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Zirkus zur dreizehnten Stunde

Zirkus zur dreizehnten Stunde

Titel: Zirkus zur dreizehnten Stunde
Autoren: Cassy Fox
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eine Welle aus Energie, ein Beben, das alles einzureißen drohte. Dann war es wieder ruhig.
    Etwas geschah. Stimmen tauchten auf. Nur Stimmen, keine Schemen, keine Gesichter. Alles blieb leer.
    „Das Ende rückt näher.“
    Wer war das?
    „Der Zirkus ist ein Sammelbecken von verlorenen Hoffnungen und Träumen. Er stellt das Ende der Kräfte dar, das Ende der Möglichkeiten, in das Schicksal einzugreifen.“
    „Und das bedeutet, dass du nichts tun wirst um Antigone zu retten?“
    Retten? Sie? Sie war die einzige, die überlebt hatte. Warum sollte man gerade sie retten?
    „Willst du sie einfach in den Wahnsinn gehen lassen?“
    Welcher Wahnsinn?
    „Es ist nicht meine Entscheidung.“
    Wessen Entscheidung? Wer sprach da? Die Stimmen kamen ihr bekannt vor, aber sie konnte keine Gesichter zuordnen. Ihr Geist trieb in ständigem Chaos, fand keinen Halt mehr, keine klaren Erinnerungen, keine Bilder, alles war einfach vollkommen durcheinander.
    „Das Schicksal fordert seinen Tribut.“
    Schicksal … das Wort hallte in ihrem Kopf nach.
    „Antigone hat nie daran geglaubt.“
    „Zumindest hat sie versucht, dagegen anzukämpfen. Sie hat für alle gekämpft. Für jeden einzelnen hier! Warum kannst du nicht auch für sie kämpfen?“
    „Mach ihr keine Vorwürfe.“ Noch eine Stimme! Rauchig, alt, ruhig. „Eine Seherin sieht das Schicksal meist nur. Sie kann es nicht verändern. Schon gar nicht …“, eine kurze Pause, „… wenn ihre ganze Macht für etwas anderes gebraucht wird.“
    „… oder wenn ihre Macht einfach versiegt.“
    „Das Thema ist nun nicht wichtig.“
    Die Stimmen vermischten sich. Sie hatte Mühe, sie in weibliche und männliche zu unterteilen.
    „Es geht um die Zukunft des Zirkus!“
    Mein Zirkus, fuhr es Antigone wie ein elektrischer Schlag durch den Kopf. Die Zukunft ihres Zirkus? Sie fuhr herum.
    Eine Gestalt stand plötzlich mitten im Schein des Lagerfeuers. Die Gestalt eines Mädchens: Clotho. Sie sah Antigone an. Ein Lächeln verzerrte ihr Gesicht. Sanfte Fäden liefen von ihr weg. In alle Richtungen und an den Enden … erhoben sich die Zirkusmitglieder. Erst nur als Schemen, dann immer klarer.
    Sie lebten?
    Sie waren alle versammelt. Alle. Ihre Augen waren auf sie gerichtet. Ihre ganze Hoffnung lag in ihren Blicken. Sie alle erwarteten von ihr, dass sie ihnen helfen würde, dass sie hier in Freiheit und Frieden leben konnten. Sie … hatten all ihre Hoffnungen auf sie gesetzt.
    Auf sie … Antigone … einen gefallenen Engel …
    Sie hatte alle verraten.
    Sie hatte versagt.
    Sie hatte sie alle belogen und im Stich gelassen.
    Sie hatte ihr Schicksal besiegelt!
    Mit einem gewaltigen Schrei brach Antigone in die Knie. Die Stimmen in ihrem Kopf wurden lauter, gaben ihr die Schuld, an allem und verstummten nicht mehr. Antigone schrie, versuchte sie zu übertönen, versuchte alles aus ihrem Kopf zu verbannen.
    Die Umstehenden sahen sie verwirrt an. Ängstliches Flüstern erhob sich.
    Antigone rief immer wieder ihre Schuld hinaus, kreischte und krallte sich die Fingernägel ins Gesicht. Ihre Kiefer pressten sich stark aufeinander. Tränen traten in ihre Augen.
    Sie … alleine …
    Die Stimmen prasselten auf sie ein. Die Blicke aller waren weiterhin auf sie gerichtet. Überall brannte verächtliches Schimmern in den Augen. Überall war Verachtung zu sehen.
    Antigone schlug die Hände an die Ohren und versuchte, die Stimmen zum Schweigen zu bringen. Nichts half. Sie hörte sie immer noch … sie hörte … sie …
    Bis ein Flüstern … alles durchdrang.
    „An … tigone?“
    Sie hob den Blick.
    Eine weitere Gestalt hatte das Lager betreten. Eine Gestalt, die …
    „Du bist tot!“

22. XXI – Die Welt
    Faith war alles egal. Sie hatte ihre erste Liebe verloren. Auf eine Art, wie es schlimmer nicht möglich war. Er war tot. Einfach aus ihrem Leben verschwunden. Sie hatte in das Wasser gestarrt. Ewigkeiten, so kam es ihr zumindest vor.
    Doch dann war etwas geschehen. Etwas hatte sie dazu bewogen, den Blick zu heben. Gerade noch rechtzeitig um Mia zu erkennen. Das Mädchen war vor ihr in die Tiefe gestürzt. Einen Herzschlag lang hatte Faith sie angesehen. Einen Herzschlag lang, der sich zu einer Ewigkeit gedehnt hatte. Und dann hatte sie es erkannt. Die Angst in Mias Augen. Faith hatte aufgeschrien, versuchte sie zu erreichen. Vergeblich. Auch dieser Körper war in den Fluten verschwunden.
    Zuerst Aaron und Jack, nun Mia. Sie waren weg und sie wusste nicht einmal warum.
    Was geschah hier
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