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Kein Kerl zum Verlieben

Kein Kerl zum Verlieben

Titel: Kein Kerl zum Verlieben
Autoren: Nan Dee
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Fahrzeugschlange aus und der Lärm war beträchtlich. Passanten liefen in diese oder jene Richtung und keiner sah europäisch aus. Es wurde bereits dämmrig, die Sonne beeilte sich, unter den Horizont zu kommen. Spätestens halb sieben war es dunkel, das wusste Ricarda. Als sie ausgetrunken hatte, kaufte sie ein geschnittenes Toastbrot und Marmelade für das morgige Frühstück, portionierten, löslichen Kaffee und zwei Flaschen Wasser. Sie kam schon wieder ins Schwitzen und wollte nach oben. Wenn sie es schaffte, bald einzuschlafen und am nächsten Morgen zu halbwegs normaler Zeit aufzuwachen, hatte sie sich der Ortszeit angepasst und der Jetlag verschwand. Mittwoch war für sie noch ein freier Tag zum Eingewöhnen, ab Donnerstag trat sie ihre neue Stelle an.
    Kaum lag Ricarda im Bett, Bezüge hatte sie im Schrank gefunden, wurde die Müdigkeit übermächtig. Sie sah Thomas vor ihrem geistigen Auge, fühlte, wie er sie streichelte und küsste, schaute in sein Gesicht, das erst lächelte, sich dann jedoch verzog. Sie hörte, wie er rief: „Mach doch, was du willst!“, und sich immer weiter von ihr entfernte. Sie hörte Susi lachen und „Ach Süße“ sagen und dämmerte immer weiter weg. Eine Kirchenglocke dröhnte, bumm, bumm, bumm. Eine Kirche? In Bangkok? Harte Gitarrenriffs erklangen und füllten den Raum um sie herum aus. Sie leiteten Hells Bells von der Hardrockband AC-DC ein. Sie kannte den Song, er befand sich auf der CD, die Thomas immer in seinem Auto hörte. Nur, warum dröhnte der Song jetzt laut in ihren Ohren? Mit einem Ruck fuhr Ricarda hoch, setzte sich auf und starrte zum Fenster, das die nächtliche Silhouette der Stadt zeigte. Sie sah auf die Uhr, halb neun. Die Musik kam durch die Wand, und zwar von links, wenn sie genau hinhörte. Das durfte doch nicht wahr sein! Soviel zu den höflichen, netten, zuvorkommenden, rücksichtsvollen Thais ...
    Das Gekreische musste im halben Haus zu hören sein. Ricarda riss die Zudecke beiseite und stand auf. Sie wollte die Tür aufreißen und wusste einen Augenblick nicht, was sie mit dem Drehknauf machen sollte. Dann stand sie vor der Nachbartür und klopfte, da sie keine Klingel fand. Da nichts passierte, hämmerte sie mit den Fäusten gegen die Tür, die gleich darauf nach innen schwang. Ein Mann schaute sie verwundert an.
    Überrascht starrte Ricarda ihn an. Er sah normal aus, nicht wie ein Asiate. Helle blaue Augen musterten sie und hellblondes, für einen Mann zu langes Haar wellte sich bis zu den Schultern. Ein Dreitagebart machte das attraktive Gesicht noch markanter und schöner. Der junge Mann war knapp einen Kopf größer als sie und trug einen dunkelblauen, seidig glänzenden Bademantel, oder war es ein Kimono?
    „Äh, hi, äh, the music ...“, stotterte Ricky. Ihr Gehirn lief noch im Schlafmodus und ihre Augen klebten am Gesicht des Mannes. ‚Oh Mann, sieht der gut aus!‘, dachte etwas in ihr.
    „What is?“, fragte der Typ, drehte den Kopf, um hinter sich in die Wohnung zu schauen und drehte ihn wieder zurück, wobei er das Gesicht verzog. „The music ...“
    Ricarda nickte heftig. „Yes! The music is to loud. I must sleep, do you understand?“
    Ein abfälliger Blick aus den blauen Augen traf sie, wanderte vom Gesicht abwärts über die Wölbungen ihrer Brüste unter dem T-Shirt hinweg tiefer bis zu den nackten Füßen und glitt wieder nach oben bis zur Brust. Dann schloss der junge Mann wortlos die Tür.
    Drei Sekunden starrte Ricarda auf die geschlossene Tür und war zu keiner Reaktion fähig. „Kann das wahr sein?“, fragte sie laut und überlegte, noch einmal gegen das Holz zu hämmern, als die Heavy Metal Klänge leiser wurden, aber nicht verstummten.
    „Blödmann“, murmelte sie und schlich zurück ins Bett.
     

 
     
3
     
    Mit ein paar nächtlichen Unterbrechungen, an die sie sich nur vage erinnerte, schlief Ricarda am nächsten Morgen bis halb acht. Sie drehte sich noch eine Weile hin und her, döste und dachte an Thomas. In Momenten wie diesen vermisste sie ihn, das war schon so, seit sie beschlossen hatten, zusammen zu sein. Doch jetzt war sie wieder solo und würde wohl noch eine Zeitlang allein aufwachen. Mit Thomas war es aus und sie musste ihn aus ihrem Leben streichen. Er fand sicher schnell eine andere, die er bespringen, ansonsten aber links liegenlassen konnte, um seine Freiheit zu behalten. Oder lag er jetzt auch im Bett und vermisste sie? Unsinn, sie hatte in letzter Zeit kaum noch bei ihm übernachtet, außerdem
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