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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)
Autoren: Andreas Saumweber
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PROLOG
     
     
    Festung Trollstigen beim Romsdalsfjord, Norwegen
    Montag, 01. November 1999
    Die Innenwelt
     
    Es war, als träumte sie. Einen düsteren Traum, mit grauen Mauern, mit flackerndem Flammenschein, mit schwarzen Schatten. Ferne Schreie hallten durch die Dunkelheit, merkwürdig verzerrt und gedehnt, dunkle Stimmen klangen durch ihr Bewusstsein, eisenbeschlagene Stiefel dröhnten wie dumpfe Trommelschläge in der Nacht. Alles schien so unwirklich, sie war so benommen und wusste nicht einmal woher. Sie lag am Boden, so viel erkannte Veronika, doch der drehte sich unter ihr, ihr war schwindelig und übel.
    Ein verschwommenes Gesicht tauchte in ihrem Sichtfeld auf. Der Mund vor ihren Augen bewegte sich und gab dröhnende Laute von sich, die keinen Sinn ergaben. Sie versuchte etwas zu erwidern, ihr Körper reagierte aber nicht auf ihren Willen. Der Mann machte sich an ihr zu schaffen, doch sie konnte nichts davon spüren. Er schob eine Hand unter ihre Knie und hob ihren Oberkörper an, so dass die Wände um sie herum zu schwanken begannen. Ihr Kopf fiel kraftlos in ihren Nacken, der Schwindel schwoll auf einmal so stark an, dass sie nicht einmal mehr wusste, wo oben und unten war. Ein kleiner Anteil ihres Verstandes begriff, dass sie hochgehoben worden war. Der Rest kämpfte ein verzweifeltes Rückzugsgefecht gegen den unüberwindbaren Schwindel.
    Graue Mauern zogen an ihr vorbei, noch mehr verschwommene Gestalten, noch mehr Schreie, noch mehr Schritte. Noch immer spürte sie nichts, ihr Körper schien völlig von ihrem Geist abgetrennt zu sein. Sie verstand gar nichts, außer, dass sie endlichaufwachen wollte aus diesem merkwürdigen Traum. Ihr Gefahrensinn tief in ihrem Innern läutete hysterisch alle Alarmglocken, doch selbst das schien ihrem Körper kaum eine Reaktion zu entlocken.
    Auf die grauen Mauern folgte schwarzer Nachthimmel mit tanzenden Schneeflocken. Kalte Luft brannte in ihren Lungen, sie hörte stapfende Schritte im Schnee. Doch ihre Haut fühlte nichts, keine Kälte, keine Berührungen. Erneut wurde ihr schwindelig, als sie der Fremde langsam in den Schnee legte. Sie wurde ein wenig hin und her gedreht, dann begann plötzlich alles um sie herum zu schaukeln, sie glaubte für einen Moment zu fallen, zu FALLEN, und dann wurde es schwarz um sie.
     
    Ein dumpfer, pochender Schmerz in ihrem Bauch ließ Veronika jäh erwachen. Sie versuchte zu schreien, doch heraus kam nur ein müdes, schwaches Stöhnen, das gleich darauf kraftlos auf ihren Lippen erstarb. Als sie mit einer Hand nach den Schmerzen tasten wollte, stellte sie fest, dass etwas ihren Arm fest gegen den Boden presste. Erschrocken öffnete sie die Augen und sah in ein weiß geschminktes Gesicht.
    »Sie ist wach«, erklärte der Fremde auf Norwegisch, eine Sprache, die sie mit einiger Mühe verstehen konnte.
    »War sie vorhin auch«, kam eine Antwort von irgendwo, eine tiefe Männerstimme. »Das muss nichts heißen.«
    »Nein«, widersprach der Geschminkte mürrisch. »Sie ist
richtig
wach. Awake. Våken. Vif. Wach.«
    Ein dritter Sprecher mischte sich mit seltsam singendem Tonfall ein: »Ist das gut?«
    »Sie ist zu stark verletzt«, gab der Mann mit der tiefen Stimme zurück. »Das hier ist das letzte Aufbäumen ihres Körpers. Meine Heilkraft kann ihr nicht mehr helfen.«
    »Was willst du damit sagen, Tagaris?«, fragte der Dritte. »Heißt das, wir verlieren sie?« Sie hörte keine Antwort, aber etwas ließ den Mann verächtlich schnauben. »Das wird Rushai keine Freude bereiten!«
    »Uns allen«, mischte sich wieder der Geschminkte in das Gespräch, »wird das keine Freude bereiten.«
    »Was sollen wir dann tun?«, meinte der Dritte mit seiner Singsangstimme. »Wenn wir Rushai sagen, dass wir versagt haben, wird er uns die Hölle heißmachen! Sollen wir ihn anlügen?«
    »Wenn du ihn anlügst, knüpft er dich mit deinen Eingeweiden am nächsten Baum auf.« Ein grimmiges Lächeln umspielte kurz die blutleeren Lippen des Geschminkten, ganz so, als ob ihm der Gedanke nicht besonders unwillkommen wäre.
    »Ha! Hast du eine bessere Idee?«
    »Wir verhindern«, sagte der, der gerade Tagaris genannt worden war, »dass der Fall eintritt, dass wir ihm ihren Tod berichten müssen. Wir retten sie.«
    »Ich dachte, du kannst sie nicht retten!«
    »Nein. Gewöhnliche Heilkräfte sind hier zu wenig. Sie hat viel zu viel Blut verloren. Es bleibt uns nur ein Weg offen.«
    »Was meinst du?«, empörte sich der Dritte. Von seinem Singsang war
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