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Zu feindlichen Ufern - [3]

Zu feindlichen Ufern - [3]

Titel: Zu feindlichen Ufern - [3]
Autoren: Bastei Lübbe
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ja, Sir, und es dürfte vorerst so bleiben. Uns steht eine steife Brise bevor, Kapitän. Das Wetterglas fällt rapide.« Barthe schaute sich um, als rechnete er schon mit den ersten Sturmausläufern. »Sieht nicht gut aus, Sir.«
    Hayden ärgerte sich im Stillen, dass er sich wieder von Barthes Voraussagen drohender Katastrophen beunruhigen ließ. Dann schaute er nach oben und nahm vorsichtshalber den Hut ab, damit keine Böe darunter fuhr. »Da oben! Mr Wickham? Können Sie unser Beiboot ausmachen?«
    »Nein, Sir«, kam die Antwort aus der Dunkelheit.
    »Zur Hölle mit dieser Nacht«, murmelte Hayden. Was, um Himmels willen, war mit Ransome passiert? Hatte er etwa die Themis in der Dunkelheit verpasst? Dabei war es Mr Barthe trotz der Strömungsverhältnisse und des ablandigen Windes gelungen, das Schiff auf Position zu halten. Selbst ein so unerfahrener Offizier wie Ransome müsste es doch schaffen, zum eigenen Schiff zurückzukehren. Irgendetwas war den Männern dazwischengekommen, und Hayden rechnete bereits mit dem Schlimmsten – war das Beiboot entdeckt und von den Franzosen erobert worden?
    Hayden schritt die Breite des Quarterdecks ab, ehe er entlang der Backbordreling auf und ab ging. Die am Himmel dahinjagenden Wolken erweckten den Eindruck, der Mond fliege ebenfalls dahin, doch Hayden erlag der Illusion nicht. Er hatte vielmehr das Gefühl, die Weltkugel habe aufgehört, sich um die eigene Achse zu drehen, da der Mond so träge am Firmament prangte.
    Er war im Begriff, dem Master zu sagen, dass sie unverzüglich Kurs auf Portsmouth nehmen würden, sowie Ransome an Bord wäre, als er ein leises Rufen vernahm.
    »Kapitän Hayden, Sir!«, drang Wickhams Stimme mit Nachdruck oben aus dem Rigg. »Ich glaube, da ist ein Schiff auf offener See, fast genau dwars, Sir.«
    Rasch trat Hayden an die Steuerbordreling und spähte in die Düsternis. Die trübe schwarze See hob und senkte sich in der Dünung, ein wenig Regen fiel aus den getriebenen Wolken.
    Archer tauchte neben Hayden auf.
    »Sollen wir klarmachen zum Gefecht, Sir?«, fragte der Leutnant und spähte ebenfalls angestrengt in die Dunkelheit des Ärmelkanals. Mit beiden Händen klammerte er sich an die Reling.
    Zwar konnte Hayden kein Schiff erahnen, aber er wollte es nicht riskieren, dass sich der Midshipman womöglich geirrt hatte. »Ja, Mr Archer, aber leise, wenn ich bitten darf. Kein Rufen, keine Trommeln.«
    »Aye, Sir.« Der Leutnant eilte zum Niedergang.
    Unmittelbar darauf quollen die Männer aus den Luken an Deck und lösten auf Haydens Befehl hin die Karronaden. Von unten aus dem Batteriedeck vernahm Hayden hastige Schritte und Geräusche bei den Geschützen. Man merkte den Männern ihre Aufregung an, in die sich hier und da auch Furcht vor dem Ungewissen zu mischen schien.
    Prustend eilte der rundliche Master an Haydens Seite. Nachdem er eine Weile in die Finsternis gestarrt hatte, riss er mit einem Mal die Hand hoch. »Ist das ein Licht dort, Kapitän?«
    Inzwischen suchte Hayden die Wasser mit dem Nachtglas ab. »Das ist ein Schiff, Mr Barthe. Eine Fregatte, wenn ich mich nicht täusche. Wir können nur hoffen, dass sie uns noch nicht entdeckt haben.« Hayden schaute sich an Deck um. »Löschen Sie diese Laternen dort, Mr Madison«, trug er dem Midshipman auf. »Und hängen Sie eine Laterne in der Heckgalerie auf, damit Mr Ransome uns noch finden kann.«
    Augenblicklich erloschen die Lichter an Deck. Nun waren die Crewmitglieder im fahlen Mondschimmer nur noch zu erahnen.
    Hayden spürte die Anspannung bis in die Fußspitzen. Er würde sich entscheiden müssen. Auch wenn die Prise noch so verlockend war, es bliebe ihm wohl nichts anderes übrig, als das Schiff vorbeiziehen zu lassen. Viel mehr Sorgen bereitete ihm indes die Aussicht, der Feind könne die Themis entdeckt haben. Würde sich die Fregatte nun in den Schutz der Küstenbatterie flüchten oder würde sie zum Angriff übergehen?
    »Ich glaube, das Schiff wird achteraus an uns vorbeiziehen, Kapitän – etwa drei Kabellängen.« In seiner Aufregung verlagerte Barthe sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. »Aber wenn wir sie sehen können, Kapitän …«
    »Ja, Mr Barthe, es ist davon auszugehen, dass sie uns entdecken werden.«
    Wie hatten Mr Stephens Anordnungen gelautet? Sollte diese Aufgabe mit anderen Befehlen kollidieren, die Sie von mir erhielten, so teile ich Ihnen hiermit mit, dass die Begegnung mit Monsieur Benoît und die Überbringung der Nachrichten an die
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