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Kein Kerl zum Verlieben

Kein Kerl zum Verlieben

Titel: Kein Kerl zum Verlieben
Autoren: Nan Dee
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fassen! Wie von einer Pferdebremse gestochen, sprang sie auf, riss ihren Mantel vom Haken, dass der Aufhänger an einer Seite abriss und stürmte aus der Wohnung.
     
    Mit einem erleichterten Aufatmen, dem sich ein Seufzer anschloss, drückte Ricarda hinter sich die Wohnungstür ins Schloss. Puh, sie hatte den schwersten Gang ihres Lebens hinter sich gebracht und war heilfroh, es geschafft zu haben. Wie Thomas reagiert hatte, gab ihr einen Stich ins Herz. Hatte er sie denn überhaupt geliebt? Er nahm die Trennung hin wie die Nachricht, die Eier seien alle oder morgen sollte Regen kommen. Er hatte nicht einmal versucht, um sie zu kämpfen. Mechanisch streifte sie die Schuhe ab, zog den Mantel aus und hängte ihn mit dem Kragen an die Garderobe. Sie würde ihn schon bald nicht mehr brauchen. Dann ging sie die wenigen Schritte zum Wohnzimmer und ließ den Blick durch den Raum der kleinen Einraumwohnung schweifen. Hier war ihr Reich, ihre Rückzugsmöglichkeit, ihr Zuhause – das sie viele Monate nicht wiedersehen sollte.
    Sie schaute zum Glasschrank, in dem sie ihre Münzschätze präsentierte. Die Vatikansätze in den aufgeklappten Foldern waren ihr ganzer Stolz, sie hatte sie sich mühsam zusammengespart. Den Fernseher würde sie nicht vermissen, es kam eh nur Mist in der Glotze. Für Musik nahm sie den MP3 Player mit. In der Ecke und am Fenster sah es ungewohnt leer aus. Die Grünpflanzen hatte sie bereits der Meier im zweiten Stock geschenkt. Die nette alte Dame besaß ihre Zweitschlüssel, würde sich um die Post und die Werbung im Briefkasten kümmern und ab und zu in der Wohnung nach dem Rechten sehen. Der Koffer, der aufgeklappt an der Wand lag, quoll vor Sachen bereits über. Dabei gab es noch so viel, was sie unbedingt mitnehmen wollte. Oder war es besser, nur das Nötigste einzupacken und den Rest hierzulassen? So, wie sie ihr altes Leben hierlassen musste, hierlassen wollte? Ein Neuanfang ohne Ballast? Ein Jahr lang würde sie Zeit haben, sich zu entscheiden, ob sie zurückkehrte oder nicht. Wieder eine lebensverändernde Entscheidung, die auf sie zukam. Dabei hatte sie schon schwerwiegende Entscheidungen getroffen, gerade heute erst wieder. Es hatte weh getan. Tat sie das Richtige? Egal. Es gab kein zurück mehr. Nein, egal war es nicht! Sie brauchte jetzt einen Kaffee.
    Als sie das heiße Wasser in die Tasse mit dem löslichen Kaffee goss, in ihre Lieblingstasse mit der grinsenden Katze darauf, die nun auch hierblieb, schoss ihr erneut der Gedanke durch den Kopf, dass es nur noch wenige Tage waren, die sie in Berlin blieb, die Zeit lief. Was würde sie dort trinken? Tee? Ach Quatsch, sie zog in eine Großstadt, in eine Weltstadt, wo die Leute wie überall auch ganz normal Kaffee tranken.
    Ricarda setzte sich auf die blaue Couch und nippte an der Tasse. Gerade wollte sie die letzte Stunde Revue passieren lassen, als das Klingeln des Telefons sie aufschreckte. ‚Ich hätte es abmelden sollen, nun zahle ich ein Jahr lang die Grundgebühr weiter und bin gar nicht da‘, dachte sie und meldete sich mit „Hallo?“
    „Hallo Ricky! Ich bin’s, Susi. Geht’s dir gut? Hast du alles erledigt, was du vorhattest? Ich wollte fragen, na, weil du doch bald weg bist, äh, hast du Zeit für mich? Wir könnten einen Abendbummel machen und etwas Essen ...“
    Ricarda hörte, wie ihre beste Freundin am anderen Ende der Leitung schniefte. Es ging ihr offensichtlich nahe, die Busenfreundin für eine lange Zeit zu verlieren. Auch sie selber fühlte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Sie mochte nicht daran denken, Susi nur noch gelegentlich am Telefon oder per Webcam sprechen zu können und nicht mehr persönlich zu treffen. Keine Berührungen, keine Umarmungen mehr, nur ein Gesicht auf dem Bildschirm oder eben die Stimme am Hörer. Schnell blinzelte sie die feuchten Schleier weg.
    „Susi, hi! Ich habe es gerade getan“, sprudelte sie heraus, ehe sie es verhindern konnte. „Ich habe mich von Thomas getrennt. Es ist besser so“, sagte sie zu Susi. Oder sagte sie es mehr als Bekräftigung zu sich selber? Um ihr Gewissen zu beruhigen und die Trauer in Grenzen zu halten? Ach, der Typ war es gar nicht wert, noch länger an ihn zu denken!
    „Oh.“ Einen Moment herrschte Schweigen. „Ja, ich glaube auch, dass es besser für dich ist. Auch wenn es sicherlich ein schwerer Schritt für dich war.“
    „Ja, es war schwer. Aber du weißt ja, dass ich schon längere Zeit mit der Beziehung mit Thomas unzufrieden und nicht
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