefragt.
    „Warum?“, fragte Thomas leise. Er nestelte an seiner Zigarettenpackung herum, holte einen Glimmstängel heraus, zündete ihn aber nicht an. Er drehte ihn zwischen den Fingern und steckte ihn wieder zurück.
    Ricarda hasste Rauchen und hatte immer versucht, ihn davon wegzubringen. Erreicht hatte sie nur, dass er weniger in ihrer Gegenwart qualmte.
    „Ich habe einen Job in einer anderen Stadt angenommen und will, bevor ich in einigen Tagen umziehe, reinen Tisch machen. Ich glaube, wir haben keine gemeinsame Zukunft vor uns. In letzter Zeit sahen wir uns immer weniger. Wir sind ja nie richtig zusammengezogen, obwohl wie nun fast drei Jahre ein Paar sind. Auch mein Kinderwunsch hat dich nie gekümmert. Und Heirat? Jedes Mal, wenn ich das Thema angesprochen habe, hast du abgelenkt und bist ausgewichen.“ Sie hob die Hand, um einem Einwand von ihm zuvorzukommen, jetzt kam sie in Fahrt. „Ja, ich weiß, du brauchst deine Freiheit. Aber ich bin nicht wie du! Ich brauche etwas anderes. Ich will Geborgenheit, Nähe, eine Familie!“
    „Und das bekommst du in der anderen Stadt? Hast du da einen Neuen?“ Er blitzte sie an und verzog abfällig das Gesicht.
    „Nein! Blödsinn! Aber ich muss etwas ändern in meinem Leben, so will ich nicht weitermachen. So kann ich nicht weitermachen, ohne unglücklich zu werden.“
    „Aha“, sagte er wieder und griff mit der linken Hand das Feuerzeug. „Und das ist dir ganz plötzlich eingefallen“, sagte er als Feststellung und schnippte mit den Fingern, nachdem er die Zigarettenschachtel auf den Couchtisch hatte fallen lassen. „Und schwupps war der neue Job da. Wie praktisch!“ Jetzt blickte er sie das erste Mal voll an. „Vorher mit mir reden ging wohl nicht? Hast alles schon festgemacht, ja?“
    Ricarda öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch er winkte schnell ab. „Na, du musst wissen, was du willst. Wenn du meinst ... Dann viel Glück.“ Steif saß er da und spielte wieder mit der Schachtel, schaute sie nicht an.
    „Das ist alles?“, fragte Ricarda fassungslos. „Viel Glück, guten Weg, bye bye?“
    „Was soll ich noch dazu sagen?“
    ‚Dass du mich so sehr liebst und bereit wärst, mich zu heiraten, zum Beispiel?‘, dachte sie und biss sich auf die Lippen, um es nicht auszusprechen. Sie wollte ihm keine Worte in den Mund legen und sein jaja, wie du meinst, hören. Erschüttert schaute sie Thomas an, bekam aber keinen Blick von ihm zurück. Teilnahmslos drehte er die Schachtel in der Hand.
    ‚Was für ein Arsch! So schnell hakt er drei gemeinsame Jahre ab?‘ Sie schüttelte den Kopf. „Das ist wirklich alles, was dir dazu einfällt?“
    Thomas reagierte nicht.
    Ricarda fühlte es heiß in sich aufsteigen und ihr Herz pochte auf einmal heftiger. „Dann mach‘s gut. Ich muss hier raus! Tschüss, ich finde den Weg allein.“ Sie konnte es nicht
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