Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zirkus zur dreizehnten Stunde

Zirkus zur dreizehnten Stunde

Titel: Zirkus zur dreizehnten Stunde
Autoren: Cassy Fox
Vom Netzwerk:
Sehnsucht weckte. Doch zugleich war da etwas anderes, eine Finsternis, ein Abgrund, den sie nie wieder sehen wollte …
    „Bisher – weil niemand je in der Lage war, Kismets Schutzbann zu brechen.“ Da war sie wieder. Die Bosheit schlich zurück und das Funkeln in seinen Augen nahm erneut zu.
    „Das hast du nicht!“, fuhr Antigone auf. Schrecken und Angst jagten durch jeden Zentimeter ihres Körpers. Cael lächelte und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Panik war so manifest, dass sie keine Kontrolle mehr über ihren Körper bekam. Der Zirkus war geschützt. Durch alte Magie. Man erreichte ihn nur, wenn er öffnete. Die Barriere selbst zu durchbrechen, war schwer, wenn auch nicht unmöglich. Ein Mensch, der sie überwinden könnte, würde schwer zu finden sein. Hingegen, alte Wesen, mächtige ihrer Rasse, sie konnten es einfacher bewerkstelligen. Wesen wie …
    „ Cael!“, ihre Stimme zitterte, als er nicht antwortete und nur mit diesem Grinsen vor ihr stand. Sie packte ihn und funkelte ihn an. „Cael!“, ihr Schrei dröhnte in ihren Ohren. Die Angst all ihre Schützlinge einem wilden Mob ausgeliefert zu sehen, schien etwas in ihr abzutöten. Keiner würde sich lange gegen eine Horde aufgebrachter Menschen wehren können.
    Alle waren Ausgestoßene, Vertriebene. Die Menschen würden niemanden entkommen lassen. Egal, ob sie eine Schuld trugen oder nicht.
    Einen Augenblick schwieg er noch, sah sie mit diesem anrüchigen Glitzern in seinen Augen an. Langsam berührte er ihr Kinn und umschloss es sanft. „Ich liebe die Angst in deinen Augen“, hauchte er ihr ins Ohr.
    Antigones Körper versteifte sich. Seine Berührung rief in ihr einen Schauer hervor, von dem sie lieber nicht wissen wollte, woher er kam.
    „Aber im Moment ist sie unbegründet.“
    Ein Aufstöhnen entkam ihren Lippen. Ihre Beine gaben nach. Nur die Tatsache, dass er den anderen Arm um ihre Hüfte gelegt hatte, hielt sie aufrecht. Alles an ihr begann zu zittern. In einer Vision hatte sie gesehen, wie die Menschen hier eingefallen waren und alles dem Erdboden gleichgemacht hatten. Jeder war in Stücke gerissen worden, die Leiber zerschlagen und verbrannt. Die Stoffe waren in Flammen aufgegangen und niemand hatte überlebt. In den Ruinen der ausgebrannten Wagen hatte sie die Überreste liegen sehen. Der Wind hatte durch die letzten Balken geweht und ein Trauergeheul angestimmt. Ein Friedhof, der auf ewig die Gräuel bewahrte, war genau hier entstanden.
    Sie schloss die Augen und versuchte das Bild aus ihren Gedanken zu verbannen. Das Gefühl, alles zu verlieren, zu sehen, wie alles vernichtet wurde, und seine Berührung, der Halt, den er ihr gab. Antigone riss die Augen auf. Sie lehnte immer noch an ihm, wurde von ihm gehalten!
    „Wie kannst du nur –“, zischte sie schließlich und befreite sich aus seiner Umklammerung.
    „Denk immer daran …“, unterbrach er sie und sein ernster Blick fing den ihren ein. Das Lächeln war verschwunden. Seine Hand hielt sie fest und verhinderte, dass die Distanz all zu groß wurde. „… auf wessen Seite ich stehe.“
    „Du kennst doch nur deine eigene Seite“, ihre Stimme zitterte immer noch. Tränen wollten in ihre Augen schleichen und sich einen Weg in die Freiheit bahnen. Nur mit Mühe konnte sie alles unter Kontrolle halten. Die Gedanken an das Gemetzel verblassten langsam, aber das Gefühl von Angst und absoluter Panik blieb. Das Gefühl, versagt zu haben, nagte an ihr wie Ratten an einem Käse und zerfraß sie innerlich.
    „Die Seite, zu der auch du gehörst.“ Er ließ sie los und Antigone gelang es nur schwer, sich auf den Beinen zu halten. „Vergiss das niemals!“ Eine Bewegung voller Eleganz, ein langsames Umdrehen, und er ging mit erhobener Hand zurück in den Schatten des Waldes. Nach wenigen Schritten verschwand er und die Finsternis hinter ihm schien an Substanz zu gewinnen.
    Antigone starrte auf den Punkt, an dem er verschwunden war. In ihr tobte ein Kampf, der sich gegen seine letzte Aussage sträubte. Sie kannte ihn, wusste, wer er war und wollte niemals zu seinesgleichen gehören. Der Zirkus war ihr Leben und ihr Traum. Sie würde alles daran setzten, dass er immer ein Zufluchtsort für jene blieb, die sie Ihresgleichen nannte.
    Immer, das Wort hallte in ihren Gedanken wieder. Es schien wie eine Reibe, die etwas in ihr ankratzte. Als würde unter dieser Schicht etwas anderes liegen. Während sie in dem Gefühl versank, hallte plötzlich Maurices Schrei über die Lichtung und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher